Einige Asthmatiker haben ihre Krankheit trotz hochdosierter Inhalationstherapie nicht unter Kontrolle und leiden täglich unter asthmatischen Beschwerden wie pfeifender Atmung, Husten, Engegefühl in der Brust, Kurzatmigkeit oder Luftnot, die oft nachts oder in den frühen Morgenstunden auftreten und auch den Schlaf stören. Aufgrund der Überempfindlichkeit ihrer Bronchien kann es auch zu mitunter lebensbedrohlichen Asthma-Anfällen kommen. „Bei den Betroffenen gilt es als erstes zu unterscheiden, ob es sich um ein tatsächlich schweres, therapierefraktäres Asthma handelt, das sich also durch die üblichen Behandlungsmethoden nicht oder nur schwer beeinflussen lässt – oder aber um ein schwierig zu behandelndes Asthma“, erläutert Prof. Adrian Gillissen, Stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Lungenstiftung und Direktor der Abteilung für Innere Medizin und Pneumologie von der Ermstalklinik Reutlingen-Bad Urach. Häufige Gründe für das schwierig zu behandelnde Asthma sind mangelnde Therapietreue bzw. Inhalationsfehler, oder aber Rauchen, unbehandeltes starkes Übergewicht oder eine Allergenbelastung im Beruf oder zum Beispiel durch die Haltung eines Haustiers trotz bestehender Allergie. „Solche Faktoren - und ob es sich nicht vielleicht um eine chronisch-obstruktive Bronchitis (COPD) handelt - müssen zunächst abgeklärt und gegebenenfalls behoben werden, bevor ein schweres, therapierefraktäres Asthma diagnostiziert wird“, betont Prof. Gillissen.
Das schwere Asthma ist ein sehr heterogenes Krankheitsbild – nur maßgeschneiderte Antikörper sind erfolgversprechend
Für solche Patienten mit schwerem Asthma gibt es mittlerweile aufgrund der Entwicklung monoklonaler Antikörper (Biologika) zunehmend Hoffnung, ohne eine Dauertherapie mit systemischen Kortikosteroiden auszukommen. „Allerdings ist Asthma ein sehr heterogenes Krankheitsbild. Erfolgversprechend ist daher nur der gezielte Einsatz eines passenden Antikörpers nach sorgfältiger Patientencharakterisierung und -selektion“, bekräftigt Prof. Gillissen. Vor einem Biologika-Einsatz erfolgt deshalb eine so genannte Phänotypisierung, bei der festgestellt wird, welche Immunzellen (Eosinophile, Neutrophile oder TH2-Zellen) und Entzündungsmarker (Immunglobuline) beim Patienten dominieren. Dementsprechend kann dann ein passendes Biologikum ausgewählt werden. Aktuell stehen Antikörper, die gegen Immunglobulin E (IgE) und gegen Interleukin-5 (IL-5) gerichtet sind, zur Behandlung des schweren allergischen oder eosinophildominierten Asthmas zur Verfügung. Eine Erweiterung des Therapiespektrums ist absehbar, da aktuell viele weitere Antikörper in Studien untersucht werden bzw. schon in der Pipeline stehen.
Weniger systemische Kortikosteroide erforderlich
„Die therapeutischen Antikörper bieten neue Ansatzpunkte für eine individualisierte Therapie des schweren Asthma bronchiale und können die Behandlung somit bereichern. Bei geeigneten Patienten lässt sich dadurch der Einsatz systemischer Kortikosteroide verringern und gleichzeitig der Allgemeinzustand der Betroffenen verbessern. Es sind auch keine Wechselwirkungen mit der klassischen Asthmatherapie zu befürchten, die natürlich unverändert das Standbein der Asthmatherapie bleibt“, fasst Prof. Gillissen zusammen. Künftig dürften hierzulande zehntausende bis hunderttausende Patienten mit schwerem Asthma von der Therapie mit Biologika profitieren.
Was ist das Anliegen der Deutschen Lungenstiftung?
Der Deutschen Lungenstiftung liegt die Förderung von Forschungsaktivitäten auf dem Gebiet der Lungen- und Atemwegserkrankungen sehr am Herzen, da die Pneumologie im Vergleich zu anderen Fachgebieten zu wenig unterstützt wird. Auch in den Medien wird die Lungenheilkunde zu selten erwähnt. Deshalb investiert die Deutsche Lungenstiftung einen guten Teil der eingehenden Spenden in die Förderung der öffentlichen Aufklärung über pneumologische Themen sowie in die Förderung von Forschung auf dem Gebiet der Lungenheilkunde.
Quelle: äin-red
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