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Früh einsetzende Physiotherapie im Krankenhaus für ältere Lungenpatienten besonders wichtig

Ältere Menschen, die bereits am ersten Tag nach der Krankenhausaufnahme für 40 Minuten täglich Physiotherapie erhielten, können früher aus der Intensivstation wie auch aus dem Krankenhaus entlassen werden und anschließend ihre Alltagsaktivitäten wieder erheblich besser bewältigen als Patienten, die erst eine Woche nach der Aufnahme physiotherapeutisch behandelt werden. Darauf weist der Verband Pneumologischer Kliniken (VPK) hin.

Bereits 48 Stunden Bettruhe können für einen älteren, bis dahin selbständigen Menschen bedeuten, dass er nach der Ruhephase nicht mehr genügend Kraft hat, seinen Alltag selbständig zu bewältigen, und pflegeabhängig wird. Ältere Patienten, die im Krankenhaus behandelt werden müssen, sollten daher so früh wie möglich mobilisiert und physiotherapeutisch behandelt werden. Dazu raten die Lungenärzte des Verbands Pneumologischer Kliniken (VPK). „Eine Studie hat zum Beispiel gezeigt, dass ältere Patienten in einem Alter über 80 Jahren, die wegen einer erworbenen Lungenentzündung auf der Intensivstation behandelt werden mussten, von einer früh einsetzenden Physiotherapie deutlich profitieren: Wenn sie bereits am ersten Tag nach der Krankenhausaufnahme für 40 Minuten täglich Physiotherapie (u.a. mit aktivem Abhusten und Atemtraining) erhielten, konnten sie früher aus der Intensivstation wie auch aus dem Krankenhaus entlassen werden und anschließend ihre Alltagsaktivitäten wieder erheblich besser bewältigen als Patienten, die erst eine Woche nach der Aufnahme physiotherapeutisch behandelt wurden“, berichtet Dr. med. Thomas Voshaar, Vorstandsvorsitzender des Verbands Pneumologischer Kliniken (VPK) und Chefarzt des Lungenzentrums am Krankenhaus Bethanien in Moers.

Bettruhe führt u.a. zu Muskel- und Knochenschwund sowie zunehmender Gelenksteife

Andere Studien haben gezeigt, dass die Häufigkeit von Bettruhephasen direkt mit der Sterblichkeit zusammenhängt – d.h. je häufiger ältere Menschen bettlägerig werden, umso eher sterben sie. Was älteren Menschen bei längerer Bettruhe nämlich droht, ist das so genannte Immobilisationssyndrom. Darunter versteht man, dass eine Immobilisation des Körpers oder auch nur eines Körperteils bei älteren Menschen besonders schnell zu einem Entkräftungsprozess führen kann, und zwar aufgrund eines beschleunigten Muskel- und Knochenschwunds, zunehmender Gelenksteife sowie neurologischer, kognitiver und psychischer Beeinträchtigungen. „Ein deutlicher Verlust der Muskelkraft infolge Immobilisation setzt bereits nach wenigen Tagen ein und ist bei geriatrischen Patienten oft verbunden mit Appetitverlust, vor allem für Fleisch, oder es besteht sogar bereits eine nachweisbare Eiweißmangelernährung, was den Verlust der Muskelkraft dann noch beschleunigt“, erläutert Dr. Voshaar. Während die Muskelkraftreserve für Verrichtungen des täglichen Lebens bei jungen Menschen zwischen 20 und 35% liegt, werden bei geriatrischen Patienten nur noch Werte von teilweise unter 5% gefunden. Durch Bettruhe treten bei Älteren auch in Knochen, Knorpeln und kollagenem Bindegewebe von Bändern, Kapseln und Gelenken rasch erstaunlich große Veränderungen auf. Diese beschleunigten Ab- und Umbauvorgänge tragen wesentlich zur Knochenschwäche (Osteoporose) bei und verursachen eine abnehmende Belastbarkeit von kollagenen Skelettstrukturen. „Insofern kann eine Lungenentzündung bei älteren Menschen nach längerer Bettruhe unter Umständen einen Verlust der Fähigkeiten zur selbständigen Erledigung von alltäglichen Tätigkeiten und zur Selbsthilfe herbeiführen. Dem Risiko eines solchen Immobilisationssyndroms kann aber durch eine frühzeitig einsetzende physiotherapeutische Therapie wirksam entgegengewirkt werden“, betont Dr. Voshaar.

Erkenntnisse aus der Geriatrie auch bei der intensivmedizinischen Behandlung einbeziehen

Aufgrund der demografischen Entwicklung hierzulande wird der Anteil der älteren Patienten in den Krankenhäusern zunehmend größer werden, wobei auch die mit dem Alter ansteigende Anzahl der Begleiterkrankungen dazu beiträgt, dass immer mehr ältere Patienten eine Intensivtherapie benötigen. „Daher ist es bei der intensivmedizinischen Behandlung besonders wichtig, die speziellen Bedürfnisse älterer Patienten aufgrund ihrer altersphysiologischen Veränderungen durch Einbeziehung der Erkenntnisse aus der Geriatrie so früh wie möglich zu berücksichtigen“, bekräftigt Dr. Voshaar.

Quelle: äin-red

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