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Immuntherapie gegen Lungenkrebs hat sich erfolgreich etabliert

Lungenkrebs-Patienten, die einen Rückfall erleiden, überleben im Vergleich zur bislang üblichen Chemotherapie länger, wenn sie mit einem immunstimulierenden Antikörper behandelt werden (sog. Immuntherapie). Darauf machen Experten der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) anlässlich des 58. DGP-Kongresses aufmerksam, der vom 22. bis 25. März 2017 in Stuttgart stattfand.

Patienten mit nichtkleinzelligem Lungenkrebs (NSCL, Abkürzung aus dem Englischen: non-small cell lung cancer), die einen Rückfall erleiden, überleben im Schnitt länger im Vergleich zur bislang üblichen Chemotherapie, wenn sie mit einem immunstimulierenden Antikörper behandelt werden (sog. Immuntherapie). Darauf machen Experten der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) anlässlich des 58. DGP-Kongresses aufmerksam, der vom 22. bis 25. März 2017 in Stuttgart stattfand. „Die Immuntherapie mit einem immunstimulierenden Antikörper (Wirkstoff Nivolumab oder Pembrolizumab) aktiviert die T-Zell-basierte Immunantwort des Patienten zur Bekämpfung der Krebszellen und hat sich zur Behandlung von nichtkleinzelligem Lungenkrebs, der erneut Tochtergeschwulste (Rezidive) bildet, erfolgreich bewährt und mittlerweile als Therapieoption im Vergleich zur Chemotherapie etabliert“, erläutert Prof. Dr. med. Martin Kohlhäufl, Pneumologe und einer der beiden Tagungspräsidenten des DGP-Kongresses.

Bereits 2015 zeigte eine Studie des Westdeutschen Tumorzentrums der Universität Duisburg-Essen (UDE) und der Abteilung Thorakale Onkologie der Ruhrlandklinik (siehe The New English Journal of Medicine, Online-Veröffentlichung am 31.5.2015), dass Patienten, die immuntherapeutisch mit dem Antikörper Nivolumab behandelt wurden, eine deutlich längere, mittlere Überlebenszeit im Vergleich zur Standardtherapie (Chemotherapie mit Docetaxel) erzielen: Nach einem Jahr betrug die Überlebensrate 42% für Patienten, die Nivolumab eingenommen hatten, gegenüber 24% für Patienten, die Docetaxel erhalten hatten. Außerdem waren mit Nivolumab weniger unerwünschte Nebenwirkungen verbunden (7% gegenüber 55% in der Docetaxel- Gruppe). „Ein deutlicher Überlebensvorteil wurde auch für den Antikörper Pembrolizumab in der Erstlinientherapie – d.h. ohne bisherige Chemotherapie – nachgewiesen. Seit Februar 2017 ist Pembrolizumab auch zur Erstlinienbehandlung des metastasierten NSCL verfügbar“, berichtet Prof. Kohlhäufl.

Voraussetzung für eine immuntherapeutische Behandlung ist, dass die Tumorzellen des Patienten genügend Antigene für den Antikörper ausbilden. „Damit die Immuntherapie wirksam werden kann, müssen die Patienten eine hohe Expression des PD-L1-Liganden aufweisen. Das ist bei über 50 Prozent der betroffenen Patienten der Fall“, erklärt Prof. Kohlhäufl.

Hintergrund: Um Immunabwehrreaktionen zeitlich zu begrenzen und somit unter Kontrolle halten zu können und den Organismus vor Autoimmunreaktionen zu schützen, gibt es so genannte Programmed Death-(PD) Liganden, die von zytotoxischen T-Zellen gebildet werden und den programmierten Zelltod von Immunzellen in die Wege leiten können. Wenn der Programmed Death-Ligand 1 (PD-L1), an seine Bindungsstelle (den PD-L1-Rezeptor) andockt, wird die Aktivität der T-Zellen gehemmt. Diesen Mechanismus machen sich die Tumorzellen zu Nutze, indem sie verstärkt den Liganden PD-L1 bilden und sich so vor der körpereigenen Immunabwehr schützen. Die in der Immuntherapie eingesetzten Antikörper agieren als sog. PD-L1-Inhibitoren, hemmen also die PD-L1-Liganden der Tumorzellen und ermöglichen somit den körpereigenen T-Zellen, weiterhin aktiv gegen die Tumorzellen vorzugehen. 

Die Immuntherapie gegen NSCL, die bei der Behandlung von schwarzem Hautkrebs längst Standard ist, kann übrigens auch ambulant durchgeführt werden. Erforderlich ist dann alle zwei bis drei Wochen eine einstündige Infusion. „Betroffene Patienten sollten sich am besten an eines der zertifizierten Lungenkrebszentren in Deutschland wenden, um abklären zu lassen, welche Therapie in ihrem individuellen Fall am besten geeignet ist“, rät Prof. Kohlhäufl. Mehr Informationen finden Interessierte unter: https://www.lungenkrebs.de 

Quelle: äin-red

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