Lungenärzte im Netz

Ihre Experten für gesunde Atemwege

Herausgeber:

Transplantatversagen mit Enzym vermeidbar

Organschäden nach einer Lungentransplantation lassen sich durch die Zugabe von Alpha-1-Antitrypsin (AAT) in die Organkonservierungslösung reduzieren. Darauf deuten die Ergebnisse einer präklinischen Studie am Versuchsmodell hin. Die Methode könnte es nach Aussage der Autoren möglich machen, Spenderorgane länger außerhalb des Körpers zu lagern und somit auch weiter zu transportieren.

Je länger eine Spenderlunge außerhalb des Körpers aufbewahrt wird, desto größer ist das Risiko für Gefäßschäden und primäres Transplantatversagen. In bisherigen Organkonservierungslösungen ist die Aufbewahrungs- und damit auch die Transportzeit insofern auf etwa sechs Stunden bei vier Grad Celsius begrenzt. Häufigster Grund für das primäre Organversagen ist ein sogenannter Reperfusionsschaden, also ein Schaden, der entsteht, wenn das zuvor nicht durchblutete Organ nach der Transplantation im Körper des Empfängers wieder durchblutet wird.

Nach aktueller Studienlage beruht der Reperfusionsschaden besonders darauf, dass durch die Wiederdurchblutung eine große Zahl an sogenannten neutrophilen Granulozyten in der Spenderlunge aktiviert wird. Diese speziellen weißen Blutkörperchen produzieren das Enzym Elastase, das Proteine auflösen kann. Körpereigene Proteine werden normalerweise durch Stoffe wie Alpha-1-Antitrypsin (AAT) geschützt, da sie die Elastase hemmen. Sind die neutrophilen Granulozyten jedoch übermäßig aktiv, kann dies auch zur Zerstörung des körpereigenen Gewebes führen. So ist es auch beim Reperfusionsschaden.

In einer kleinen vorklinischen Studie am Tiermodell untersuchten Forschende nun, ob es möglich ist, den Organschaden durch Alpha-1-Antitrypsin zu verringern (siehe Journal of heart and lung transplantation, Online-Vorabveröffentlichung am 30.3.2018). Die zu transplantierenden Organe wurden für den Versuch 18 Stunden lang bei vier Grad Celsius in einer herkömmlichen Konservierungslösung aufbewahrt, die mit menschlichem AAT angereichert wurde. Vier Stunden nach der Transplantation überprüfte das Wissenschaftlerteam die Lungen auf Schäden und auf die Zahl an neutrophilen Granulozyten.

Durch das zugesetzte AAT zeigte sich ein deutlicher Schutzeffekt. Das Blut in der transplantierten Lunge enthielt deutlich mehr Sauerstoff und es waren signifikant weniger neutrophile Granulozyten im Organ vorhanden, als in der Kontrolle. Die Autoren sind daher zuversichtlich, dass ihr Ansatz dazu beitragen kann, das Risiko für primäres Transplantatversagen zu senken.

In anderen Studien wurde bereits versucht, mittels AAT eine Schutzwirkung zu erzielen, allerdings geschah dies erst nach der Transplantation. Wird AAT dagegen schon der Konservierungslösung zugesetzt, ist es zum Zeitpunkt der Wiederdurchblutung bereits in hohen Konzentrationen im Lungengewebe vorhanden, so die Autoren. Damit könne es also den schädlichen Effekt der neutrophilen Granulozyten sofort eingrenzen. Da Alpha-1-Antitrypsin schon länger in der Behandlung von Alpha-1-Antitrypsinmangel eingesetzt wird, vermuten die Forschenden, dass ihre Methode relativ sicher ist. Weitere Studien, auch zu möglichen Nebenwirkungen der AAT-Zugabe, seien dennoch nötig, bevor die Methode Anwendung im klinischen Alltag finden kann.

Quelle: Lungeninformationsdienst