Cannabiskonsumenten sollte ihrer Gesundheit zuliebe bewusst sein, dass ein inhalierter Joint der Lunge genauso schaden kann wie 2,5 bis 5 gerauchte Zigaretten. „Das ist eigentlich nicht verwunderlich, da Cannabis meist in Verbindung mit Tabak konsumiert wird. Zudem werden Joints tiefer und länger inhaliert als Zigaretten“, erklärt Dr. med. Thomas Voshaar, Vorstandsvorsitzender des Verbands Pneumologischer Kliniken (VPK) und Chefarzt des Lungenzentrums am Krankenhaus Bethanien in Moers.
Nach Rauchstopp können sich die meisten Beschwerden wieder bessern
Bei gleichzeitigem Konsum von Cannabis und Tabak kann es – wie bei langjährigen Rauchern - zu chronischem Husten, vermehrter Schleimbildung mit Auswurf, Luftnot und einer erhöhten Anfälligkeit für Atemwegsinfektionen kommen. Nur wenn der Konsum eingestellt wird, können sich diese Beschwerden wieder bessern. Schließlich stellt Tabakrauch eine der schädlichsten Formen von Feinstaub dar. Durch fortgesetztes Inhalieren wird das Flimmerepithel in der Atemwegsschleimhaut zunehmend geschädigt und zerstört. Die Atemwegschleimhaut kann ihre eigentliche Aufgabe, Erreger und Fremdstoffe, die über die Atemwege eindringen, abzufangen und abzutransportieren, nicht mehr erfüllen.
Cannabis verursacht häufiger Lungenemphyseme und Bronchiektasen als Tabak
Leider gibt es bislang nur sehr wenig wissenschaftliche Evidenz für gesundheitliche Schäden, die ausschließlich Cannabis zuzuschreiben sind. Während sich bei langjährigen Tabakrauchern die Atemwege typischerweise über eine chronische Entzündung langfristig auch verengen, verursacht Cannabis im Vergleich zu Tabak offensichtlich häufiger die Entwicklung eines Lungenemphysems – und zwar in 93 % gegenüber 67 % der Fälle, wie jetzt eine Studie aus den USA festgestellt hat (siehe Radiology, 2023, Band 307/1). Dazu wurden die Brustkorb-Computertomografien von Nichtrauchern, Rauchern und Cannabiskonsumenten miteinander verglichen. Außerdem litten Cannabiskonsumenten häufiger unter einer Ansammlung von Sekret in den Lungen, so dass diese beim Einatmen nicht mehr gleichmäßig belüftet werden, was auf Dauer zu wiederkehrenden Entzündungen mit struktureller Schädigung der Atemwege (sog. Bronchiektasen) führen kann.
Warnung vor oralen Cannabinoiden insbesondere für COPD-Patienten
„Auch COPD-Patienten, die Cannabis oral als Medikament in Form von synthetischen Cannabinoiden gegen Atemnot, zur Muskelentspannung und für einen guten Schlaf einnehmen, sind insbesondere bei höherer Dosierung gefährdet“, betont Dr. Voshaar. Wie eine kanadische Studie aufgezeigt hat, ist das Risiko zu sterben bei höherer Dosierung dieses Medikaments um das Dreifache im Vergleich zu Nicht-Anwendern erhöht (siehe Thorax, 2021, Band 76/1). Außerdem ist die Wahrscheinlichkeit aufgrund einer Verschlechterung der COPD (sog. Exazerbation) oder wegen einer Lungenentzündung im Krankenhaus behandelt werden zu müssen, bei höherer Dosierung fast dreimal höher.
Quelle: äin-red
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