Mit zunehmenden Alter nimmt das Erkrankungsrisiko an einer ambulant (also nicht im Krankenhaus) erworbenen Lungenentzündung zu, die gerade bei älteren Menschen mit schweren Komplikationen oder auch tödlich verlaufen kann. Alle Menschen ab 60 Jahren sollten sich daher – wie es auch die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt - gegen Pneumokokken impfen lassen, rät der Bundesverband der Pneumologen (BdP). „Diese Impfung kann - ähnlich wie die jährliche Grippeimpfung - das Risiko für tödliche Krankheitsverläufe deutlich senken“, betont Dr. Andreas Hellmann, Vorsitzender des BdP und praktizierender Pneumologe in einer Gemeinschaftspraxis für Lungen- und Bronchialheilkunde in Augsburg. Die Impfquote bei Senioren im Winter 2014/2015 lag allerdings nur bei 37 Prozent – das ist nach Angaben des Robert-Koch Instituts der niedrigste Stand seit der Saison 2008/2009. „Offenbar ist die Impfempfehlung noch nicht bekannt genug“, meint Dr. Hellmann. „Umso wichtiger ist es, dass alle niedergelassenen Ärzte jeden Kontakt mit den Patienten dieser Altersgruppe auch dazu zu nutzen, auf die Möglichkeit des Impfschutzes hinzuweisen bzw. an die Pneumokokken-Impfung zu erinnern. Das kann sowohl im Rahmen einer einmaligen Vorsorgeuntersuchung als auch bei regelmäßigen Check-Ups geschehen.“
Kontakt mit Kleinkindern, Rauchen und Herzschwäche erhöhen das Erkrankungsrisiko weiter
Ursache für das hohe Erkrankungsrisiko ab 60 Jahren ist das Immunsystem, das – unabhängig von der körperlichen Fitness der Betroffenen – mit zunehmendem Alter immer schwächer wird und daher Atemwegsinfektionen nicht mehr so gut abwehren kann. Auch Kontakt mit Kleinkindern, die insbesondere in den ersten beiden Lebensjahren die hauptsächlichen Träger und Überträger von Pneumokokken sind, ist ein Risikofaktor. „Insofern sollten gerade auch Großeltern von Kleinkindern eine Schutzimpfung gegen Pneumokokken durchführen lassen, die je nach Gesundheitszustand meist erst nach sechs Jahren wieder aufgefrischt werden muss“, rät Dr. Hellmann. Besonders gefährdet sind übrigens auch Senioren, die rauchen oder unter Herzschwäche leiden: Ihr Risiko für eine Lungenentzündung entspricht dem eines Menschen, der 12,5 bzw. 14,2 Jahre älter ist – wie eine aktuelle Studie ergeben hat.
Impfungen gegen Pneumokokken und Grippe bieten doppelten Schutz
Da bakterielle Lungenentzündungen oft auch als Komplikation einer Virusgrippe (Influenza) auftreten, werden allen Menschen ab 60 Jahren beide Impfungen (gegen Pneumokokken und Influenzaviren) von der STIKO empfohlen. „Beide Impfstoffe lassen sich auch am selben Arzttermin verabreichen. Die jährliche Grippeimpfung ist insofern ein guter Anlass, zum Impfen zu gehen. Bester Zeitpunkt zum Impfen ist der Herbst - also möglichst noch bevor die allgemeine Erkältungs- und Grippewelle richtig angelaufen ist. Aber auch spätere Impftermine sind möglich und sinnvoll“, erläutert Dr. Hellmann.
Quellen:
• Deutsches Ärzteblatt 2016, Band 113, Seite 607-614
• Epidemiologische Bulletin 2016, Band 34
Quelle: äin-red
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