Bei bislang nicht rauchenden Jugendlichen und jungen Erwachsenen scheint der Konsum von E-Zigaretten bereits nach einem Jahr den Umstieg auf Tabakzigaretten zu fördern. Darauf weist die Deutsche Lungenstiftung hin unter Berufung auf die Ergebnisse einer aktuellen Studie mit 694 Teilnehmern im Alter von 16 bis 26 Jahren (siehe JAMA Pediatrics, Online-Veröffentlichung am 8.9.2015). „Heranwachsende, die das Rauchen zu Beginn der Studie eindeutig ablehnten, entwickelten durch den Gebrauch von E-Zigaretten nach einem Jahr ein erhöhtes Risiko, selber mit dem Rauchen anzufangen: Entweder sie konnten künftigen Tabakkonsum nicht mehr - wie zu Beginn der Studie - rigoros ausschließen oder sie hatten sogar schon begonnen, Zigaretten zu rauchen“, berichtet Prof. Dr. Stefan Andreas, Beiratsmitglied der Deutschen Lungenstiftung, Facharzt für Pneumologie, Innere Medizin und Internistische Intensivmedizin und Leiter der Lungenfachklinik Immenhausen (Kreis Kassel) sowie des Bereiches Pneumologie an der Universitätsmedizin Göttingen. Insgesamt hatten in der Studie 68,9 % der E-Zigaretten-Konsumenten nach einem Jahr das Tabakrauchen angefangen im Vergleich zu 18,9 % der Studienteilnehmer, die keine E-Zigaretten konsumierten. „Die Stichprobe an E-Zigarettenrauchern in der Studie ist zwar sehr klein und erlaubt daher keine handfeste Warnung. Dennoch ist das Studienergebnis bedenklich und sollte gerade Jugendliche und junge Erwachsene zu mehr Vorsicht gegenüber E-Zigaretten anhalten, weil sie das Rauchen bei Heranwachsenden nicht verhindern, sondern möglicherweise sogar fördern“, kommentiert Prof. Andreas.
Es gibt verschiedene Theorien, warum E-Zigaretten Heranwachsende zum Tabakkonsum verleiten könnten: Beim Konsum von Nikotin-haltigen E-Zigaretten kann es aufgrund des Suchtpotenzials von Nikotin zu einem Gewöhnungseffekt kommen, der die Konsumenten nach einer höheren oder schneller verfügbaren Nikotinmenge verlangen lässt, was den Umstieg auf Tabakprodukte erklären könnte. Der Konsum von E-Zigaretten kann aber auch aufgrund der verhaltenstechnischen und sensorischen Ähnlichkeiten mit dem Tabakrauchen zu einer persönlichen Gewöhnung an den Vorgang und die Ritualisierung des Rauchens führen, die dann das Ausprobieren von Tabakzigaretten wie auch regelmäßigen Tabakkonsum erleichtern würde. „Leider wird die Einstellung, E-Zigaretten seien auch für Heranwachsende völlig unschädlich, noch bestärkt durch die fehlende Reglementierung von E-Zigaretten, da sie ja - wie hierzulande beschlossen - nicht unter das Arzneimittelgesetz fallen sollen“, gibt Prof. Andreas zu bedenken.
Quelle: äin-red
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