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In Blasinstrumenten können sich auch Erreger einer schweren Lungeninfektion tummeln

Musiker sollten ihre Blasinstrumente nach jeder Nutzung abtropfen und austrocknen lassen, um die beim Spielen entstandene Feuchtigkeit zu entfernen, und anschließend zumindest gelegentlich desinfizieren. Dazu raten die Lungenärzte vom Bundesverband der Pneumologen (BdP) unter Berufung auf aktuelle Studienergebnisse.

Blasinstrumente sollten regelmäßig gereinigt und desinfiziert werden, um eine Infektion der Lunge zu vermeiden, die zu einer so genannten exogen-allergischen Alveolitis (EAA), also einer Lungenentzündung infolge einer chronischen, allergischen Reaktion führen kann. Dazu raten die Lungenärzte des Bundesverbands der Pneumologen (BdP) unter Berufung auf aktuelle Studienergebnisse (siehe Thorax, Online-Veröffentlichung am 22.8.2016). Dort wird von einem leidenschaftlichen Dudelsackspieler berichtet, der seit sieben Jahren an trockenem Husten und zunehmender Atemnot litt und aufgrund dieser Symptome und weiterer Untersuchungen vor fünf Jahren eine EAA diagnostiziert bekam. Dabei handelt es sich um eine Lungenerkrankung, bei der das chronische Einatmen von bestimmten Allergieauslösern (Allergenen) – in der Regel aus Schimmelpilzen, Vogelfederstaub, Bakterien oder Arzneimitteln - eine Entzündung des Gewebes zwischen den Lungenbläschen verursacht. Allerdings konnten solche Allergenquellen in der Fallstudie zunächst nicht festgestellt werden, so dass der Dudelsackspieler trotz einer immunsuppressiven Behandlung unter zunehmenden Beschwerden litt – bis er für drei Monate ohne Dudelsack nach Australien reiste. Dort verbesserte sich sein Gesundheitszustand deutlich, zum Beispiel konnte er wieder kilometerlange Strandspaziergänge unternehmen. Nach Rückkehr in die Heimat spielte er dann wieder regelmäßig Duckelsack, woraufhin sich auch seine Atembeschwerden wieder einstellten und weiter verschlechterten: Der Patient konnte nur noch maximal zwanzig Meter ohne Pause gehen, seine Lungenfunktion sank rapide ab - die so genannte expiratorische Vitalkapazität (FVC) reduzierte sich von 56% im Jahr 2009 auf 34% im Jahr 2014. Als er ein halbes Jahr später wegen einer akuten Verschlechterung seiner EAA ins Krankenhaus eingeliefert wurde, fiel der Verdacht – gerade auch im Hinblick auf den dudelsacklosen und offenbar deshalb beschwerdefreien Australienaufenthalt - endlich auch auf den Dudelsack. In Analysen des Mundstückes, der Pfeifen und des Sackes wurden verschiedene, hochallergene Schimmelpilzarten entdeckt (einschließlich Penicillium species, Rhodotorula mucilaginosa, Trichosporon mucoides und Fusarium oxysporum), von denen einige bereits als Auslöser einer EAA bekannt sind. Leider erging es dem Patienten trotz Behandlung immer schlechter, so dass er nach sechs Wochen schließlich gestorben ist, wobei bei der Obduktion Narbengewebe in der Lunge festgestellt wurde, das die nicht mehr umkehrbaren Atemprobleme herbeigeführt haben muss.

Trocknen der Instrumente nach jeder Nutzung und regelmäßiges Desinfizieren empfohlen

„Diese in der Studie beschriebene Krankheitsgeschichte ist ein typisches Beispiel für den Verlauf einer EAA, bei der ein bestimmtes Allergen zu einer Entzündung in den Zellwänden der Lungenbläschen führt, die sich aber wieder zurückbilden kann, wenn der Kontakt mit dem Allergen unterbleibt. Besteht die Belastung mit dem Allergen hingegen weiterhin fort, kann es aufgrund der chronischen Entzündungsprozesse zu bleibenden Narben in der Lunge und damit einer enormen Verschlechterung der Lungenfunktion mit progressiver Atemnot und schließlich Tod kommen“, erläutert Dr. Andreas Hellmann, Vorsitzender des BdP und praktizierender Pneumologe in einer Gemeinschaftspraxis für Lungen- und Bronchialheilkunde in Augsburg. Klassische EAA-Fälle stellten bisher zum Beispiel die Farmerlunge (infolge des häufigen Umlagerns von verschimmeltem Heu) oder die Vogelhalterlunge (infolge der regelmäßigen Säuberung eines Taubenschlags) dar. „Jetzt wissen wir, dass auch Musiker, die Blasinstrumente spielen, gefährdet sein können. Neben dem Dudelsackspieler sind weitere EAA-Fälle von Saxophon- und Posaunenspielern bekannt. Deshalb raten wir zu mehr Hygiene, das heißt: Musiker sollten ihre Instrumente nach jeder Nutzung abtropfen und austrocknen lassen, um die beim Spielen entstandene Feuchtigkeit zu entfernen, und anschließend - zumindest gelegentlich, dies aber regelmäßig - mit einem Alkohol aus der Apotheke (wie z.B. Isopropanol) desinfizieren“, empfiehlt Dr. Hellmann.

Quelle: äin-red

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