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Naturstoff kann Corona- und andere Viren hemmen

Ein Naturstoff namens Silvestrol, der aus Mahagonigewächsen gewonnen wird, kann Krankheitserreger wie das Coronavirus, aber auch Ebola-, Lassa- oder Zika-Viren zurückdrängen. Chemisch ist die Substanz aber leider sehr schwer herzustellen.

Der Naturstoff Silvestrol wird aus asiatischen Mahagonigewächsen gewonnen, die in Borneo als traditionelle Heilpflanzen gegen eine Vielzahl von Krankheiten eingesetzt werden. Das hat eine Bundesweite Forschungsgruppe aus Gießen, Marburg, Hamburg und Langen herausgefunden (siehe Antiviral Research, Online-Veröffentlichung am 10.1.2020). Die Substanz blockiert ein Enzym, das in Körperzellen vorkommt; dieses wird von eingedrungenen Viren benötigt, da sie zur Vermehrung ihre eigenen Proteine von diesem Enzym herstellen lassen. Indem Silvestrol das Enzym hemmt, wirkt das Mittel gegen eine ganze Reihe gefährlicher Krankheitserreger wie Coronaviren, aber auch Ebola-, Zika- und Lassaviren. „Leider ist Silvestrol chemisch sehr schwer herzustellen“, erklärt der Marburger Professor Dr. Arnold Grünweller, der die Studie initiiert hat. „Man muss also immer wieder auf die Pflanze zurückgreifen, um die Substanz zu gewinnen.“

Die Forschungsgruppe verglich den Naturstoff mit einem künstlich hergestellten Molekül, (CR-31-B), dessen chemische Struktur ihm ähnelt. „Es weist jedoch eine weniger komplizierte Struktur auf als Silvestrol“, erläutert eine der beiden Erstautorinnen, Wiebke Obermann, die ihre Doktorarbeit an der Philipps-Universität Marburg bei Prof. Grünweller anfertigt. Zu den Unterschieden der beiden Substanzen zählt insbesondere, dass Silvestrol eine zusätzliche chemische Gruppe trägt.

Zunächst infizierten die Wissenschaftler Zellen mit Coronaviren, anschließend gaben sie einen Hemmstoff hinzu: Silvestrol oder CR-31-B. „Die antiviralen Effekte sind fast identisch“, berichtet die Gießener Virologin Dr. Christin Müller, die in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. John Ziebuhr an der Justus-Liebig-Universität in Gießen zu Coronaviren forscht und sich die Erstautorschaft mit Obermann teilt.

Der Befund gilt für Coronaviren, aber auch für Zika- und Lassa- sowie Krim-Kongo-Fieber-Viren. Lediglich gegen den Hepatitis E-Erreger wirkt der künstliche Hemmstoff ein wenig schwächer als der Naturstoff. „Alles in allem bestätigen unsere Ergebnisse, dass CR-31-B eine ähnlich starke Wirksamkeit gegen ein breites Spektrum von Viren entfaltet wie Silvestrol“, fasst Grünweller zusammen.

Das Interesse der Industrie ist bereits geweckt. „Moleküle wie CR-31-B, die eine ähnliche antivirale Breitband-Wirkung wie Silvestrol besitzen, sind von einer Zulassung als Medikament jedoch noch weit entfernt“, berichtet der Hochschullehrer. In der Krebsmedizin werde aber schon ein synthetisches Molekül, dem CR-31-B strukturell sehr ähnlich ist, in einer klinischen Studie getestet. „Dies zeigt, dass diese Substanzklasse keine unerwartete Toxizität oder Mutagenität in entsprechenden präklinischen Tierstudien aufweist, was künftige klinische Studien von CR-31-B natürlich vereinfacht.“

Quelle: Philipps-Universität Marburg