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COPD-Patienten mit einem hohen Risiko für Komplikationen besser erkennen

Mithilfe einer neuen Risiko-Messlatte können Notärzte diejenigen COPD-Patienten identifizieren, bei denen innerhalb der nächsten dreißig Tage ein hohes Risiko für schwere Komplikationen besteht, die lebensbedrohlich sind und eine Intensivbehandlung in der Klinik erforderlich machen. Darauf weisen die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) hin.

COPD-Patienten, die wegen einer akuten Verschlechterung (Exazerbation) in der Notfallambulanz behandelt werden, stellen Ärzte vor die oft schwierige Entscheidung, ob sie die Patienten zur Weiterbehandlung ins Krankenhaus überweisen sollten oder aber nach Hause entlassen können. Jetzt wurde am Ottowa Hospital in Kanada eine Risiko-Messlatte entwickelt (siehe CMAJ, Online-Veröffentlichung am 3.12.2018), mit deren Hilfe Notärzte diejenigen COPD-Patienten identifizieren können, bei denen innerhalb der nächsten dreißig Tage ein hohes Risiko für schwere Komplikationen besteht, die lebensbedrohlich sind und eine Intensivbehandlung in der Klinik erforderlich machen. Darauf weisen die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) hin.

Wie der „Ottawa COPD Risk Scale“ das Risiko quantifiziert

Der „Ottawa COPD Risk Scale“ umfasst zehn Fragen, die sich auf die Krankheitsgeschichte des Patienten (Anamnese) und Ergebnisse aus Routine-Untersuchungen nach seiner Ankunft in der Notaufnahme (z. B. Echokardiogramm und Herzfrequenz) beziehen. Jede Ja-Antwort erhält dabei ein bis drei Punkte. Auf diese Weise wird das Risiko, dass in den nächsten dreißig Tagen eine schwere Komplikation eintreten könnte, quantifiziert. „Besonders risikobelastet sind zum Beispiel Merkmale wie eine erhöhte Herzfrequenz (> 110 Schläge pro Minute), Durchblutungsstörungen des Herzens (ischämische Veränderungen im EKG), zu wenig Hämoglobin (< 100 g/l) und eine schlechte Sauerstoffsättigung (< 90 %)“, erläutert Prof. Dr. med. Michael Pfeifer, Präsident der DGP und Medizinischer Direktor der Klinik Donaustauf sowie Chefarzt der Klinik für Pneumologie und konservative Intensivmedizin im Krankenhaus Barmherzige Brüder in Regensburg.

Studienergebnisse belegen Vorhersagekraft

In einer Studie mit 1.415 COPD-Patienten, die mit einer akuten Exazerbation in die Notaufnahme gekommen waren, wurde untersucht, ob und welche Komplikationen (z.B. Herzinfarkt, Notwendigkeit zur Beatmung, Tod) tatsächlich im Verlauf der nächsten dreißig Tage bei den Patienten auftraten(siehe CMAJ, Online-Veröffentlichung am 3.12.2018). Hierbei erwies sich die Anwendung des „Ottawa COPD Risk Scales“ als effektiver als die bisherige medizinische Praxis, um kurzfristig auftretende, schwere Komplikationen vorhersagen zu können.

Zu Hause oder in der Klinik weiterbehandeln?

Theoretisch lässt sich durch ein Anheben des Grenzwerts auf der Risikoskala die Wahrscheinlichkeit, schwere Komplikationen kurzfristig zu erkennen, erhöhen und damit die Erkennung von Risikopatienten verbessern. Allerdings würde dies auch zu häufigeren Krankenhauseinweisungen führen, die teilweise nicht unbedingt erforderlich gewesen wären. Insofern wollen sich die Studienautoren nicht auf einen bestimmten Wert auf der Risiko-Skala festlegen, ab dem COPD-Patienten grundsätzlich ins Krankenhaus überwiesen werden sollten. Vielmehr sollten nur Hochrisikopatienten erkannt und deren Behandlung im Krankenhaus sichergestellt werden. Weniger gefährdete Patienten könnten hingegen nach Ansicht der Autoren auch nach Hause entlassen werden, wenn dort geeignete Möglichkeiten zur Versorgung und Nachbehandlung vorhanden sind.

Gute Entscheidungshilfe in Notfallambulanzen wie auch Praxen

Die Studie zeigt, dass sich mit Hilfe des „Ottawa COPD Risk Scale“ COPD-Patienten, die ein hohes Risiko für schwere Komplikationen haben, möglicherweise gut erkennen lassen. „Dieses Tool kann insofern in der Notfallambulanz als Entscheidungshilfe dafür herangezogen werden, ob eine weitere Behandlung im Krankenhaus vonnöten ist oder nicht. Dies sollte zu einer Verringerung unnötiger Krankenhausaufenthalte beitragen, gleichzeitig aber auch unsichere Entlassungen nach Hause verhindern“, betont Prof. Pfeifer. Denkbar sei darüber hinaus, dass die Risiko-Skala künftig auch in den Praxen von Allgemeinmedizinern, Internisten und Lungenärzten zum Einsatz kommt. Allerdings sollten die Ergebnisse durch weitere Studien überprüft werden.

Quelle: äin-red

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