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Vorsorgliche Gabe von Antibiotika zur Verhinderung von Lungenentzündungen bei Schlaganfallpatienten mit Schluckstörungen bringt nichts

Eine prophylaktische Antibiotikagabe ist bei Schlaganfallpatienten oft nicht erforderlich. Wichtiger ist die Behandlung von Schluckstörungen, um im Vorhinein eine Aspiration und damit eine Lungenentzündung zu verhindern. Darauf weist der VPK hin.

Ungefähr zehn Prozent der Patienten mit einem akuten Schlaganfall entwickeln auf den Stroke Units der Kliniken eine Lungenentzündung (Pneumonie), zumal bei rund der Hälfte der Betroffenen Schluckstörungen auftreten. Aufgrund einer Schluckstörung kann es dazu kommen, dass Betroffene Flüssigkeitströpfchen einatmen (sog. Aspiration), die somit tief in die Lunge gelangen und dort Entzündungen verursachen. Diese Menschen haben sogar ein zwei- bis dreifach erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer Lungenentzündung. Deshalb bekommen sie in der Regel als akute Schlaganfallpatienten in der Klinik zur Vorbeugung Antibiotika verabreicht. Wie jetzt eine aktuelle Studie aus Großbritannien aufzeigt (siehe The Lancet 2015, Band 386, Nr. 10006, Seite: 1835–1844), ist eine solche prophylaktische antibiotische Behandlung bei Schlaganfallpatienten mit Schluckstörung allerdings nicht erforderlich, da diese die Entwicklung einer Lungenentzündung auch nicht häufiger als eine Standarttherapie ohne Antibiotika verhindern kann. Darauf weisen die Lungenärzte des Verbands Pneumologischer Kliniken (VPK) hin. „Eine ältere Studie aus der Niederlande hat das ebenfalls belegt. Das gibt uns Klinikern grünes Licht, den Einsatz von Antibiotika - wo es möglich ist – zu reduzieren und somit die Gefahr der Entwicklung multiresistenter Bakterien in den Krankenhäusern einzudämmen“, erklärt Dr. med. Thomas Voshaar, Vorsitzender des VPK und Chefarzt des Lungenzentrums am Krankenhaus Bethanien Moers.

Besser zunächst abwarten, ob sich überhaupt eine Lungenentzündung entwickelt

In der aktuellen Studie aus Großbritannien (s.o.) mit insgesamt 1224 Patienten auf 48 Stroke Units erkrankten innerhalb von zwei Wochen 13 Prozent (71 von 564) der akuten Schlaganfallpatienten mit Schluckstörungen in der Antibiotikagruppe, aber nur 10 Prozent (52 von 524) in der Kontrollgruppe an einer Pneumonie. „Das stellt keinen deutlichen Unterschied dar“, erläutert Dr. Voshaar. „Zwar traten in der Antibiotikagruppe weniger Atemwegsinfekte auf, die Lebensqualität der Patienten und die Häufigkeit von Sterbefällen war aber trotzdem in beiden Gruppen vergleichbar. Das heißt: Die prophylaktische Gabe von Antibiotika hat in diesen Fällen die Prognose nicht verbessert. Deshalb sollten Ärzte auf Stroke Units bei Schlaganfallpatienten mit Schluckstörungen besser zunächst abwarten, ob sich überhaupt eine Lungenentzündung entwickelt, und nur dann die Betroffenen rasch auch antibiotisch behandeln. Noch wichtiger ist es natürlich, solche Hochrisikopatienten mit akutem Schlaganfall und Schluckstörungen möglichst frühzeitig zu erkennen, um sie stationär besonders aufmerksam überwachen zu können und gleichzeitig ihre Schluckstörung zu behandeln mit dem Ziel, Aspirationen im Vorhinein zu verhindern“, betont Dr. Voshaar.

Quelle: äin-red

Dies ist eine Pressemeldung des Verbands Pneumologischer Kliniken (VPK). Der Abdruck dieser Pressemeldung oder von Teilen des Artikels ist unter folgender Quellenangabe möglich: www.lungenaerzte-im-netz.de. Bei Veröffentlichung in Online-Medien muss die Quellenangabe auf diese Startseite oder auf eine Unterseite des Patienteninformationsportals der Lungenärzte-im-Netz verlinken.