Menschen, die an einer chronischen Lungenerkrankung leiden - sei es COPD, Asthma oder Lungenemphysem - brauchen ganz besondere Unterstützung. Mit einem Krankenhausaufenthalt und ein paar Medikamenten ist es hier nicht getan. „Patienten müssen auch außerhalb der Behandlungen im Krankenhaus begleitet werden und lernen, mit der Krankheit umzugehen“, erklärt Dr. med. Thomas Voshaar, Chefarzt des Lungenzentrums am Krankenhaus Bethanien in Moers und Vorstandsvorsitzender des Verbands Pneumologischer Kliniken (VPK). Das Lungenzentrum Bethanien arbeitet daher eng mit der Moerser Ortsgruppe der Patientenliga Atemwegserkrankungen e.V., Lungensport-Gruppen und Atemtherapie-Gruppen zusammen.
Dabei bekommt jeder Patient zunächst einen Überblick über die Angebote, die es außerhalb der Klinik gibt. Das sind einmal im Monat stattfindende Vorträge im Krankenhaus Bethanien, aber auch verschiedene Selbsthilfe-Gruppen. Einige sind kostenlos, viele werden von der Krankenkasse bezuschusst.
In der Atemtherapie steht das richtige Atmen im Mittelpunkt. „Da gibt es viel Nachholbedarf“, berichtet Atem- und Entspannungstherapeutin Beate Wargalla. In ihren Gruppen erlernen die Teilnehmer Techniken, die helfen, sich in Notsituationen selbst zu helfen. Diese sind bei allen obstruktiven Atemwegserkrankungen die gleichen. „Das größte Hindernis sind Treppenstufen, hier ist die Belastung enorm. Wieder ein paar Stufen gehen zu können, kann schon ein riesiger Erfolg sein“, betont die Therapeutin.
Auch beim Lungensport geht es darum, aktiv zu werden. Peter Küsters, der selbst unter allergischem Asthma leidet, ist von Anfang an dabei und begrüßt, dass die Bereitwilligkeit Lungensport zu verordnen, immer größer wird. Momentan werden in Kooperation mit dem Moerser TV sechs Gruppen angeboten. Die Gruppen sind nach Schweregrad der Erkrankung unterteilt. „Wir fangen langsam an zu laufen oder machen Ballspiele. Zwei der Gruppen gehen gemeinsam schwimmen“, erzählt der Rehasportleiter.
Wie wichtig Bewegung ist, macht auch Dr. Thomas Voshaar deutlich: „Medikamente bei Asthma und COPD bringen ein bisschen Luft. Diese sollte man nutzen, um sich zu bewegen. Nur so kann man den Zustand dauerhaft verbessern.“
Das Netzwerk leistet aber noch mehr: „Viele Erkrankte gehen aus Angst vor Atemnot nicht mehr vor die Türe. Die Gruppen steuern also auch der sozialen Isolation entgegen“, berichtet Petra Arndt, Vorsitzende der Moerser Ortsgruppe der Patientenliga Atemwegserkrankungen, die ebenfalls Selbsthilfegruppen anbietet, in denen nicht nur die Erkrankung sondern auch gemeinsame Aktivitäten die Teilnehmer verbinden.
Wer die Angebote des Netzwerkes nutzt, ist meist schon in einem fortgeschrittenen Krankheitsstadium. „Das liegt daran, dass COPD erst diagnostiziert wird, wenn die Patienten bereits 20 bis 30 Jahre erkrankt sind. Denn erst dann tritt plötzlich eine Verschlechterung ein“, erläutert Dr. Thomas Voshaar. Asthma habe noch die beste Prognose, bei COPD und Emphysemen sähe es schlechter aus. Heilbar ist keine der Erkrankungen. „Das muss man akzeptieren lernen und eine dementsprechende Lebenshaltung entwickeln“, betont Beate Wargalla.
Die Hilfe zur Selbsthilfe ist dabei ein wichtiger Schritt. „Man sieht den Unterschied zwischen denjenigen, die das Angebot annehmen, und denen, die es nicht tun“, berichtet der Chefarzt und appelliert: „Niemand kommt zum Ziel, nur weil er seine Medikamente nimmt. Werden Sie selbst aktiv!“
Quelle: Stadtpanorama Moers