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Regelmäßiger Gebrauch von Desinfektionsmitteln kann das Risiko für COPD erhöhen

Privatpersonen sollten beim Frühjahrsputz nicht zu scharfe Reinigungsmittel gebrauchen, sondern lieber zu gesundheitlich unbedenklicheren Alternativen greifen. Darauf machen die Lungenärzte der Deutschen Lungenstiftung aufmerksam. Eine aktuelle Studie mit über 55.000 Krankenschwestern hat gezeigt, dass der regelmäßige Einsatz von Desinfektionsmitteln zur Oberflächenreinigung das Risiko für eine COPD erhöht.

Ein regelmäßiger Gebrauch von Desinfektionsmitteln erhöht das Risiko für die Entwicklung einer chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD). Darauf machen die Lungenärzte der Deutschen Lungenstiftung aufmerksam unter Berufung auf die Ergebnisse einer aktuellen Studie französischer, spanischer und US-amerikanischer Forscher, die 55.185 Krankenschwestern ohne COPD zu Studienbeginn über einen Zeitraum von acht Jahren (2009-2017) beobachtet haben (siehe European Respiratory Journal, Online-Veröffentlichung am 6.12.2017). 663 Krankenschwestern entwickelten in dieser Zeit eine COPD. „Bei denjenigen Krankenschwestern, die mindestens einmal wöchentlich Desinfektionsmittel zur Oberflächenreinigung einsetzten, war das Risiko, eine COPD zu bekommen, um 22 Prozent erhöht“, berichtet Prof. Dr. med. Dennis Nowak, Kuratoriumsmitglied der Deutschen Lungenstiftung und Direktor des Instituts und der Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin in München. „Insbesondere der regelmäßige Kontakt mit wasserstoffperoxidhaltigen Bleichmitteln, Glutaraldehyd zur Desinfektion von medizinischen Geräten und oberflächenaktiven quartären Ammoniumverbindungen (sog. Quats) zur Reinigung von Fluren und Mobiliar war mit einem um 24 bis zu 32 Prozent erhöhten COPD-Risiko verbunden.“

Beim Frühjahrsputz lieber weniger scharfe Reinigungsmittel bevorzugen

Frühere Studien hatten bereits auf ein erhöhtes Asthma-Risiko und Atembeschwerden infolge des regelmäßigen Gebrauchs von Reinigungsmitteln sowie Raumsprays hingewiesen. Erst kürzlich hatten zwei weitere Studien festgestellt, dass Menschen, die jahrelang regelmäßig putzen, insbesondere aufgrund von Reinigungsmitteln aus Sprühflaschen – d.h. durch das Einatmen des Sprühnebels - ähnliche Verluste ihrer Lungenfunktion erleiden wie Menschen, die täglich zwanzig Zigaretten rauchen (siehe American Journal of Respiratory and Critical Care Medicine, Online-Veröffentlichung am 18.2.2018). „Die aktuelle Studie belegt zwar nicht, dass die genannten Desinfektionsmittel direkt COPD auslösen. Bei regelmäßigem Gebrauch besteht aber die Gefahr, eine Lungenerkrankung zu entwickeln, wobei dieses Risiko in Abhängigkeit von der Toxizität der benutzten Reinigungsmittel und der Häufigkeit ihres Gebrauchs steigt“, erläutert Prof. Nowak. Außerdem werden manche der in den Krankenhäusern eingesetzten Desinfektionsmittel, wie z.B. Bleichmittel und Quats, häufig auch in privaten Haushalten benutzt. Insofern sollten Privatpersonen im eigenen Haushalt beim alltäglichen Reinemachen oder Frühjahrsputz vorsichtig sein und möglichst nicht zu scharfe Reinigungsmittel gebrauchen, sondern lieber zu gesundheitlich unbedenklicheren Alternativen (z.B. Essigreiniger, Spülmittel, evtl. Zusatz von Backpulver) greifen. „Grundsätzlich benötigen wir aber – bevor wir Empfehlungen für den professionellen oder häuslichen Einsatz von Reinigungs- und Desinfektionsmitteln aussprechen können - mehr Forschung auf diesem Gebiet“, betont Dr. Nowak. Die Förderung von Forschungsanstrengungen auf dem Gebiet der Pneumologie ist auch ein großes Anliegen der Deutschen Lungenstiftung, um Lungenerkrankungen unter Berücksichtigung neuester Erkenntnisse aus der Wissenschaft besser zu verstehen und geeignete Methoden zur Prävention und optimalen Behandlung entwickeln zu können.

Quelle: äin-red

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