Ab 20. Mai 2016 sind die Tabakkonzerne auch hierzulande verpflichtet, Zigarettenverpackungen zu zwei Dritteln mit Schockbildern zu bedrucken. Bis einschließlich Mai 2017 dürfen sie aber auch noch Verpackungen ohne solche Abbildungen verkaufen. Deshalb drängt die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) auf eine schnellere Umsetzung der neuen EU-Tabakrichtlinie. Auch das neue Gesetz, das den Verkauf von E-Zigaretten und E-Shishas an Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren verbietet, zu dem sich Deutschland kürzlich im Rahmenübereinkommen mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) verpflichtet hat, ist nach Ansicht der Lungenärzte nicht ausreichend. „Dieses Verbot ist ein weiterer wichtiger Schritt, um Kinder und Jugendliche besser vor den Folgen des Rauchens zu schützen, es geht jedoch nicht weit genug“, erläutert DGP-Präsident Prof. Dr. med. Berthold Jany aus Würzburg. Plakat- und Kinowerbung für Tabakprodukte wären zwar in Zukunft verboten, an Verkaufsstellen wie Supermärkten, Zigarettenautomaten und in Kinovorstellungen für ausschließlich volljährige Besucher dürfen die Konzerne aber weiterhin werben. „Hier muss der Nichtraucherschutz also noch konsequenter umgesetzt werden“, betont Prof. Jany. Weitere Forderungen der DGP sind ein grundsätzliches Rauchverbot in Anwesenheit von Minderjährigen, mehr Mittel für Prävention an Schulen und Jugendeinrichtungen und eine jährliche Erhöhung der Tabaksteuer. „Zigaretten müssen teurer werden. Wenn jede Zigarette zum Beispiel fünf Cent mehr kostet, dürfte das schon viele Jugendliche vom Kauf abhalten“, bekräftigt Prof. Jany.
Förderung von Tabak-Entwöhnungsprogrammen erforderlich
Rauchen verursacht bekanntlich schwere, chronische Lungenerkrankungen, Herz-Kreislaufschäden und zahlreiche Krebsarten. Trotz rückläufiger Raucherzahlen sterben in Deutschland jährlich etwa 121.000 Menschen an den Folgen des Tabakkonsums. Dazu kommen hohe Kosten (ca. 7,5 Milliarden Euro deutschlandweit) für die Behandlung von Krankheiten, die durch Rauchen bedingt sind. Dennoch berücksichtigt auch das Gesundheitssystem die Folgen des Rauchens und der Nikotinabhängigkeit noch zu wenig. „Die wirksamste Methode, um sich das Rauchen erfolgreich abzugewöhnen, sind Tabak-Entwöhnungsprogramme“, erklärt Prof. Dr. med. Stefan Andreas, Ärztlicher Leiter der Lungenfachklinik Immenhausen. „Rauchen ist kein Lifestyle-Problem sondern eine Sucht – deshalb scheitern die meisten Raucher, wenn sie ohne professionelle Hilfe versuchen aufzuhören.“ Professionelle Angebote zur Raucherentwöhnung sind in Deutschland allerdings nach wie vor nur vereinzelt zu finden und werden ohne staatliche Unterstützung auch in Zukunft nicht flächendeckend zur Verfügung stehen. Selbst für Patienten mit Lungenerkrankungen gibt es kaum geeignete Programme zur Tabakentwöhnung. Dabei zeigen Studien, dass ein erfolgreicher Rauchstopp den Krankheitsverlauf bei Lungenpatienten verzögert und ihre Lebensqualität deutlich erhöht. „Es ist nicht nachvollziehbar, dass Raucher mit Lungenerkrankungen teure Behandlungen im Krankenhaus bekommen, aber in den seltensten Fällen eine professionelle Tabakentwöhnung“, betont Prof. Andreas. Die DGP fordert daher auch eine staatliche Finanzierung für Tabakentwöhnungs-Programme.
Quelle: äin-red
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