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Potenzielles Medikament gegen Coronaviren soll getestet werden

Göttinger Infektionsforscher haben ein zelluläres Enzym (Protease TMPRSS2) identifiziert, das für den Eintritt des neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 in Lungenzellen unverzichtbar ist. Ein in Japan zugelassenes Medikament, das diese Protease hemmt, könnte daher eine erfolgversprechende Behandlungsmöglichkeit darstellen. Klinische Studien sollen das nun prüfen.

Um eine Krankheit auslösen zu können, müssen Viren in Körperzellen eindringen. Dazu heften sie sich an geeignete Zellen an und schleusen ihre Erbinformation in diese Zellen ein. Wie das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 in Zellen eindringt, haben Infektionsforscher vom Deutschen Primatenzentrum – Leibniz-Institut für Primatenforschung in Göttingen gemeinsam mit Kollegen an der Charité – Universitätsmedizin Berlin untersucht. Sie konnten ein zelluläres Enzym identifizieren, das für den Eintritt des Virus in Lungenzellen unverzichtbar ist: die Protease TMPRSS2 (siehe Cell, Online-Vorabveröffentlichung für den 4.4.2020). Ein bereits existierendes Medikament, das diese Protease hemmt, könnte daher eine erfolgversprechende Behandlungsmöglichkeit darstellen

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass SARS-CoV-2 die im menschlichen Körper vorhandene Protease TMPRSS2 benötigt, um in die Wirtszelle einzudringen“, berichtet Stefan Pöhlmann, Leiter der Abteilung Infektionsbiologie am Deutschen Primatenzentrum. „Damit haben wir einen Ansatzpunkt zur Bekämpfung des Virus gefunden.“

Da bekannt ist, dass das Medikament Camostat Mesilate die Protease TMPRSS2 hemmt, haben die Forscher untersucht, ob es auch die Infektion mit SARS-CoV-2 verhindern kann. „Wir haben SARS-CoV-2 aus einem Patienten getestet und festgestellt, dass Camostat Mesilate das Eindringen des Virus in Lungenzellen blockiert“, erklärt Markus Hoffmann, der Erstautor der Studie. Camostat Mesilate ist ein in Japan zugelassenes Medikament, das bei Entzündungen der Bauchspeicheldrüse eingesetzt wird. „Unsere Ergebnisse legen nahe, dass Camostat Mesilate auch vor der Krankheit COVID-19 schützen könnte“, erläutert Markus Hoffmann. „Dies sollte im Rahmen von klinischen Studien untersucht werden."

Weltweit zirkulieren verschiedene Typen von Coronaviren, die ständig Menschen infizieren und normalerweise nur milde Atemwegserkrankungen (Erkältungen) hervorrufen. Aktuell jedoch erleben wir eine weltweite Ausbreitung eines neuen Coronavirus mit mehr als 90.000 bestätigten Krankheitsfällen und über 3.000 Toten. Es handelt sich um das SARS-Cov-2, das von Tieren auf den Menschen übertragen wurde und eine schwere Erkrankung der unteren Atemwege hervorrufen kann, die COVID-19 genannt wird. SARS-CoV-2 breitet sich seit Dezember 2019 aus und ist eng mit dem SARS-Coronavirus verwandt, das in 2002/2003 die SARS-Epidemie mit rund 8000 Infizierten und ungefähr 800 Todesfällen ausgelöst hat. Für die Bekämpfung beider Virentypen stehen gegenwärtig weder Impfstoffe noch Medikamente zur Verfügung.

Quelle: Deutsches Primatenzentrum GmbH - Leibniz-Institut für Primatenforschung