Zu den sog. interstitiellen Lungenerkrankungen, die in Deutschland insgesamt mehrere zehntausend Menschen betreffen, zählen verschiedene Krankheiten der Lungenbläschen (Alveolen) und des Gewebes dazwischen (Interstitium) – wie z.B. Lungenfibrose, Sarkoidose, Vogelhalterlunge oder Lungenbeteiligung bei rheumatischen Erkrankungen. Den betroffenen Patienten fällt das Atmen zunehmend schwerer, ihre Lunge kann u.U. versagen. Um ein weiteres Fortschreiten der interstitiellen Lungenerkrankungen (ILD) aufzuhalten oder zu verlangsamen, ist es notwendig, die jeweilige Krankheit möglichst früh zu erkennen. Die Diagnostik der ILD ist allerdings sehr komplex, auch für Lungenexperten schwierig und sollte interdisziplinär erfolgen. Jetzt haben Lungenfachärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) einen neuen Patientenfragebogen zur Erkennung interstitieller Lungenerkrankungen entwickelt, der die Diagnostik bei Verdacht auf eine IDL wesentlich erleichtern kann (siehe Pneumologie, Online-Veröffentlichung vom 4.1.2018).
Interdisziplinäre Zusammenarbeit erforderlich
„Die Diagnose interstitieller Lungenerkrankungen ist ein dynamischer Prozess, der einen kontinuierlichen Austausch zwischen Spezialisten der verschiedenen Fachgebiete erfordert. Eine Miteinbeziehung verschiedener Fachgebiete bereits bei der Erstellung des Fragebogens zur Anamnese erschien daher notwendig und wurde im vorliegenden Fragebogen entsprechend berücksichtigt“, berichtet Prof. Dr. med. Michael Kreuter, Erstautor des neuen Fragebogens und Leiter des Zentrums für interstitielle und seltene Lungenerkrankungen der Thoraxklinik des Universitätsklinikums Heidelberg. So ist der neue Patientenfragebogen zur Diagnostik interstitieller und seltener Lungenerkrankungen unter der Schirmherrschaft der klinischen Sektion der DGP in Zusammenarbeit mit Pneumologen mit ILD-Expertise, Arbeitsmedizinern und Psychologen sowie der Unterstützung von Selbsthilfegruppen entstanden.
Mithilfe von Patienten sprachlich optimiert
Eine der wesentlichen Basisuntersuchungen ist eine umfangreiche Befragung des Patienten (Anamnese). Hierzu kam im deutschsprachigen Raum bislang der „Frankfurter Bogen von 1985“ zur Anwendung, der aber sprachlich und inhaltlich einer Überarbeitung bedurfte. Deshalb wurde der neue Fragebogen jetzt mithilfe von Patienten sprachlich optimiert, die anschließend bei der Beantwortung auch keinerlei Verständnisprobleme mehr angegeben haben.
Unzulängliche Diagnosen und Therapien vermeiden
Der neue Patientenfragebogen umfasst die folgenden Bereiche: Initiale und aktuelle Symptome, Fragen zur medizinischen Vorgeschichte einschließlich Medikation, pulmonale und extrapulmonale Vorerkrankungen, mögliche Schadstoff-Exposition im häuslichen, privaten und beruflichen Umfeld sowie Familienanamnese und Reisetätigkeiten. „Eine unzulängliche Anamnese verzögert schließlich nicht nur die Diagnose, sondern verringert auch die Wahrscheinlichkeit, dass die Erkrankung korrekt erkannt wird, was dazu führen kann, dass der Patient eine unnötige oder nicht adäquate Therapie erhält. Bei ILDs mit einer ungünstigen Prognose kann dies fatale Auswirkungen haben“, warnt Prof. Kreuter.
Optimierter Fragebogen in der Anwendung unkompliziert
„Eine Stärke des neuen Fragebogens ist, dass nicht nur Spezialisten unterschiedlicher Fachgebiete diesen konzipiert haben, sondern auch Patienten mit verschiedenen ILDs in die abschließende Überarbeitung dieses Fragebogens mit einbezogen wurden. Außerdem zeichnet sich der neue, optimierte Fragebogen durch seine relative Kürze aus, sodass er vergleichsweise unkompliziert handzuhaben ist“, fasst Prof. Dr. Klaus F. Rabe, Präsident der DGP und Ärztlicher Direktor der LungenClinic Grosshansdorf, zusammen.
Noch offene Fragen mit dem Arzt besprechen
Dennoch kann das Ausfüllen eines solch komplexen Fragebogens für manche Patienten eine Herausforderung sein und soll eine ausführliche Anamnese nicht ersetzen, sondern nur unterstützen. „In der klinischen Praxis hat es sich bewährt, den Patienten zunächst den Fragebogen selbstständig ausfüllen zu lassen. Im nachfolgenden Gespräch sollten dann noch offene oder komplex erscheinende Fragen mit dem Arzt besprochen werden und gegebenenfalls im Antwortkatalog entsprechend ergänzt werden“, rät Prof. Kreuter.
Quelle: äin-red
Dies ist eine Pressemeldung der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie ud Beatmungsmedizin (DGP). Der Abdruck dieser Pressemeldung oder von Teilen des Artikels ist unter folgender Quellenangabe möglich: www.lungenaerzte-im-netz.de. Bei Veröffentlichung in Online-Medien ist diese Quellenangabe (in Form eines aktiven Links entweder auf die Startseite oder auf eine Unterseite der Webseite der Lungenärzte-im-Netz) erforderlich, bei Veröffentlichung in Printmedien ist ebenfalls ein Hinweis auf diese Webadresse notwendig.