Eine pneumologische Rehabilitation kann nicht nur die körperliche Leistungsfähigkeit und Lebensqualität von Patienten mit der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung COPD (Raucherlunge) nachweislich steigern. Auch ihre psychische Verfassung kann durch eine Reha erheblich verbessert werden. Darauf weisen Experten der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) hin unter Berufung auf eine aktuelle Metastudie, die 11 verschiedene Studien mit über 700 Patienten umfasst (siehe https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/31034818Chest 2019, Band 156/1, Seite 80-91). „Insbesondere depressive Verstimmungen, aber auch Angstzustände können durch die Teilnahme an einer pneumologischen Reha mit einer mindestens vierwöchigen Dauer deutlich gelindert werden“, erklärt Prof. Dr. med. Klaus Kenn, Chefarzt der Abteilung Pneumologie, Allergologie, Schlafmedizin in der Schön Klinik Berchtesgadener Land in Schönau am Königsee und Professor für Pneumologische Rehabilitation an der Philipps Universität Marburg.
Viele haben Angst zu ersticken oder Angst vor Schmerzen
Angst und Depressionen können sich bereits in den frühen Stadien einer COPD manifestieren. „Möglicherweise ist die erste Konfrontation mit der Diagnose COPD und insbesondere mit dem Begriff ‚Lungenemphysem‘ für die Patienten besonders schockierend“, erläutert Prof. Kenn. „COPD-Patienten leiden zudem oft unter Ängsten, die sich vor allem auf die Endphase ihres Lebens beziehen. Dabei scheint weniger der Tod selbst als vielmehr die Art des Sterbens für Patienten mit wiederkehrender Atemnot ein beängstigendes Problem darzustellen. Einer Befragung von COPD-Patienten in unserer Klinik zufolge befürchten 91 % qualvoll zu ersticken und 78 % haben Angst vor Schmerzen in der letzten Lebensphase.“
Atemnot, Angst und Depression können sich gegenseitig verstärken
COPD als Erkrankung scheint darüber hinaus sowohl bei Patienten als auch bei Ärzten ein sehr schlechtes Image zu haben. „Die Betroffenen rechnen erst gar nicht mit Mitgefühl. Insbesondere sauerstoffpflichtige COPD-Patienten erleben ihre Erkrankung offenbar oft als peinlich und beschämend“, berichtet Prof. Kenn. „Insgesamt zeichneten sich in unserer Befragung vier Hauptthemen ab: Angst vor dem Fortschreiten der COPD, Angst vor sozialer Ausgrenzung, Angst vor Atemnot und Angst vor körperlicher Aktivität. Diese Ängste stehen jeder Ausübung körperlicher Aktivität sehr im Wege, was die Leistungsbereitschaft und Leistungsfähigkeit der Betroffenen fatalerweise immer weiter eingeschränkt. So können sich Atemnot, Angst und Depression wie in einem Teufelskreis im Verlauf einer fortschreitenden COPD gegenseitig verstärken: Die körperliche Leistungseinschränkung führt zu einem zunehmenden Rückzug aus dem Alltag und in der Folge zur sozialen Isolation, die wiederum Angst und Depression fördert. Studien belegen, dass dadurch die Lebensqualität der Patienten sinkt und gleichzeitig ihre Infekthäufigkeit ansteigt, so dass es zu häufigeren Verschlechterungen (sog. Exazerbationen) kommt und damit auch häufiger Behandlungen im Krankenhaus erforderlich werden.“
Seelische Krankheitsfolgen einer COPD lassen sich in den Griff bekommen
Was viele COPD-Patienten offenbar nicht wissen: Depressionen, Ängste und sozialer Rückzug sind seelische Krankheitsfolgen einer COPD, die eine Indikation für eine pneumologische Rehabilitation darstellen. Betroffene sollten sich daher nicht scheuen, einen Antrag auf Reha zu stellen, wobei ihr betreuender Arzt sie sicherlich gerne dabei unterstützt. „Durch geeignete psychologische und psychotherapeutische Therapiemaßnahmen lassen sich Depressionen und Ängste grundsätzlich gut in den Griff bekommen. Dabei ist der Zugewinn an Belastbarkeit und Lebensqualität durch eine Reha meistens so groß, dass die Patienten auch künftig mit psychischen Problemen besser zurecht kommen. Nur in gravierenden Fällen kann zusätzlich eine medikamentöse Behandlung notwendig werden“, betont Prof. Kenn.
Autor: äin-red
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