Wird Radon eingeatmet, gelangt es in die Lunge und in die Bronchien. Das Radongas ist an sich nicht gefährlich, weil es zum Großteil einfach wieder ausgeatmet wird. Gefährlich sind die Zerfallsprodukte, vor allem Polonium 214 und 218. „Das sind Schwermetalle, die lagern sich auf der Lunge ab, können dort die Erbsubstanz DNA und Zellen schädigen, und begünstigen dadurch eine mögliche Lungenkrebserkrankung", erklärt Michaela Kreuzer, Leiterin der Abteilung Wirkungen und Risiken ionisierender Strahlung am Bundesamt für Strahlenschutz. Gefährlich werde das vor allem, wenn ein Mensch über längere Zeit hohen Dosen von Radon ausgesetzt ist. Radon ist die zweithäufigste Ursache für Lungenkrebs. „Führend ist Rauchen, aber selbst Asbestbelastung oder Dieselbelastung kommt nach Radonbelastung“, betont Kreuzer. Laut Berechnungen der Strahlenschützer sterben jedes Jahr in Deutschland etwa 2.000 Menschen an den Folgen einer Radon-Exposition.
Bereits seit 2005 treffen sich jährlich etwa 100-150 Fachleute und Interessierte, um neue Erkenntnisse zu den Grundlagen des Radonschutzes, zum radonsicheren Bauen sowie zu aktuellen Forschungsergebnissen auszutauschen. Die diesjährigen 13. Radontage in Dresden beschäftigten sich mit der Ausweisung von Radonvorsorgegebieten, mit Herausforderungen bei der Radonmessung sowie mit bau- und haustechnischen Möglichkeiten des radonsicheren Bauens.
Radon entsteht durch radioaktiven Zerfall von Uran, das es überall auf der Welt in unterschiedlichen Konzentrationen im Boden gibt. Besonders hoch liegt die Radonkonzentration deshalb in Böden und Gesteinen, die viel Uran enthalten. Deshalb unterliegt die Konzentration von Radon im Boden auch in Deutschland regionalen Schwankungen, abhängig von der lokalen Geologie und der Luftdurchlässigkeit des Erdbodens. „Wir haben zum Beispiel in Deutschland ein höheres Radonpotenzial in bestimmten Gegenden: In Bayern sind das der ostbayerische Wald und das Voralpenland, auch Gegenden bis hin zu München. Das liegt wirklich am Urangehalt. Zum Beispiel der Bayerische Wald - das sind eher Granitgebiete. Und Granit hat ein höheres Radonpotenzial", erläutert Kreuzer. Bis Ende 2020 werden die Bundesländer die Gebiete ausweisen, in denen eine beträchtliche Zahl an Gebäuden die Referenzwerte überschreitet – sogenannte Radonvorsorgegebiete. Am ersten Tagungstag wurde diskutiert, mit welchen Methoden die Ausweisung dieser Gebiete objektiv und transparent erfolgen kann.
Die Belastung durch Radon wird bisher nur für Beschäftigte an bestimmten Arbeitsplätzen, wie zum Beispiel in Bergwerken, Schauhöhlen, Heilbädern oder Anlagen zur Wassergewinnung, regelmäßig überprüft. Das Strahlenschutzgesetz sieht in ausgewiesenen Radonvorsorgegebieten zukünftig weitergehende Messpflichten und Reduktionsmaßnahmen vor. Beträgt die Radon-Konzentration am Arbeitsplatz im Jahresmittel mehr als 300 Becquerel pro Kubikmeter, müssen Maßnahmen eingeleitet werden, um die Konzentration zu senken. Auf der Tagung wurden Beispiele vorgestellt, wie Radonkonzentrationen fachgerecht gemessen und inwiefern die Maßnahmen den Betroffenen als wichtige Bestandteile des Gesundheitsschutzes kommuniziert werden.
Eine abendliche Fachexkursion führte zum Marienschacht Bannewitz, einem bergbaulichen Ensemble des Steinkohlebergbaus und der Urangewinnung. Der zweite Tag der Fachtagung war dann den bau- und haustechnischen Maßnahmen des radonsicheren Bauens gewidmet. Damit wurde dem weiterhin großen Wissensbedarf bei Planern, Bauherren und Bauausführenden entsprochen, vertiefende Erkenntnisse über taugliche Verfahren aus den Bereichen Bauwerksabdichtung, Lüftungstechnik sowie Radondrainage/Radonbrunnen zu gewinnen. Darüber hinaus wurden praktische Beispiele zur Radonsanierung, einschließlich der Erfolgskontrolle, gegeben.
Quelle: Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden & BR