Mehr als die Hälfte der akuten Verschlechterungen – so genannte Exazerbationen – einer chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) sind infektionsbedingt (durch virale oder bakterielle Atemwegserreger). Weitere Trigger sind Verschlechterungen von Begleiterkrankungen und Luftverschmutzung. Solche Exazerbationen bedeuten eine Verschlimmerung der COPD-Beschwerden (insbesondere der Atemnot) und können für die Betroffenen nicht nur mit einem weiteren, unwiederbringlichen Verlust ihrer Lungenfunktion und mit einer schlechteren Lebensqualität verbunden sein, sondern auch das Leben bedrohen. „Eine Exazerbation ist ähnlich gefährlich wie ein akuter Herzinfarkt und muss meistens im Krankenhaus behandelt werden“, betont Dr. med. Thomas Voshaar, Vorsitzender des Verbands Pneumologischer Kliniken (VPK) und Chefarzt des Lungenzentrums am Krankenhaus Bethanien in Moers. „Jede Exazerbation verschlechtert den Gesundheitszustand der Patienten, erhöht die Sterblichkeit und wirkt sich negativ auf ihre Prognose aus. So ist zum Beispiel das akute Herzinfarktrisiko der Patienten in den ersten fünf Tagen nach dem Einsetzen einer Exazerbation doppelt so hoch wie in einer stabilen Phase der Erkrankung. Das Vermeiden solcher Exazerbationen ist also lebenswichtig.“
Entzündung spielt sich vor allem in den kleinen Atemwegen ab
Die Häufigkeit und Schwere solcher Exazerbationen lässt sich verringern, wenn man die Entzündungsprozesse bei COPD unter Kontrolle bekommt. Dazu sind neben bronchienerweiternden auch entzündungshemmende Medikamente (inhalierbares Cortison bzw. Kortikosteroid = ICS) erforderlich, die in den gesamten Bronchialbaum eindringen sollten. „Also nicht nur in die großen Bronchialäste im zentralen Bereich der Lunge, sondern auch bis in die kleinsten Verästelungen der Bronchien in der Peripherie – also in die so genannten kleinen Atemwege“, erläutert Dr. Voshaar. „Zumal sich die Entzündung und Verengung vor allem in den kleinen Atemwegen abspielt und zudem die Gesamtfläche der kleinen Atemwege (Bronchiolen) weitaus größer ist als die der großen Atemwege (Bronchien). Deshalb sind eine extrafeine Formulierung der Medikamente und das richtige Inhalieren so wichtig. Tatsächlich ist COPD eine Erkrankung der kleinen Atemwege, die die sich ausgehend von den Bronchiolen in die großen Bronchien hinein entwickelt.“
Nicht jeder COPD-Patient profitiert von inhalierbarem Cortison
Von ICS profitieren vor allem COPD-Patienten vom Bronchitistyp (mit überwiegenden Beschwerden einer chronisch-obstruktiven Bronchitis), die häufig exazerbieren, d.h. mehr als zwei Exazerbationen pro Jahr erleiden, und die eine erhöhte Anzahl bestimmter Entzündungszellen im Blut aufweisen (mehr als 200-300 Eosinophile pro Milliliter Blut). „Das sind die klassischen Exazerbierer. Wer hingegen nachts mit Atemnot erwacht, weil er infolge einer akuten körperlichen Überanstrengung oder aufgrund von Ängsten oder Depressionen eine akute Lungenüberblähung erleidet, ist kein klassischer Exazerbierer. Hier helfen eher bronchienerweiternde Medikamente, die das Ausatmen erleichtern und auf diesem Wege die Überblähung verringern und somit die Lungenfunktion verbessern. Eine weitere Subgruppe, die nicht von ICS profitiert, bilden Patienten, die besonders häufig, d. h. vier bis fünf Mal pro Jahr exazerbieren. Ihre Atemwege sind meist stark mit infektiösen Keimen unterschiedlicher Bakterienstämme besiedelt. Hier können ICS nicht wirken und unter Umständen sogar von Nachteil sein. In diesen Fällen muss vielmehr zunächst die Besiedelung bekämpft – also das Infektionsbild behandelt werden“, erklärt Dr. Voshaar.
Quelle: äin-red
Dies ist eine Pressemeldung des Verbands Pneumologischer Kliniken (VPK). Der Abdruck dieser Pressemeldung oder von Teilen des Artikels ist unter folgender Quellenangabe möglich: www.lungenaerzte-im-netz.de. Bei Veröffentlichung in Online-Medien muss die Quellenangabe auf diese Startseite oder auf eine Unterseite des Patienteninformationsportals der Lungenärzte-im-Netz verlinken.