Bei einem Pneumothorax tritt Luft in den normalerweise flüssigkeitsgefüllten Spalt zwischen dem inneren und dem äußeren Brustfell (sog. Pleuraspalt zwischen dem Lungen- und Rippenfell) ein, was zum Kollaps eines Lungenflügels und dadurch zu einer unzureichenden Atemfunktion der Lunge führt. Ein Spontanpneumothorax entsteht meist unerwartet und bei voller Gesundheit (ohne vorbestehende Lungenerkrankung), betrifft vor allem junge Männer zwischen 15 und 35 Jahren und kann bei kleineren Luftansammlungen meistens allein durch Bettruhe geheilt werden. Darauf machen die Lungenärzte der Deutschen Lungenstiftung e.V. aufmerksam unter Berufung auf die Ergebnisse einer aktuellen Studie im New England Journal of Medicine (Online-Veröffentlichung am 30.1.2020). „Die Studie bestätigt, dass eine Thoraxdrainage, die in vielen Kliniken die Standardtherapie darstellt, zur Behandlung eines spontanen Pneumothorax ohne erkennbare Ursache vor allem bei jungen Menschen nicht erforderlich ist, da sie einerseits die Erholung im Vergleich zum passiven Abwarten nicht beschleunigt und andererseits für den Patienten eine größere Belastung darstellt und mit einem höheren Risiko für einen Rückfall, also das Wiederauftreten eines Pneumothorax verbunden ist“, erläutert Prof. Adrian Gillissen, Stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Lungenstiftung und Direktor der Abteilung für Innere Medizin und Pneumologie von der Ermstalklinik Reutlingen-Bad Urach.
Wie kommt es zu einem Pneumothorax?
Da der Pleuraspalt bei Gesunden mit Flüssigkeit gefüllt ist, haften die beiden Felle wie zwei feuchte, aufeinandergelegte Glasplatten direkt aneinander, so dass zwischen den Pleuren ein Unterdruck herrscht, der bei der Einatembewegung ein automatisches Einströmen von Luft in die Lunge ermöglicht. „Dringt allerdings Luft zwischen die beiden Felle ein, geht die enge Bindung der Lunge an den Brustkorb verloren. Folglich herrscht auch kein Sog mehr. Die Lunge wird nicht mehr durch die Rippen gespannt und fällt dadurch wie eine losgelassene Feder in sich zusammen - sie kollabiert. In der Folge kann sich die Lunge bei den Atembewegungen nicht mehr mit bewegen, wird nicht mehr ausreichend belüftet und verliert somit ihre Funktion“, erläutert Prof. Gillissen. Ursache für einen Spontanpneumothorax ist ein Riss im pleuranahen Lungengewebe an einer Stelle, an der die Lungenbläschen entweder angeborener- oder erworbenermaßen erweitert sind. Ein bekannter Risikofaktor ist das Rauchen – rund 90% der Patienten mit Pneumothorax sind Raucher.
Was sind typische Beschwerden?
Bei jeder unklaren Atemnot muss unbedingt an einen Pneumothorax gedacht werden, insbesondere wenn die Beschwerden ganz plötzlich aufgetreten sind. Ein Spontanpneumothorax mit geringer Luftansammlung kann allerdings auch so wenige Beschwerden bereiten, dass er tagelang unentdeckt bleibt. Hier sind langsam zunehmende Atembeschwerden während körperlicher Belastung und Reizhusten die ersten Anzeichen. Meist aber steht am Beginn der Erkrankung ein plötzliches Schmerzereignis. Später entwickeln sich häufig Reizhusten, Husten und örtlich beschränkte, atemabhängige und stechende Schmerzen bei zunehmender Luftnot mit flacher Atmung.
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Wie erkennt der Arzt einen Pneumothorax?
Bei der körperlichen Untersuchung liefert das Abhören der Lunge den wichtigsten Hinweis auf einen Pneumothorax: Über dem Lungenflügel, der in sich zusammengefallen (kollabiert) ist, bemerkt man ein fehlendes Atemgeräusch. Gesichert wird die Diagnose dann durch ein Röntgenbild des Brustkorbs. Hier würde auffallen, dass auf der betroffenen Seite der Lungenflügel geschrumpft ist. Im Lungenultraschall würde die Lungen- und Rippenfellbewegung fehlen.
Wie wird ein Pneumothorax therapiert?
Die Therapieziele sind die Entfernung der Luftansammlung und die Vermeidung eines Rückfalls, also des erneuten Auftretens eines Pneumothorax. „Handelt es sich um einen kleinen Spontanpneumothorax, reicht Bettruhe in flacher Lagerung aus, da geringe Mengen Luft vom Körper innerhalb weniger Tage aus dem Spalt wieder aufgenommen (resorbiert) werden können“, erklärt Prof. Gillissen. „Zur Beschleunigung einer solchen spontanen Resorption freier Luft kann eine Sauerstoffbeatmung (nicht-invasiv über Mund-Nasen-Maske oder nasal) angewandt werden: Denn je höher der Sauerstoffanteil ist, umso schneller wird die Luft resorbiert.“
Nur wenn die Luftansammlung zu groß für eine spontane Resorption ist oder sich auch Blut oder Eiter zwischen den Fellen befindet, wird eine so genannte Thorax- bzw. Pleuradrainage angelegt. Dazu legt man von außen ein Schläuchlein zwischen die beiden Felle und saugt die Luft aus dem Pleuraspalt ab, so dass der zur normalen Lungenfunktion benötigte Unterdruck wiederhergestellt wird. Die Thoraxdrainage bleibt solange liegen, bis sich die Lunge wieder vollständig entfaltet hat und funktionstüchtig ist.
Nach dem ersten Rückfall kann versucht werden, während einer chirurgischen Eröffnung des Brustkorbs (Thorakotomie) die beiden Felle medikamentös (Pleurodese) oder operativ (durch teilweises Entfernen und Aufrauhung) zu verkleben.
Was tun zur Vorbeugung von Rückfällen?
Der Spontanpneumothorax hat eine gute Prognose, allerdings neigt er zu wiederkehrendem Auftreten. So kommt es nach dem ersten Spontanpneumothorax in ca. 30% der Fälle zu einem erneuten Pneumothorax - nach dem zweiten sogar in 60% der Fälle. Das höchste Risiko für einen Rückfall besteht in den ersten drei Monaten nach der Erkrankung. „Um ein erneutes Auftreten zu verhindern, wird eine körperliche Schonung von mehreren Monaten empfohlen“, berichtet Prof. Gillissen. Zur Vorbeugung eines Pneumothorax gehören außerdem der Verzicht auf das Rauchen bzw. eine Raucherentwöhnung. Auch auf Flugreisen und Gerätetauchen sollte in dieser Schonzeit verzichtet werden, da die dabei auftretende Druckbelastung das Entstehen eines erneuten Pneumothorax begünstigen kann. Grundsätzlich lohnt sich natürlich auch die Suche nach den Ursachen für den Pneumothorax.
Autor: äin-red
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