Operationen im Krankenhaus, insbesondere chirurgische Eingriffe am Bauch zur Behandlung von Darm-, Nieren- oder Lebererkrankungen, erhöhen das Risiko für Lungenkomplikationen nach der OP, wie z.B. für schwere Lungenentzündungen, die unter Umständen auch tödlich verlaufen können. Dieses Risiko können Patienten, die eine Bauchchirurgie erwarten, durch Atemübungen deutlich senken, die sie vor der OP von einem Physiotherapeuten in einer 30-minütigen Einheit erlernen und einüben und dann direkt nach der OP selbständig anwenden. Darauf weisen die Lungenärzte des Verbands Pneumologischer Kliniken (VPK) hin. „Wie eine aktuelle Studie aus Australien und Neuseeland (siehe British Medical Journal, Online-Veröffentlichung am 24.1.2018) ergeben hat, lässt sich durch ein regelmäßiges Atemtraining in den ersten zwei Wochen nach der OP die Häufigkeit von Lungenkomplikationen - einschließlich postoperativer Lungenentzündungen - halbieren im Vergleich zu Patienten, die vor der OP keine physiotherapeutische Anleitung, sondern nur eine Informationsbroschüre erhalten haben“, erläutert Dr. med. Thomas Voshaar, Vorstandsvorsitzender des VPK und Chefarzt des Lungenzentrums am Krankenhaus Bethanien in Moers.
Lunge verstärkt belüften und Schleim aktiv abhusten senkt Infektionsrisiko
Ein chirurgischer Eingriff im Bauchraum verringert die mechanische Belüftung der Lunge, außerdem wird durch die Narkose auch die Reinigungsfunktion der Flimmerhärchen in den Atemwegen beeinträchtigt, die normalerweise Fremdstoffe und Erreger aus den Atemwegen heraus transportieren. Dadurch sind die natürlichen Abwehrmechanismen der Lunge gestört, was das Risiko für postoperative Lungenkomplikationen erhöht. „Daher ist es wichtig, dass Patienten gerade am ersten und zweiten Tag nach einer OP, bzw. solange sie weitgehend immobil sind, selbständig Atemübungen durchführen, um ihre Lungen in dieser Inaktivitätsphase verstärkt zu belüften, Schleim aktiv abzuhusten und somit ihr Infektionsrisiko zu verringern. Dies kann ihr erhöhtes Risiko für Lungenkomplikationen deutlich senken“, betont Dr. Voshaar.
Atemtraining sollte einmal pro Stunde durchgeführt werden
Das Atemtraining sollte sogleich nach dem Erwachen aus der Narkose begonnen und dann stündlich einmal durchgeführt werden. Es besteht aus zehn tiefen Atemzügen gefolgt von drei Hustenstößen. Diese Sequenz sollte zweimal hintereinander pro Stunde ausgeführt werden und mindestens bis der Patient wieder aufstehen und sich bewegen kann.
Erlernen und Einüben vor der OP von Vorteil
In den ersten beiden Tagen nach einer OP ist die Häufigkeit von postoperativen Lungenkomplikationen am größten. „Gleichzeitig leiden viele Patienten direkt nach der OP unter Schmerzen oder Übelkeit, was ihre Beweglichkeit zusätzlich einschränkt. Insofern ist es für Patienten vorteilhaft, die Atemübungen bereits vor der OP unter physiotherapeutischer Anleitung einzuüben, damit sie diese dann auch problemlos und regelmäßig direkt nach dem Erwachen aus der Narkose selbständig durchführen können“, erklärt Dr. Voshaar.
Quelle: äin-red
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