Lungenkrebs galt lange Zeit als unheilbar. Auch Chemotherapien, die sich ja nicht nur gegen Tumorzellen sondern gegen alle Körperzellen richten, haben nur eine begrenzte Wirksamkeit. So lag die Wahrscheinlichkeit, nach einer Lungenkrebs-Diagnose die nächsten fünf Jahre zu überleben, für so genannte metastasierte Patienten (deren Tumor bereits gestreut hat) bisher bei nur einem Prozent. Eine erheblich bessere Prognose stellen neue Therapieoptionen gegen Lungenkrebs in Aussicht, die kürzlich auf dem 57. Kongress der Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in Leipzig vorgestellt wurden. „Mit den Methoden sowohl der Target-Therapie als auch der Immuntherapie wird eine deutliche Verbesserung der Fünf-Jahre-Überlebenszeit bei metastasierten Patienten erreicht. Damit bleiben nach zwei Jahren jetzt rund doppelt so viele Patienten am Leben im Vergleich zur Standardtherapie“, erklärt Dr. med. Andreas Gröschel, Sprecher der DGP-Sektion ‚Pneumologische Onkologie‘ und praktizierender Lungenfacharzt im Medizinischen Versorgungszentrum Lungen- und Bronchialheilkunde am Luisenhospital Aachen.
Tumorzellen werden gezielter und effektiver angegriffen
Lungenkrebs ist mit einem Anteil von rund 25 Prozent die mit Abstand häufigste Krebstodesursache bei Männern und mit etwa 15 Prozent die dritthäufigste bei Frauen. Aufgrund der unterschiedlichen Rauchgewohnheiten steigen die Erkrankungsraten und Sterbefälle bei Frauen weiterhin an, während sie bei Männern langsam sinken. Mortalitäts-Vorhersagen für 2015 und 2016 zufolge wird der Lungenkrebs bei Frauen zahlenmäßig sogar noch den Brustkrebs überholen. „Lungenkrebszellen wachsen schnell heran, bilden viele Mutationen und entwickeln daher auch rasch Resistenzen gegen die eingesetzten Therapien, was den Behandlungserfolg bisher stark limitiert hat“, berichtet Dr. Gröschel. „Die neuen Therapieverfahren können nun diese Krebszellen trotz ihrer hohen Wachstums-und Mutationsrate ganz gezielt und effektiv angreifen und erreichen somit eine erheblich bessere Überlebenszeit mit weitaus weniger Nebenwirkungen.“ Immuntherapeutische Verfahren blockieren gezielt Substanzen, mit deren Hilfe Lungenkrebstumoren die körpereigene Immunabwehr außer Kraft setzen. Dadurch wird das Immunsystem reaktiviert, die Krebszellen wieder anzugreifen und zu bekämpfen. Im Vergleich dazu wirkt die Target-Therapie noch zielgerichteter, da sie selektiv Tumoren mit speziellen Mutationen attackiert.
Immuntherapie hat Zukunft, auch für weitere Indikationen
Derzeit ist die Chemotherapie bei nicht metastasierten Lungenkrebspatienten noch der Standard. Für Patienten mit speziellen Mutationen (wie z.B. einer EGF-Rezeptor-Mutation, ALK-Fusion oder Veränderungen des ROS1-Gens) ist aber die Target-Therapie die erste Wahl. Die Immuntherapie steht für Patienten mit Plattenepithelkarzinom als Zweitlinientherapie zur Verfügung. Bei Patienten mit Adenokarzinom kann eine Kombination aus Chemo- und Target-Therapie eingesetzt werden, und zusätzlich eine Immuntherapie, die jetzt für diese Patienten neu zugelassen worden ist. „Die Immuntherapie stellt einen effektiven Ansatz dar, um das körpereigene Abwehrsystem wieder scharf zu stellen. Deshalb wird man sie künftig möglicherweise auch noch für weitere Indikationen einsetzen, wie zum Beispiel postoperativ nach Entfernen eines Lungentumors, um noch verbleibende Tumorzellen effektiver eliminieren zu können als mit einer Chemotherapie. So wird die Immuntherapie wahrscheinlich in den nächsten Jahren zumindest für einen Teil der Patienten zur Erstlinientherapie werden, während der Anteil an Chemotherapien weiter zurückgehen dürfte“, erläutert Dr. Gröschel.
Quelle: äin-red
Dies ist eine Pressemeldung der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP). Der Abdruck dieser Pressemeldung oder von Teilen des Artikels ist unter folgender Quellenangabe möglich: www.lungenaerzte-im-netz.de. Bei Veröffentlichung in Online-Medien muss die Quellenangabe auf diese Startseite oder auf eine Unterseite des Patienteninformationsportals der Lungenärzte-im-Netz verlinken.