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Fast Food erhöht das Asthma-Risiko – stimmt das?

Jein, denn die Zusammenhänge bei Asthma sind viel komplexer. Die korrekte take-home-message müsste eigentlich heißen: Falsche Ernährung und Übergewicht erhöhen das Risiko für Asthma und allergische Erkrankungen. Experten der Deutschen Lungenstiftung erläutern die Zusammenhänge.

Immer wieder weisen Studien darauf hin, dass ein häufiger Verzehr von Fast-Food-Produkten die Gefahr für Asthma und Allergien erheblich steigert. In einer aktuellen Metaanalyse von 16 Studien wurde jetzt sogar ein dosisabhängiger Zusammenhang zwischen der verzehrten Menge an Fast Food und dem Asthmarisiko festgestellt (siehe Respirology, Online-Vorabveröffentlichung am 4.7.2018). „Die Zusammenhänge bei Asthma sind allerdings sehr viel komplexer. Die korrekte take-home-message müsste eigentlich heißen: Falsche Ernährung und Übergewicht erhöhen das Risiko für Asthma und allergische Erkrankungen“, erklärt Prof. Adrian Gillissen, Stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Lungenstiftung und Direktor der Abteilung für Innere Medizin und Pneumologie von der Ermstalklinik Reutlingen-Bad Urach.

Je häufiger Fast Food verzehrt wird, umso häufiger treten asthmatische Beschwerden auf 

Der aktuellen Studie zufolge haben Menschen, die mehr als dreimal pro Woche Fast Food (insbesondere Hamburger) essen, ein um 59 Prozent erhöhtes Risiko für das Auftreten asthmatischer Beschwerden und ein um 34 Prozent erhöhtes Risiko für eine Erkrankung an schwerem Asthma. Wenn Fast Food nur ein bis zweimal pro Woche verzehrt wird, ist das Risiko für schweres Asthma noch um 9 Prozent größer im Vergleich zu Menschen, die sich gesünder ernähren. Hier zeigt sich also der dosisabhängige Zusammenhang zwischen der Menge an Fast Food und dem Asthmarisiko. Bei häufigen Fast Food-Konsumenten ist laut Studie außerdem das Risiko für allergische Erkrankungen wie Heuschnupfen, Neurodermitis und Rhinokonjunktivitis (allergische Entzündung der Nasenschleimhaut und Bindehaut) erhöht. „Die Häufigkeit von Asthma und allergischen Erkrankungen hat in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen, was man mit verschiedenen Theorien – z.B. übertriebener Hygiene (sog. Hygienehypothese) – zu erklären versucht. Auch der Konsum von Fast Food, der in den 50er Jahre im Zuge des American way of life in den USA begann, wird mittlerweile weltweit immer verbreiteter. Dies kann die zunehmende Asthma-Häufigkeit aber sicherlich nur teilweise erklären“, berichtet Prof. Gillissen.

Hoher Brennwert von Fast Food-Produkten kann zu Übergewicht führen

Fast Food umfasst zubereitete Speisen, die für den raschen Verzehr produziert werden, und die dadurch gekennzeichnet sind, dass sie besonders reich an Kalorien, gesättigten Fetten, Transfetten, einfachen Kohlenhydraten, Zucker sowie Kochsalz sind. Der hohe Brennwert von Fast Food kann bei häufigem Konsum zu einer Gewichtszunahme bis hin zu Übergewicht oder Fettleibigkeit mit einem erhöhten Body Mass Index führen (abgekürzt: BMI; Übergewicht: BMI kleinergleich 25 kg/m²; Adipositas: BMI kleinergleich 30 kg/m²). Mediziner wissen, dass Fettleibigkeit bei Asthmatikern mehr Beschwerden und einen beschleunigten Lungenfunktionsverlust verursachen kann. „Das liegt zum einen daran, dass überschüssiges Fettgewebe die Atemfunktion schon aus physikalischen Gründen belastet und einschränkt. Dabei scheint aber auch die jeweilige Fettverteilung – insbesondere das Bauch- bzw. Eingeweidefett – ausschlaggebend dafür zu sein, welches Ausmaß an asthmatischen Beschwerden ein Patient entwickelt“, erläutert Prof. Gillissen. „Generell haben Fettleibige häufiger Asthma und sie entwickeln ein schwereres Asthma als Normalgewichtige. Außerdem sind Asthma-Medikamente, die wir gegen die Verengung und Entzündung der Bronchien einsetzen, bei stark übergewichtigen Patienten weniger gut wirksam.“

Fettreiche Ernährung kurbelt auch Entzündungsprozesse an

Andererseits weiß man aus ernährungsmedizinischen Untersuchungen, dass auch die Ernährung an sich – also die Inhaltsstoffe der Nahrung eine wichtige Rolle spielen: Viele gesättigte Fette in der Nahrung führen zum Beispiel zu einer Ausschüttung entzündungsfördernder Botenstoffe (Zytokine) und kurbeln dadurch Entzündungsprozesse in den Atemwegen an. Eine fettreiche Ernährung wirkt sich auch auf die Darmflora negativ aus, was die Zellen des Immunsystems beeinträchtigt, so dass sich leichter eine sogenannte Hyperreagibilität ausbilden kann – also eine übersteigerte, allergische Reaktionsbereitschaft auf eigentlich harmlose Substanzen wie z.B. Pollen, Hausstaub etc. Deshalb können auch fettreiche Mahlzeiten Asthma direkt verschlimmern. „Insofern haben beide Risikofaktoren – starkes Übergewicht und ungesunde Ernährungsweise – einen Einfluss“, erläutert Prof. Gillissen. „Hinzu kommt, dass häufige Fast Food-Konsumenten oft auch weniger Vorlieben für Obst, Gemüse und Sport haben – und damit ein zusätzliches Manko aufweisen. Gesunde Ernährung und Bewegung sind nämlich Faktoren, die bekanntlich die Asthmakontrolle positiv beeinflussen und daher auch als nicht-medikamentöse Maßnahmen bei der Asthmatherapie mit Erfolg eingesetzt werden.“

Multiple Mechanismen können Asthmarisiko in die Höhe treiben

Das Asthmarisiko wird also über multiple Mechanismen angetrieben, u.a. aufgrund der individuellen Lebensweise einschließlich falscher Ernährung und Bewegungsmangel, aber auch genetischer und hormoneller Art. „Häufiger Verzehr von Fast Food ist dabei nur ein Aspekt, der aber womöglich einen generell ungesunden Lebensstil anzeigen kann. In solchen Fällen nur auf Burger, Curry-Wurst und Pommes verzichten zu wollen, dürfte allerdings nicht ausreichen, um das Asthma im Zaum zu halten bzw. besser in den Griff zu bekommen“, gibt Prof. Gillissen zu bedenken. „Vielmehr empfehlenswert ist eine Ernährungsumstellung – zum Beispiel auf mediterrane Kost, da die typische Mittelmeerküche viele anti-entzündliche Nährstoffe wie ungesättigte Fettsäuren und Antioxidantien aus Fisch und Meeresfrüchten, Gemüse, Nüssen und Obst enthält. Übergewichtigen Patienten können Lungensport und Rehaprogramme helfen, überschüssige Pfunde zu verlieren. Generell sind sportliche Aktivitäten natürlich in vielerlei Hinsicht gesund und helfen, das Normalgewicht zu halten. Eine gesunde, ausgewogene Ernährung und regelmäßige körperliche Aktivität sind grundsätzlich zwei wichtige Säulen der Strategie zur Vorbeugung und optimalen Kontrolle von Asthma“, betont Prof. Gillissen. 

Quelle: äin-red

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