Um eine vermutete Lungentuberkulose zu bestätigen, waren bis vor wenigen Jahren noch langwierige Methoden notwendig, die häufig zu unnötig langen Krankenhausaufenthalten von Gesunden oder zu einem verzögerten Therapiebeginn bei Erkrankten führten. Der Goldstandard zur Bestätigung einer Lungentuberkulose besteht in der Anzucht von Tuberkulose-Bakterien auf geeigneten Kulturmedien. Dieser Nachweis kann bis zu acht Wochen dauern. Eine Möglichkeit, die Erkrankung frühzeitig zu bestätigen, bietet ein automatisiertes Verfahren zum Nachweis der Erbsubstanz von Tuberkulosebakterien (Xpert). Mit diesem Verfahren kann der Nachweis der Erbsubstanz von Tuberkulosebakterien innerhalb von zwei Stunden aus dem Auswurf des Patienten (Sputum) gelingen. Die Zuverlässigkeit der Methode ist allerdings davon abhängig, wie viel Bakterien im Sputum vorhanden sind.
Am Forschungszentrum Borstel, Leibniz Lungenzentrum und Mitgliedseinrichtung des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF), wurde nun ein Verfahren entwickelt, um die aktive Lungentuberkulose auch dann nachzuweisen, wenn nicht genügend Erbsubstanz der Tuberkulosebakterien in einer Sputumprobe vorhanden ist. Dieses geschieht durch den Nachweis von besonderen Immunzellen, die auf die Abwehr von Tuberkulosebakterien spezialisiert sind (siehe European Respiratory Journal, Online-Vorabveröffentlichung am 29.3.2018). Diese Immunzellen sind direkt in den Atemwegen zu finden und können während einer Lungenspiegelung gewonnen werden. „Durch die Kombination beider Verfahren können mehr als 98 % aller Patienten mit einer Lungentuberkulose innerhalb von drei Tagen identifiziert werden“, erklärt Dr. Barbara Kalsdorf, Oberärztin der Klinik und Leiterin der Studie. „Sind beide Tests negativ, ist das Risiko, an einer Tuberkulose erkrankt zu sein, verschwindend gering“.
Die Ergebnisse aus Borstel schließen damit eine wichtige Lücke in der Diagnose der Tuberkulose, die eine raschere Therapie bei Erkrankten ermöglicht und unnötige Behandlungen verhindert. Aktuell wird die Methode nur in Borstel regelmäßig praktiziert. Sie setzt voraus, dass eine Lungenspiegelung durchgeführt und Tuberkulose-spezifische Immunzellen charakterisiert werden können. Für eine Routineanwendung in Ländern, in denen TB häufig vorkommt, muss das Verfahren daher noch weiterentwickelt werden.
Quelle: Deutsches Zentrum für Infektionsforschung, Forschungszentrum Borstel – Leibniz Lungenzentrum