Immer mehr Menschen konsumieren E-Zigaretten in der Annahme, diese seien weniger gesundheitsschädlich als herkömmliche Zigaretten. Insbesondere Jugendliche werden oft auch durch den süßen Geschmack und die vielfältigen Aromastoffe - wie Tiramisu, Waldfrucht u.v.a., die in den E-Zigaretten-Geschäften angeboten werden - an das Rauchen herangeführt. Eine aktuelle Studie (siehe Science Direct, Online-Veröffentlichung am 20.5.2018) zeigt nun, dass diese Aromastoffe nicht ungefährlich sind. Sie können beispielsweise Diabetes, Asthma und Krebserkrankungen verursachen. Auch die Folgen des Tabakkonsums werden in der Bevölkerung weiterhin unterschätzt. Anlässlich des Weltnichtrauchertags am 31. Mai 2018 fordern die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) daher von der Politik ein komplettes Werbeverbot für diese Produkte sowie mehr gesundheitliche Aufklärung, die sowohl vor den Folgen des Konsums von E-Zigaretten als auch des Tabakkonsums warnt.
Inzwischen konsumieren in Deutschland etwa eine Millionen Menschen regelmäßig E-Zigaretten. „Grund für diesen gestiegenen Trend ist sicherlich die Annahme, E-Zigaretten seien weniger gesundheitsschädlich und eine gesündere Alternative zum Tabakkonsum“, erläutert Prof. Dr. med. Klaus F. Rabe, Präsident der DGP und Chefarzt der Abteilung Pneumologie an der LungenClinic Grosshansdorf. Denn im Gegensatz zu Tabak enthalten E-Zigaretten keine Verbrennungsprodukte und gelten deshalb als weniger gesundheitsschädlich als Tabakzigaretten. „Doch trotz geringerer Toxizität kann auch das E-Rauchen massive gesundheitliche Probleme verursachen“, verweist Rabe auf diverse Forschungsergebnisse. Die aktuelle amerikanische Studie (siehe Science Direct, Online-Veröffentlichung am 20.5.2018) zeige nun beispielsweise, dass die der E-Zigarette zugesetzten Aromastoffe die Lunge reizen und das Immunsystem negativ beeinflussen können.
In ihrer Untersuchung zeigten die Forscher, dass alle getesteten 49 Aromen beim Rauchen unterschiedliche Mengen freier Radikale freisetzen, die oxidativen Stress in den Zellen verursachen und diese so schädigen. Dies könne Erkrankungen wie Diabetes, Asthma, Parkinson sowie Lungen- und Darmkrebs verursachen. Insgesamt gibt es fast 8000 verschiedene aromatische Zusatzstoffe, die der E-Zigarette zugesetzt werden können. Sie werden zwar von der Lebensmittelindustrie bereits als Lebensmittelzusatzstoffe verwendet und als gesundheitlich unbedenklich eingestuft. „Doch sobald sie erhitzt und inhaliert werden, scheinen diese Aromen Schadstoffe zu produzieren, die der Lunge und dem Immunsystem schaden“, warnt Rabe. Weitere Untersuchungen finden hierzu bereits statt.
Zudem sind in E-Zigaretten Gifte wie Nitrosamine, Diethylenglykol und Formaldehyd bereits nachgewiesen worden. Das ebenfalls enthaltene Propylenglykol – das Verneblungsmittel, welches ebenso in Diskotheken eingesetzt wird – kann die Atemwege reizen. „Wie sich das langfristig auf die Lunge auswirkt, kann man jetzt noch nicht sagen. Langzeitstudien dazu fehlen noch“, so Rabe. „Und dass durch das zugesetzte, süchtig machende Nikotin der Schritt von der E-Zigarette zum Tabakkonsum nicht weit ist, zeigen ebenfalls mehrere Studien."
Anlässlich des Weltnichtrauchertags am 31. Mai fordern die Lungenärzte der DPG daher von der Politik mehr Maßnahmen zur Aufklärung gesundheitlicher Risiken des Tabak- sowie E-Zigarettenkonsums. Denn auch beim Tabakkonsum liegt die Zahl der Raucher hierzulande immer noch höher als in den meisten anderen Industrieländern. Daran haben auch Schockbilder auf Zigarettenschachteln wenig verändert. „Viele haben ihren Konsum zwar eingeschränkt, jedoch nicht komplett eingestellt. Hier ist die Annahme weit verbreitet, dass ein oder zwei Zigaretten am Tag die Gesundheit nicht gefährden“, berichtet Rabe. Doch einer Meta-Studie (siehe The British Medical Journal, Online-Veröffentlichung am 24.1.2018) zufolge haben auch Männer, die nur eine Zigarette am Tag rauchen, ein um 48 Prozent höheres Risiko für Herzerkrankungen und ein um 25 Prozent höheres Risiko für Schlaganfall als Nichtraucher. Bei Frauen liegt das Risiko sogar noch höher: Es steigt um 57 Prozent für Herzerkrankungen und um 31 Prozent für Schlaganfall. Bezüglich der E-Zigaretten und des Tabakkonsums besteht also noch großer Aufklärungsbedarf in der Bevölkerung.
Zudem fordert die DPG seit Jahren ein umfassendes Werbeverbot für E-Zigaretten sowie Tabakprodukte, um insbesondere junge Menschen vor gesundheitlichen Schäden schützen. Außerdem sollten Betroffene professionelle Entwöhnungsprogramme auf Rezept erhalten können. Noch gibt es solche Maßnahmen in Deutschland nicht: Die meisten Kurse und wirksame Medikamente muss der Raucher aus eigener Tasche bezahlen.
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP)