Zwischen drei und fünf Millionen Menschen in Deutschland leiden an COPD - einer fortschreitenden chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung, die zu rund 90 Prozent durch langjähriges Rauchen verursacht wird. Typische Symptome sind Husten mit zähem Schleim (Auswurf) und zunehmende Atemnot aufgrund einer chronischen Entzündung und Verengung der Atemwege mit allmählichem Abbau der Lungenbläschen. Infolge der daraus resultierenden Überblähung der Lunge (Lungenemphysem) verliert das Atmungsorgan zunehmend seine Funktion. Menschen mit COPD leiden daher unter immer mehr Atemnot – zunächst nur bei körperlicher Anstrengung, später auch im Ruhezustand. Die meisten Patienten neigen deshalb dazu, sich körperlich zu schonen. Schonung allerdings kann den Krankheitsverlauf dramatisch beschleunigen, denn der Patient begibt sich dadurch in eine Abwärtsspirale: Je weniger er sich körperlich betätigt, desto schneller baut sich seine Muskulatur ab, und umso drastischer verringert sich seine körperliche Belastbarkeit. Auf diesem Weg verlieren COPD-Patienten pro Jahr rund ein Kilogramm Muskelmasse! Dabei sind sie wegen ihrer Atembeschwerden besonders auf ihre Muskulatur - insbesondere die Atemhilfsmuskulatur - angewiesen. Mit sinkendem physischem Aktivitätslevel nimmt gleichzeitig auch die Lungenfunktion ab, der allgemeine Gesundheitszustand und die Lebensqualität verschlechtern sich. Um diese Abwärtsspirale zu umgehen, sollte neben einer professionellen Raucherentwöhnung daher auch ein moderates Trainingsprogramm zur sofortigen Behandlung gehören. Dazu raten die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP). „COPD-Patienten sollten so früh wie möglich beginnen, sich wieder mehr körperlich zu betätigen - am besten auch schon im Frühstadium der Erkrankung“, empfiehlt Privatdozent Dr. Henrik Watz, Leiter des Pneumologischen Forschungsinstituts an der LungenClinic Grosshansdorf bei Hamburg.
Wer sich schont, muss öfter ins Krankenhaus und stirbt früher
Je weniger sich COPD-Patienten bewegen, desto schneller nimmt ihre Leistungsfähigkeit ab. Zu diesem Ergebnis kommt auch eine Langzeitstudie mit 200 COPD-Patienten (siehe Journal of Respiratory and Critical Care Medicine 2015; 192(3): 295-306), die kürzlich auf dem DGP-Kongress in Leipzig mit dem Forschungspreis für klinische Forschung ausgezeichnet wurde. „Wie wir auch schon aus anderen Studien wissen, ist die Abnahme der körperlichen Aktivität ein wichtiger Faktor, der die Sterblichkeit und die Anzahl der Krankenhauseinweisungen erheblich beeinflusst: Bewegungsmangel bei COPD-Patienten führt nachweislich auch zu häufigeren Krankenhausaufenthalten und vermehrten Todesfällen“, warnt Dr. Watz.
Was zu mehr Bewegung motivieren kann
Nicht jeder COPD-Patient dürfte sich für körperliches Training begeistern lassen. „Joggen oder 150 Minuten Sport pro Woche sind mit COPD natürlich unrealistisch. Aber schon vergleichsweise geringe, dafür regelmäßige Aktivitäten bringen etwas“, betont Dr. Watz. Studien in der Allgemeinbevölkerung haben gezeigt, dass moderate, regelmäßige Belastungen - wie zum Beispiel täglich eine Viertelstunde Spazierengehen - die Gesamtmortalitätsrate um 14% senken und die Lebenserwartung um durchschnittlich 3 Jahre steigern kann. Selbst langsames Joggen für nur 5 bis 10 Minuten täglich wirkt sich im prognostisch günstig aus. Motivierende Anreize für Betroffene, um zum Beispiel auch abends noch einen kleinen Spaziergang zu unternehmen, können beispielsweise Schrittzähler, Bewegungs-Apps oder anderweitig dokumentierte Aktivitätswerte bieten. „COPD-Patienten brauchen Erfolgserlebnisse - sie brauchen etwas, an dem sie sich orientieren können“, bekräftigt Watz. Auch das soziale Umfeld kann motivierend wirken, wie zum Beispiel durch regelmäßige Teilnahme an einer Lungensportgruppe. Zu einer nachhaltigen Änderung der Lebensgewohnheiten kann auch eine 3-wöchige Rehabilitation mit intensiver Trainingstherapie (neben Rauchabstinenz und Inhalationsschulung) führen, da sie mit einer spürbar deutlichen Verbesserung der Lebensqualität einhergeht.
Quelle: äin-red
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