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Pneumologische Notfallversorgung muss durch die Einrichtung von Respiratory Failure Units verbessert werden!

Eine aktuelle, besorgniserregende Studie hat inakzeptable Mängel bei der Notfallversorgung von Patienten mit der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung COPD aufgezeigt, die aufgrund des Symptoms Atemnot stationär behandelt werden mussten. Die Lungenärzte des Verbands Pneumologischer Kliniken (VPK) fordern daher - analog zu den bereits existierenden, sehr erfolgreichen Stroke-Units und Chest-Pain-Units - die deutschlandweite Einrichtung so genannter Respiratory Failure Units.

Analog zu den sehr erfolgreichen Stroke-Units zur Behandlung von Schlaganfällen und Chest-Pain-Units zur Behandlung von Herzinfarkten ist es für eine adäquate pneumologische Notfallversorgung dringend erforderlich, so genannte Respiratory Failure Units zur Behandlung von Patienten mit Atemnot bzw. Atemversagen einzurichten, die in den USA auch unter dem Namen Lung Attack Units laufen. Darauf haben die Lungenärzte des Verbands Pneumologischer Kliniken (VPK) auf dem Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin hingewiesen unter Berufung auf die besorgniserregenden Ergebnisse einer aktuellen Studie (European COPD Audit - siehe European Respiratory Journal 2016, Band 47/1, Seite: 113-121). Diese hat inakzeptable Mängel bei der Notfallversorgung von Patienten mit der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung COPD, die aufgrund des Symptoms Atemnot stationär behandelt werden mussten, in 13 europäischen Ländern und 422 Krankenhäusern aufgezeigt.

Essentielle Untersuchungen und Therapien nicht durchgeführt
„Nur bei der Hälfte der über 16.000 Studienteilnehmer mit Atemnot erfolgte eine Lungenfunktionsuntersuchung, obwohl diese notwendig ist, um das Ausmaß der Atemwegsverengung feststellen zu können“, berichtet Dr. med. Thomas Voshaar, Vorsitzender des VPK und Chefarzt des Lungenzentrums am Krankenhaus Bethanien Moers. „Entscheidend für eine risikoadjustierte Versorgung der Patienten ist außerdem eine Analyse der Blutgase - also die Bestimmung von Sauerstoff und Kohlendioxid sowie des ph-Wertes des Blutes.“ Nur so lassen sich Patienten erkennen, die das Kohlendioxid nicht mehr abatmen können und daher zum einen eine Übersäuerung des Blutes (respiratorische Azidose) infolge der Anhäufung von Kohlendioxid (Hyperkapnie) entwickeln und zum anderen eine Lungenüberblähung (Lungenemphysem), die auch das Einatmen erschwert. „Denn gerade die respiratorische Azidose ist mit einem deutlich erhöhten Todesrisiko verbunden - sowohl während des Krankenhausaufenthalts als auch 90 Tage nach der Entlassung aus der Klinik“, erläutert Dr. Voshaar. Dennoch wurde in der Studie auch die Blutgasanalyse nicht bei allen Atemnotpatienten durchgeführt. Um Todesfälle durch respiratorische Azidose zu vermeiden, ist eine nicht-invasive Beatmung erforderlich. Diese lebensrettende Maßnahme erhielten in der Studie aber nur 45 Prozent der Patienten mit leichter Azidose und 77 Prozent der Patienten mit schwerer Azidose. So starben während der Beobachtungsphase elf Prozent der über 16.000 Patienten, davon 46 Prozent noch im Krankenhaus.

COPD ist weltweit die vierthäufigste Todesursache und wird künftig noch häufiger vorkommen
COPD-Erkrankungen stellen weltweit die vierthäufigste Todesursache – nach Herzinfarkt, Schlaganfall und Lungeninfektion – dar und kosten pro Jahr mehr als drei Millionen Menschen das Leben. Auch in Deutschland gehört die COPD mit einer Prävalenz von etwa 13 Prozent zu den häufigsten chronischen Erkrankungen. Da sie Menschen in einem Alter über 40 Jahre betrifft, ist auch aufgrund der demografischen Entwicklung hierzulande mit einer Zunahme der Häufigkeit zu rechnen. So ist die COPD unter den zehn am häufigsten zum Tode führenden Erkrankungen die einzige mit zunehmender Prävalenz.

COPD-Verschlechterung genauso gefährlich wie Herzinfarkt
Insbesondere eine schwere Verschlechterung der COPD (sog. Exazerbation - zum Beispiel infolge eines Atemwegsinfekts), die im Krankenhaus behandelt werden muss, ist mit einer vergleichbar hohen Sterblichkeit verbunden wie ein Herzinfarkt. „Während bei einem Verdacht auf Herzinfarkt allerdings jeder sofort alarmiert ist und auch die Ärzte genau wissen, wie sie das Leben der Patienten retten können, ist ein solches klar strukturiertes Vorgehen sowohl bei der Diagnose als auch bei der Therapie von COPD-Exazerbationen gerade in Allgemeinkliniken mitunter nicht garantiert“, betont Dr. Voshaar. „Dazu wären Lungenspezialisten und ein pneumologischer Wissenstransfer in die Allgemeinkliniken notwendig. Dies hat sich übrigens auch in der European-COPD-Audit-Studie abgezeichnet: Wenn ein Lungenspezialist vorhanden war, fiel die Sterblichkeit im Krankenhaus geringer aus.“

Richtige Beatmung gewährleisten
Um die pneumologische Notfallversorgung zu verbessern, beabsichtigen die Lungenärzte des VPK die Etablierung und Evaluation von sog. Respiratory Failure Units – also speziellen Einheiten im Krankenhaus zur Behandlung von Patienten mit Atemnot nach pneumologischen Richtlinien. Zu den wesentlichen Strukturvorgaben sollte ein erfahrenes Team von Pneumologen gehören, um Untersuchungen wie Lungenfunktionsprüfung, Blutgasanalyse, Ultraschall und Echokardiografie, aber auch lebensrettende Maßnahmen durch die richtige Art der Beatmung zu gewährleisten. „Bei Atemnot ist Sauerstoffmangel ja nicht das einzige Problem. Deshalb darf bei der Beatmung von hyperkapnischen COPD-Patienten nicht einfach nur Sauerstoff zugeführt werden. Es geht auch nicht nur darum, die Ausatmungsphase zu verlängern, um das Kohlendioxid vermehrt abatmen zu können. Vielmehr lässt sich nur mit der nicht-invasiven Beatmung eine Unterstützung, Entlastung und Erholung der überbelasteten Atemmuskulatur erreichen und somit eine größere Leistungsfähigkeit der Atempumpe erzielen, so dass die Patienten davon mit weniger Atemnot und einer größeren körperlichen Belastbarkeit profitieren“, fasst Dr. Voshaar zusammen.

Quelle: äin-red

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