„Da ist ein Schatten auf Ihrer Lunge…“ – wer diese Diagnose hört, dürfte erschrecken und befürchten, dass er Lungenkrebs hat. Zum Glück ist aber längst nicht jeder Lungenrundrundherd, wie er zum Beispiel bei COPD-Patienten oft durch Zufall entdeckt wird, auch bösartig. „Potenzielle Lungenkarzinome oder mögliche Metastasen sollten dennoch so früh wie möglich erkannt werden, um sie erfolgreich behandeln zu können“, betont Dr. med. Thomas Voshaar, Vorstandsvorsitzender des Verbands Pneumologischer Kliniken (VPK) und Chefarzt des Lungenzentrums am Krankenhaus Bethanien in Moers. Ob dazu eine Biopsie erforderlich ist, entscheiden die Ärzte anhand des persönlichen Risikoprofils des Betroffenen, dessen Erstellung eine komplexe Angelegenheit ist, da mehrere Faktoren zu beurteilen sind. Das Ziel dabei ist, unnötige Operationen zu vermeiden und die Belastung für den Patienten so gering wie möglich zu halten. Insofern ist die Abklärung eines Lungenrundherds eine interdisziplinäre Aufgabe, die am besten in einem zertifizierten Lungenkrebszentrum durchgeführt werden sollte. Dazu raten die Lungenärzte des Verbands Pneumologischer Kliniken (VPK).
Diagnostik und Therapie werden in einer interdisziplinären Konferenz festgelegt
Die Zielsetzung zertifizierter Lungenkrebszentren besteht darin, durch die Einhaltung verbindlicher Qualitätsstandards eine optimale, umfassende Diagnostik, Therapie und Nachsorge bei Lungenkrebs zu ermöglichen. „Dort werden Patienten mit gut- und bösartigen Erkrankungen des Brustkorbes von verschiedenen Fachärzten untersucht und beraten, anschließend wird die Therapie - und gegebenfalls zuvor auch eine erweiterte Diagnostik - in einer interdisziplinären Konferenz festgelegt.“, erklärt Dr. Jutta Kappes, Oberärztin der Abteilung Pneumologie und Beatmungsmedizin/Innere Medizin an der Thoraxklinik Heidelberg und Leitende Oberärztin der Interdisziplinären Ambulanz.
Welche Faktoren das persönliche Risiko für einen bösartigen Tumor bestimmen
Unter einem Lungenrundherd verstehen Mediziner eine Gewebsverdichtung in den unteren Atemwegen, die einen Durchmesser von weniger als drei Zentimetern hat und noch nicht mit geschwollenen Lymphknoten oder schlecht belüfteten, da kollabierten Lungenabschnitten (sog. Atelektasen) einhergeht. Um abzuklären, ob ein bösartiger Tumor vorliegt, wird zunächst das sog. Malignitätsrisiko abgeschätzt. Dieses Risiko ist zum Beispiel hoch bei Rauchern mit 20 Packungsjahren oder mehr (d.h. ab einem durchschnittlichen Konsum von einer Schachtel Zigaretten täglich über zwanzig Jahre hinweg bzw. täglich einer halben Schachtel über vierzig Jahre hinweg etc.). Entscheidend ist aber auch das Aussehen (die Morphologie) des Rundherds: Ein unregelmäßig begrenzter Rundherd weist zum Beispiel auf ein höheres Malignitätsrisiko hin als einer mit glattem Rand. Patienten mit einem geringen Malignitätsrisiko (< 5%) werden erst ab einem Rundherddurchmesser größer als 6 mm zu radiologischen Kontrolluntersuchungen im CT gebeten. Je mehr der Rundherd an Durchmesser zunimmt und je höher das gesamte Malignitätsrisiko des Patienten ist, umso früher und öfter sollten Kontrollen im CT erfolgen. Für Patienten mit mittlerem (5-65%) bis hohem (> 65%) Malignitätsrisiko und einem Rundherddurchmesser ab 8 mm kann dann schließlich auch eine Biopsie oder operative Entfernung des Tumors in Erwägung gezogen werden. „Zusätzlich zu diesen Kriterien sind aber immer auch der allgemeine Gesundheitszustand des Patienten, sein eigener Therapiewunsch und das allgemeine Risiko eines Eingriffs zu berücksichtigen“, ergänzt Dr. Kappes.
Quelle: Vortrag „Muss jeder Lungenrundherd biopsiert werden?“ von Dr. med. Jutta Kappes, Oberärztin der Abteilung Pneumologie und Beatmungsmedizin/Innere Medizin an der Thoraxklinik Heidelberg und Leitende Oberärztin der Interdisziplinären Ambulanz, auf dem 59. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin am 16.3.18 in Dresden.
Quelle: äin-red
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