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Coronavirus-Screening von Reiserückkehrern ohne Rachenabstrich lückenhaft

Bei Reisenden aus Coronavirus-Endemie-Gebieten reicht ein symptom- und kontaktbasiertes Screening alleine offenbar nicht aus, um eine Infektion auszuschließen. Das zeigen die Erfahrungen der Passagiere, die am 1. Februar aus Wuhan nach Deutschland evakuiert wurden. Zwei der Patienten hätten ohne Rachenabstrich und ohne Quarantäne in Deutschland möglicherweise weitere Personen angesteckt.

Ein symptom- und kontaktbasiertes Screening allein kann eine Infektion mit dem neuartigen Sars-CoV-2 bei Reisenden aus Endemie-Gebieten nicht ausschließen. Dies zeigen die Erfahrungen der Passagiere, die am 1. Februar aus Wuhan nach Deutschland evakuiert wurden, wie Forschende um Prof. Sandra Ciesek, Leiterin des Instituts für Medizinische Virologie an der Uniklinik in Frankfurt, jetzt berichten (siehe New English Journal of Medicine, Online-Veröffentlichung am 18.2.2020).

Nach Angaben des Deutschen Ärzteblattes (Online-Veröffentlichung am 19.2.2020) fiel der Virusnachweis in einem Rachenabstrich bei zwei Personen, die ursprünglich als unbedenklich eingestuft worden waren, positiv aus.

Von den 126 Passagieren, die am 1. Februar auf dem Flughafen Frankfurt eintrafen, wurden 10 in die dortige Universitätsklinik überwiesen, wo sie in Einzelzimmern isoliert wurden. Der Verdacht beruhte bei 2 Personen auf einem Kontakt mit einer bestätigten Erkrankung, bei 6 Personen auf Symptomen. Die übrigen beiden Personen hatten Personen mit Verdacht auf eine Sars-CoV-2-Infektion begleitet. Bei allen 10 Verdachtsfällen wurde die Infektion nicht bestätigt. Die übrigen 116 Reisenden verbrachten 2 Wochen in Quarantäne in der Südpfalz-Kaserne in Germersheim (sie wurden am 16. Februar entlassen). Allen war ein Rachenabstrich zum Gennachweis von Sars-CoV-2 angeboten worden, den bis auf eine Person alle akzeptierten. Bei 2 dieser Personen fiel der Gentest positiv aus. Sie wurden in die Isolierstation an die Uniklinik in Frankfurt überwiesen. Dort wurde bei einem Patienten ein leichter Hautausschlag und eine minimale Rachenentzündung (Pharyngitis) beobachtet. Beide Patienten blieben in den folgenden 7 Tagen ohne Fieber.

Dennoch hätten sie nach Einschätzung der Frankfurter Virologen das Sars-CoV-2 übertragen können. Laut Ciesek fiel nicht nur der Bestätigungstest positiv aus. Die Forscher konnten das Virus von beiden Patienten isolieren und kulturell vermehren. Dort kam es zu zellschädigenden Veränderungen, die eine Virenvermehrung (Replikation) und den Untergang von infizierten Zellen anzeigen. Die Forscher konnten das Coronavirus auch unter dem Elektronenmikroskop sichtbar machen.

Einer der beiden Patienten, eine 44-jährige Frau, gab später in einer Befragung an, dass sie zwischen dem 21. und 23. Januar einen Hautausschlag gehabt und unter Muskel- und Gelenkschmerzen gelitten habe. Sie konnte sich auch an eine erhöhte Temperatur (über 38°C) erinnern. Am 25. Januar war es dann zu einem trockenen Husten und einem kratzenden Hals und am 28. Januar zu Ohrenschmerzen gekommen, woraufhin sie für 3 Tage ein Breitbandantibiotikum, das gegen Viren nicht hilft (Amoxicillin), eingenommen hatte.

Den Behörden hatte sie ihre Krankheitsanzeichen offenbar verschwiegen. Der andere Patient, ein 58-jähriger Mann, konnte sich an keinerlei Symptome erinnern. Beide Patienten hätten ohne Rachenabstrich und ohne Quarantäne in Deutschland möglicherweise weitere Personen angesteckt.

Quelle: © rme/aerzteblatt.de