Vor allem im Sommer, wenn aufgrund der Gräserblüte hohe Pollenkonzentrationen in der Luft und wärmebedingt häufige Gewitter auftreten, ist das so genannte Gewitter-Asthma begünstigt, das zu einer Häufung von Asthmaanfällen und allergischen Reaktionen führen kann. Davor warnen die Lungenärzte des Bundesverbands der Pneumologen (BdP). „Ursache ist, dass Pollenkörner bei heftigen Gewitterregengüssen einen osmotischen Schock erleiden: Sie quellen auf, werden durch den Regen aus größerer Höhe in Bodennähe befördert, platzen dort und entlassen so eine hohe Konzentration an Allergenen, die bei sensibilisierten Menschen eine allergische Reaktion auslösen können. Außerdem sind die Allergene aus den aufgebrochenen Pollenkörnern viel kleiner als der Pollen an sich – und damit auch lungengängiger“, erläutert Dr. Andreas Hellmann, Vorsitzender des Bundesverbands der Pneumologen (BdP) und praktizierender Lungenfacharzt in einer Augsburger Gemeinschaftspraxis.
Über 8.500 Krankenhausbehandlungen wegen eines Asthma-Gewitters in Melbourne
Ein besonders eindrückliches Beispiel für ein Asthma-Gewitter ereignete sich vor gut einem halben Jahr in Melbourne, als am 21. November 2016 ein heftiger Gewittersturm über die australische Metropole hinweg zog. Damals mussten 8.500 Personen wegen starken asthmatischen und allergischen Beschwerden im Krankenhaus behandelt werden; mindestens acht Menschen starben. Rund 40 Prozent der im Krankenhaus behandelten Patienten hatten angeblich noch nie zuvor über derartige Beschwerden geklagt. Auslöser waren nach Angaben von Forschern der University of Georgia gewaltige Mengen an Gräserpollen, die durch Starkwinde während des Gewitters aufgewirbelt und mit der Zugrichtung des Unwetters in Richtung Melbourne geblasen wurden (siehe Journal of Applied Meteorology and Climatology, Online-Veröffentlichung am 3.5.2017). Neben den Pollen trieb der Wind dabei noch weitere Allergene wie Schimmelpilzsporen und Staub heran. Die Pollen wurden vom aufkommenden Regen und durch elektrostatische Entladungen während des Gewitters zerrissen und zerkleinert und setzten so verstärkt Allergene frei. Diese wurden schließlich durch nach unten gerichtete Winde in die Atemluft der Bewohner Melbournes getragen - d.h. mehrerer Millionen Menschen, unter denen sich natürlich auch eine gewisse Zahl an Allergikern befand. Bei entsprechend Sensibilisierten lösten sie dann asthmatische Anfälle aus.
Gewitterregen mindestens eine halbe Stunde abwarten
Auch bei Pollenallergikern, die bislang ausschließlich unter Heuschnupfen, aber noch nicht an Asthma leiden, können große Allergenkonzentrationen die Symptome verschlimmern und unter Umständen Atemnot bzw. Asthmaanfälle auslösen. „Daher sollten sich nicht nur bekannte Asthmatiker sondern allgemein Pollenallergiker vor den mit Unwettern verbundenen Risiken in Acht nehmen und z.B. bei einem herannahenden Sommergewitter lieber im Haus bleiben und die Fenster schließen“, rät Dr. Hellmann. „Normalerweise ist länger anhaltender Regen für Pollenallergiker eigentlich eine gute Zeit für einen Sommerspaziergang, weil Regen die Luft von Pollen reinigt. Bei einsetzendem Gewitterregen steigt die Pollenkonzentration in den ersten 20-30 Minuten allerdings stark an. Wer also von starkem Regen zu Beginn eines Gewitters überrascht wird, sollte seine Atemwege möglichst schützen, indem er z. B. über ein Tuch atmet - also über die Nase durch das Tuch einatmet und über den Mund ohne Tuch ausatmet. Wenn möglich, sollte man aber besser noch in ein Gebäude oder Auto flüchten, um dort geschützt vor dem Allergen freisetzenden Regen mindestens eine halbe Stunde abzuwarten“, empfiehlt Dr. Hellmann.
Quelle: äin-red
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