Jugendliche in Deutschland rauchen deutlich seltener Zigaretten als noch vor neun Jahren, allerdings ist einer Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zufolge bei den 18- bis 25- Jährigen ein aktueller Anstieg im Konsum von E-Zigaretten zu verzeichnen. E-Zigaretten sollten jedoch nicht als unschädlich und unbedenklich eingeschätzt werden, da der inhalierte Dampf giftige und Krebs erzeugende Substanzen wie u.a. Formaldehyd und Acetaldehyd enthalten kann. Darauf weist die Deutsche Lungenstiftung hin. „Auch wenn eine abschließende medizinische Bewertung von E-Zigaretten aufgrund fehlender Langzeitdaten derzeit noch nicht möglich ist, bleibt es eine Tatsache, dass nikotinhaltige E-Zigaretten wie konventionelle Zigaretten nikotinabhängig machen können und allein schon aus diesem Grund keine sichere Alternative für Jugendliche darstellen“, erklärt Prof. Dr. Stefan Andreas, Beiratsmitglied der Deutschen Lungenstiftung, Facharzt für Pneumologie und Internistische Intensivmedizin und Leiter der Lungenfachklinik Immenhausen (Kreis Kassel) sowie des Bereiches Pneumologie an der Universitätsmedizin Göttingen. Bisherige Studien haben aufgezeigt, dass das Dampfen von E-Zigaretten eine chronische Bronchitis verursachen kann, zu einer Erhöhung der Herzfrequenz führt und zu Änderungen der Genexpression, die die menschliche Immunabwehr beeinträchtigen – ähnlich wie konventionelle Zigaretten. Außerdem führt der Dampf von E-Zigaretten nachweislich – und ähnlich wie bei der Entwicklung einer COPD - zu einer Überempfindlichkeit der Bronchien, zu einer Verengung der Atemwege und zu Entzündungen bis hin zur Entwicklung eines Lungenemphysems.
Rauchverzicht bleibt alleiniges Ziel
Auf den ersten Blick mögen E-Zigaretten weniger schädlich als Zigaretten erscheinen: Der inhalierte Dampf weist je nach Zusammensetzung eine geringere Toxizität als Zigarettenrauch auf. Theoretisch könnten bisherige Zigarettenraucher aus diesem Grund durch einen Umstieg auf E-Zigaretten gesundheitlich profitieren. „Das tun sie allerdings nicht, wenn sie mithilfe der E-Zigaretten ihren Zigarettenkonsum nur reduzieren, aber nicht wirklich mit dem Rauchen aufhören. Vermutlich weil sie irrtümlich glauben, sie könnten bereits durch weniger Rauchen ihr gesundheitliches Risiko wesentlich verringern. Nur durch weniger Rauchen wird sich allerdings kaum einer der postulierten gesundheitlichen Vorteile einstellen! Das eigentliche - und in allen pneumologischen Leitlinien zur Behandlung von Lungenerkrankungen formulierte - Ziel eines völligen Rauchverzichts wird damit nicht erreicht“, betont Prof. Andreas. „Außerdem schreiben die Hersteller von E-Zigaretten selber im Kleingedruckten: ‚Benutzen Sie das Produkt nur mit äußerster Vorsicht, wenn Sie an einer Lungenerkrankung (z.B. Asthma, COPD, Bronchitis, Lungenentzündung) leiden. Der freigesetzte Nebel kann bei vorgeschädigter Lunge unter Umständen einen Asthmaanfall, Luftnot und Hustenanfälle auslösen“, gibt Prof. Andreas zu bedenken.
Tabakentwöhnungsprogramme sind am effektivsten und gesundheitlich unbedenklich
Raucher, insbesondere rauchende COPD-Patienten, weisen oft einen besonders hohen Grad der Nikotinabhängigkeit auf. Daher fällt das Ablassen vom Suchtstoff (Tabak-Abstinenz) leichter, wenn Nikotin zu Beginn des Entzugs medikamentös zugeführt (substituiert, also ersetzt) wird. „Ein endgültiger Rauchstopp wird am effektivsten im Rahmen eines so genannten Tabakentwöhnungsprogramms erreicht, das psychosoziale und medikamentöse Unterstützung kombiniert und in mehreren Gruppensitzungen von einem speziell ausgebildeten Experten durchgeführt wird. Diese Kombination hilft erwiesenermaßen mehr Menschen, mit dem Rauchen aufzuhören, als eine Nikotinersatztherapie alleine“, berichtete Prof. Andreas. Im Gegensatz dazu scheint E-Zigaretten-Dampfen die Raucherentwöhnung nicht zu erleichtern, vielmehr verringert sich die Erfolgsrate bei Rauchern, das Rauchen aufzugeben, einer aktuellen Studie zufolge um fast 30 Prozent, wenn sie E-Zigaretten konsumieren. „Der Griff zur E-Zigarette scheint bei langjährigen Rauchern durchaus eine Motivation zur Tabakentwöhnung zu signalisieren, auf die der behandelnde Arzt mit einer Empfehlung zur Teilnahme an einem Tabakentwöhnungsprogramm reagieren sollte, weil dies die nachweislich effektivste, sinnvollste und bewährteste Methode darstellt“, betont Prof. Andreas.
Quellen:
- Studie der BZgA 2017 -„Rauchen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Deutschland 2014“: https://www.bzga.de/forschung/studien-untersuchungen/studien/suchtpraevention/?sub=90
- American Journal of Respiratory Critical Care Medicine. 2017, Band 195, Seite:1043–1049
- Thorax 2016, Band 71, Seite: 1119
- American Journal of Physiology. Lung Cellular and Molecular Physiology 2016, Band 311, Seite: L135-L144
- New England Journal of Medicine 2017, Band 376, Seite 342
- The Lancet Respiratory Medicine 2016, Band 4, Seite 116
- Tobacco Cessation Guidelines for high-risk populations, Athen 2017
Quelle: äin-red
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