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Dauerinhalation von Sauerstoff kann das Fortschreiten einer Lungenfibrose beschleunigen

Eine Langzeitsauerstofftherapie ist für Patienten mit idiopathischer Lungenfibrose, die Atemnot nur bei körperlicher Belastung, aber nicht in Ruhestellung erleiden, nicht erforderlich. Zu viel Sauerstoff kann den Krankheitsprozess unter Umständen sogar beschleunigen, warnen Experten des Verbands Pneumologischer Kliniken (VPK).

Bei einer idiopathischen Lungenfibrose kommt es aus unbekannter Ursache (d.h. idiopathisch) zu chronischen Entzündungen des Lungengewebes, wobei die entzündeten Bereiche in Bindegewebe umgebaut werden. Dies führt zu einer krankhaften Vermehrung des Bindegewebes zwischen den Lungenbläschen und den sie umgebenden Blutgefäßen, welches im Lauf der Zeit verhärtet und vernarbt (d.h. fibrosiert). Dadurch werden die Sauerstoffaufnahme und der Gasaustausch in der Lunge zunehmend eingeschränkt (Diffusionsstörung), daher wird betroffenen Patienten oft eine Langzeitsauerstofftherapie verordnet. Allerdings ist für Patienten mit idiopathischer Lungenfibrose, die Atemnot nur bei körperlicher Belastung, aber nicht in Ruhestellung erleiden, eine Langzeitsauerstofftherapie gar nicht erforderlich. Darauf weisen die Lungenärzte des Verbands Pneumologischer Kliniken (VPK) hin. „Es gibt sogar Hinweise, dass die Verabreichung von zu viel Sauerstoff bei fibrosierenden Lungenerkrankungen den Krankheitsprozess beschleunigen kann,  vermutlich weil die krankheitsbedingt vermehrt in der Lunge vorliegenden Radikale - also sehr reaktionsfreudige chemische Verbindungen - durch den Sauerstoff quasi angefacht werden und dann die Lunge angreifen“, warnt Dr. med. Thomas Voshaar, Vorstandsvorsitzender des VPK und Chefarzt des Lungenzentrums am Krankenhaus Bethanien in Moers.

Zusätzlicher Sauerstoff nur bei schwerer Atemnot erforderlich

Bei einer Unterversorgung mit Sauerstoff (Hypoxämie) sollte Patienten mit Lungenfibrose zusätzlicher Sauerstoff nur in derjenigen Menge gegeben werden, mit der sich ihre Atemnot auch tatsächlich lindern lässt. „Praktisch heißt das, dass die meisten Lungenfibrose-Patienten wenn überhaupt dann nur bei körperlicher Belastung zusätzlichen Sauerstoff benötigen, da Atemnot in Ruhe erst in stark fortgeschrittenen Stadien auftritt“, erklärt Dr. Voshaar. „Eine Ausnahme stellen infektionsbedingte Verschlechterungen (sog. Exazerbationen) dar, die meist mit akuter Atemnot einhergehen und im Krankenhaus behandelt werden müssen. Dort kann dann neben einer Behandlung mit Antibiotika und Cortison bei starker Atemnot auch eine Beatmung in Erwägung gezogen werden. Dies kann aus palliativen Gründen oder zur Überbrückung bis zu einer Transplantation sinnvoll sein, wobei die Beatmung dann aber auf jeden Fall nicht-invasiv über eine Nasen-Mund-Maske erfolgen sollte. Von einer invasiven Beatmung über einen Luftröhrentubus sollte bei Lungenfibrosepatienten hingegen möglichst abgesehen werden, da sie ihre Überlebensprognose deutlich verschlechtert. Aufgrund der Steifigkeit und Volumenverminderung ihrer Lungen müssten die Betroffenen zudem äußerst behutsam mit besonders niedrigen Volumina, bei hoher Frequenz und in Anpassung an ihr Spontanatemmuster beatmet werden. Grundsätzlich sollte eine Dauerinhalation von Sauerstoff bei Lungenfibrosepatienten also nur dann erfolgen, wenn tatsächlich schwere Luftnot in Ruhestellung auftritt“, betont Dr. Voshaar.

Autor: äin-red

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