Auf der Jahrestagung der European Respiratory Society (ERS) vom 9.-13. September in Mailand wurde die erste europäische Leitlinie zur Behandlung von Patienten mit Bronchiektasen vorgestellt mit dem Ziel, durch eine verbesserte Versorgungsqualität und das Vermeiden von Exazerbationen (Infektverschlimmerungen) ein Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern und die Lebensqualität der Patienten zu erhöhen (siehe ERS Journal 2017; Band 50/3, Seite: 1700629). Einen Überblick über die neuen Empfehlungen gibt die Deutsche Lungenstiftung.
Hintergrund: Was sind Bronchiektasen?
Bronchiektasen sind nicht heilbare, zylinder-, sack- oder spindelförmige Ausweitungen der Bronchien (aus dem Griechischen éktasis = Erweiterung), die infolge einer chronischen Lungenerkrankung aufgrund entzündlicher Prozesse in den Atemwegen entstehen oder aber angeboren sein können. Diese veränderten Atemwege tragen nicht mehr zum normalen und unmerklichen Reinigungsprozess der Lunge bei. Vielmehr sammelt sich in ihnen Sekret, das dann von Bakterien besiedelt zu einer Quelle wiederkehrender Infektionen wird. Betroffene Patienten leiden aufgrund der mit Schleim und Eiter gefüllten Aussackungen ihrer Bronchien unter starkem Husten mit Auswurf, Atemnot, Müdigkeit, wiederkehrenden Infekten und chronischer Entzündung.
Therapietreue entscheidend für den Erfolg der Behandlung
Da das Hauptproblem bei der Behandlung von Bronchiektasen die zunehmende bakterielle Besiedlung der Bronchialaufweitungen ist, stehen Antibiotika bei der medikamentösen Therapie im Mittelpunkt. „Die neue Leitlinie macht genaue Angaben, bei welcher Art von Keimbesiedelung welche Antibiotika wie lange einzunehmen sind. Wenn der Patient dieses Regime befolgt, lässt sich oft eine gute Kontrolle der Krankheit erreichen“, betont Prof. Thomas O.F. Wagner, Mitglied des Vorstandes der Deutschen Lungenstiftung und Leiter des Frankfurter Referenzzentrums für Seltene Erkrankungen (FRZSE) des Universitätsklinikums Frankfurt am Main. So selten sind Bronchiektasen übrigens nicht mehr: Die Häufigkeit der Erkrankung ist in den letzten zehn Jahren vor allem bei älteren Menschen (auf 485 Männer bzw. 566 Frauen pro 100.000 Einwohner) gestiegen.
Regelmäßige Bronchialtoilette fördert Selbstreinigung der Atemwege
Patienten mit Bronchiektasen, die unter chronischem, produktivem Husten und Schwierigkeiten beim Abhusten leiden, wird außerdem empfohlen, die Selbstreinigung ihrer Atemwege durch die Anwendung von Methoden aus der Atemphysiotherapie zu fördern. Die so genannte Bronchialtoilette hat das Ziel, das Lösen und Abhusten von Sekret zu erleichtern und somit die Reinigung der Atemwege (sog. mucoziliäre clearance) zu verbessern. „Dies kann zum Beispiel durch die regelmäßige Verwendung von vibrationserzeugenden Hilfsmitteln (wie z.B. Cornet oder Flutter) erfolgen oder durch das Erlernen einer speziellen Atemtechnik, die bei gezielter Lagerung des Oberkörpers und gleichzeitiger Druckausübung auf den Brustkorb ausgeführt wird“, erläutert Prof. Wagner. Eine operative Entfernung von Bronchiektasen ist demgegenüber nur möglich, wenn sich die Aussackungen auf einen einzigen Lungenbereich beschränken, was allerdings selten der Fall ist.
Quelle: äin-red
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