Die chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD) stellt mittlerweile die dritthäufigste Todesursache in Europa und den USA dar. Sie wird überwiegend durch Rauchen verursacht und kann als chronisch-obstruktive Bronchitis mit oder ohne Lungenüberblähung (Lungenemphysem) verlaufen. Ursache für eine Lungenüberblähung ist die fortschreitende Zerstörung der Lungenbläschen durch inhalative Schadstoffe wie Tabakrauch, die eine chronische Entzündung verursachen, so dass sich die Trennwände zwischen den Lungenbläschen allmählich auflösen und immer größere Blasen (sog. Emphysemblasen) in der Lunge entstehen. Dieses überblähte Gewebe behindert die Atemmechanik und den Gasaustausch (d.h. die Aufnahme von Sauerstoff ins Blut und die Abgabe von Kohlendioxid). Vor allem das Ausatmen der Patienten ist zunehmend erschwert - sie erleiden Atemnot, zunächst nur bei körperlicher Anstrengung, später auch in Ruhe.
Um die Beschwerden der Patienten mit besonders schwerem Lungenemphysem zu lindern, wurde ein neues Behandlungsverfahren entwickelt - die so genannte endoskopische Implantation von Ventilen zur Lungenvolumenreduktion. Dieses Verfahren ist aber nur für einen Teil der Lungenemhysempatienten geeignet. Darauf weisen die Lungenärzte der Deutschen Lungenstiftung hin, zumal sich Patientenanfragen zu diesem OP-Verfahren häufen. „Von einer endoskopischen Lungenvolumenreduktion mit Ventilen profitieren nur solche Patienten, deren Emphysem ungleichmäßig über die Lunge verteilt – also heterogen – ist und bei denen kein Luftaustausch zwischen benachbarten Lungenlappen – d.h. keine so genannte Kollateralventilation – stattfindet“, erläutert Prof. Felix Herth, Beiratsmitglied der Deutschen Lungenstiftung sowie Medizinischer Geschäftsführer der Thoraxklinik Heidelberg und Chefarzt der dortigen Abteilung Innere Medizin - Pneumologie.
Ziel der endoskopischen Lungenvolumenreduktion (ELVR) ist eine Verkleinerung der am stärksten überblähten Lungenbereiche, um die Atmung und Lungenfunktion der Patienten zu verbessern. Das soll durch die Implantation von speziellen Einwegventilen in den betreffenden Bereich erreicht werden, die das Lufteinströmen beim Einatmen verhindern, aber das Ausströmen von Luft und Sekret erlauben. Mithilfe dieser Ventile verringert sich die Überblähung schrittweise und führt schließlich zum Kollabieren des nicht belüfteten, funktionseingeschränkten Lungenbereichs. Wenn eine solche OP erfolgreich verläuft, kann sie aktuellen Studien zufolge nicht nur die Lungenfunktion sondern auch die körperliche Belastbarkeit der Patienten und deren Lebensqualität deutlich verbessern (siehe Journal of the American Medical Association (JAMA) 2016, Band 315/2, Seite 175-184). Früher gab es hingegen nur die Möglichkeit, stark überblähte Bereiche herauszuschneiden (sog. Resektion).
Endobronchialventile bringen aber leider nicht immer die gewünschte Erleichterung – wie z.B. wenn aufgrund einer Kollateralventilation Leckströme auftreten, die den Effekt der Einwegventile aufheben. Deshalb sind vor einer OP gründliche Voruntersuchungen erforderlich. Für nicht geeignete Patienten sind auch schon endoskopische Alternativen entwickelt worden - wie z.B. Coils, die sich nach dem Einsetzen in den überblähten Bereich spiralförmig zusammenziehen und dabei das umgebende Gewebe mit sich ziehen, also quasi zusammenraffen und auf diesem Weg stilllegen. „Solche Coils müssen allerdings an genau der richtigen Stelle eingesetzt werden, um Erfolge verbuchen zu können, was nicht ganz einfach ist. Falls Sie falsch platziert werden, bleibt der Erfolg aus. Ein weiterer Nachteil ist, dass Coils – falls sie Probleme verursachen sollten - im Gegensatz zu Ventilen nur innerhalb eines kurzen Zeitraums wieder entfernt werden können. Grundsätzlich besteht bei beiden OP-Verfahren außerdem immer die Gefahr eines Pneumothoraxes. Die Vor- und Nachteile der verschiedenen Verfahren zur endoskopischen Lungenvolumenreduktion sind also sorgfältig gegeneinander abzuwägen.“, betont Prof. Herth. Bislang haben die Fachgesellschaften noch keine Empfehlung für die Durchführung einer ELVR ausgesprochen. Die Verfahren sollten weiterhin nur im Rahmen von klinischen Studien oder Registern benutzt werden, insbesondere auch um Daten bezüglich ihres Langzeitnutzens zu erhalten.
Quelle: äin-red
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