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Wie kommt es zu Pleuraergüssen?

Von einem malignem Pleuraerguss, bei dem sich Flüssigkeit zwischen Lungen- und Rippenfell ansammelt, sind vor allem Lungenkrebspatienten betroffen. Wie es dazu kommt, erforschen Wissenschaftler am Helmholtz Zentrum München.

Ein maligner Pleuraerguss (MPE) tritt häufig bei Patientinnen und Patienten mit metastasierendem Brust- beziehungsweise Lungenkrebs auf. Dabei handelt es sich um eine übermäßige Flüssigkeitsansammlung im Brustkorb zwischen Lungen- und Rippenfell (den sog. Pleuren), begleitet von bösartigen Zellen. Die Lunge ist von Flüssigkeit umgeben, was unter anderem zu Atemnot und Brustschmerzen (bis hin zum Tod) führen kann. „Nach wie vor ist die Ursache nicht vollends verstanden, was die Suche nach geeigneten Therapien erschwert“, erklärt Prof. Dr. Georgios Stathopoulos, Arbeitsgruppenleiter am Institut für Lungenbiologie (ILBD) und Comprehensive Pneumology Center (CPC) am Helmholtz Zentrum München. „Allerdings sind wir auf diesem Weg nun ein gutes Stück weitergekommen.“

Sein Team baute in der aktuell veröffentlichten Studie (siehe Nature Communications, Online-Veröffentlichung am 14.2.2018) auf Erkenntnissen auf, die es in einer älteren Studie Anfang 2017 veröffentlicht hatte. „Damals konnten wir zeigen, dass Krebszellen mit einer bösartigen Mutation im KRAS-Gen den Pleuraerguss auslösen“, so Dr. Antonia Marazioti, Erstautorin vom Labor für Molecular Respiratory Carcinogenesis der Universität Patras in Griechenland, welches Georgios Stathopoulos in enger Vernetzung mit seiner ILBD/CPC-Tätigkeit am Helmholtz Zentrum München ebenfalls leitet. Das KRAS-Gen spielt eine entscheidende Rolle beim Wachstum verschiedener bösartiger Tumoren.

Dieses Wissen konnten die Autoren nun erweitern. „Unsere Versuche zeigen, dass in den mutierten Krebszellen durch Entzündungsbotenstoffe des Immunsystems – vor allem durch das sogenannte Interleukin-1? – ein Signalweg aktiviert wird, der langfristig den Pleuraerguss auslösen kann“, erklärt Stathopoulos. Bei dem Signalweg spielt ein Molekül namens IKK? (Abkürzung aus dem Englischen: inhibitor of nuclear factor-?? kinase ?) eine entscheidende Rolle, indem es wiederum weitere Botenstoffe (CXCL1) aussendet, die zu einer starken Entzündungsreaktion führen. „In der Folge wandern Immunzellen über die Milz in die Pleurahöhle ein und verursachen dort die Flüssigkeitsansammlung“, erklärt der Lungenkrebsexperte.

Um zu überprüfen, inwieweit die Ergebnisse künftig auch für die Therapie relevant sein könnten, versuchten die Forscher den entdeckten Signalweg im Versuchsmodell von zwei Seiten zu unterbinden. Dazu setzten sie sowohl einen Hemmstoff für KRAS, als auch für IKK? ein. „Tatsächlich ließ sich durch diese Doppelstrategie sowohl das Auftreten, als auch das Voranschreiten eines MPE signifikant reduzieren“, beschreibt Stathopoulos die Ergebnisse. Auch ließen sich so Resistenzen gegen eine Einzelbehandlung verhindern.

„Fast zwei Drittel aller MPEs sind die Folge einer Lungenkrebserkrankung. Angesichts der nach wie vor zahlreichen Raucher sind entsprechende Therapien dringend nötig“, so Georgios Stathopoulos. „Unsere Ergebnisse lassen vermuten, dass Medikamente gegen den von uns gefundenen Mechanismus eine Therapieoption werden könnten. Hier wollen wir künftig weiter in die Tiefe gehen und die Ergebnisse zusammen mit der Asklepios Klinik in Gauting auch im translationalen Ansatz an Lungentumorpatienten weiter bestätigen.“

Quelle: Helmholtz Zentrum München