Dass Tabakkonsum unter anderem auch zu Problemen mit der Potenz führen kann, dürfte allgemein bekannt sein. Doch auch E-Zigaretten-User leiden im Vergleich zu Nie-Dampfern mehr als doppelt so häufig unter Erektionsstörungen (erektiler Dysfunktion). Das geht aus einer Studie der New York University Medical School hervor, in der 13.711 Männer zu ihren Rauchgewohnheiten und auftretenden Erektionsproblemen befragt wurden (siehe American Journal of Preventive Medicine, online seit 30.11.2021). „Die meisten E-Zigaretten enthalten wie Tabakzigaretten Nikotin. Diese Substanz stimuliert das zentrale Nervensystem, sodass das Nebennierenmark u.a. Vasopressin freisetzt, woraufhin die Blutgefäße enger gestellt werden. Außerdem führt Nikotin zu höheren Fettsäure- und Cholesterinspiegeln im Blut und fördert damit die Tendenz zu einer Verkalkung und Verstopfung der Gefäße“, erläutert Prof. Dr. med. Christian Taube, Stellv. Vorsitzender der Deutschen Lungenstiftung und Direktor der Klinik für Pneumologie an der Universitätsmedizin Essen – Ruhrlandklinik in Essen. Die Folgen sind bekannt: Chronische Durchblutungsstörungen in Armen und Beinen verursachen Gefäßverschlüsse (Thrombosen), die dann z.B. zu Herzinfarkt, Schlaganfall, Herzschwäche, Raucherbein oder Erektionsproblemen führen können.
Senkung der Gesundheitsrisiken durch E-Zigaretten fraglich
Viele Raucher versuchen ihren Tabakkonsum zu verringern, indem sie auf E-Zigaretten umsteigen. Allerdings schaffen über 90 Prozent der E-Zigaretten-User keinen endgültigen Ausstieg und 60-80 % der Umsteiger rauchen weiterhin auch Tabakprodukte. Gerade dieser duale Konsum könnte zusätzliche Gesundheitsrisiken beinhalten, auf die die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin gemeinsam mit 14 weiteren medizinischen Fachgesellschaften in einem kürzlich veröffentlichten Empfehlungspapier zum Umgang mit der elektronischen Zigarette hingewiesen haben. Eine Studie mit mehr als 24.000 Teilnehmern aus den USA hat gezeigt, dass ein dualer Konsum von E-Zigaretten und Tabakprodukten das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen nicht senkt und im Vergleich zu ausschließlichem Tabakkonsum die Häufigkeit von Atembeschwerden, COPD, Herzbeschwerden und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sogar noch erhöht. Außerdem werden beim Erhitzen des Liquids von E-Zigaretten Karzinogene freigesetzt - wie z.B. Formaldehyde und Acetaldehyde, ultrafeine Partikel, Nitrosamine, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe und Schwermetalle (wie die von der Heizspirale freigesetzten Metalle Nickel und Kobalt). „Trotzdem werden E-Zigaretten als Konsumprodukte nicht den toxikologischen Untersuchungen unterzogen, die für Medikamente im Hinblick auf Gesundheitsrisiken üblich sind. Und das obwohl es neben Krebs verursachenden Verbindungen außerdem Hinweise auf zelltoxische und entzündungsfördernde Wirkungen (z.B. der den E-Zigaretten zugesetzten Geschmacksstoffe) gibt“, betont Prof. Taube.
Gefahr droht, ungewollt nikotinsüchtig zu werden
Aufgrund des Marketings für die angeblich reduzierten Gesundheitsrisiken durch E-Zigaretten könnten vor allem Jugendliche, die noch nie geraucht haben, fälschlicherweise davon ausgehen, dass Dampfen völlig harmlos sei. E-Zigaretten enthalten meistens auch Nikotin, das stark Sucht erregend ist. „Der ausgewiesene Nikotingehalt der E-Zigaretten kann aber so stark variieren, dass deren Konsumenten Gefahr laufen, unwissentlich nikotinsüchtig zu werden“, warnt Prof. Taube.
Zur Tabakentwöhnung nicht empfohlen
Gesundheitsrisiken reduzieren kann nur ein Rauchstopp bzw. ein konsequenter Verzicht auf Rauchen und Dampfen. Daher sollten aufhörwillige Tabakkonsumenten, wenn überhaupt nur für einen begrenzten Zeitraum auf E-Zigaretten umsteigen und diese anschließend endgültig absetzen. Andernfalls wird die Nikotinabhängigkeit aufrechterhalten und ein Rückfall begünstigt. Am erfolgreichsten gelingt ein Rauchstopp mit der Schlusspunktmethode durch Teilnahme an einem Raucherentwöhnungskurs in Kombination mit einer Verhaltensänderung (evtl. in Verbindung mit einer Verhaltenstherapie), falls erforderlich können auch Nikotinersatzprodukte oder bestimmte Medikamente zusätzliche Unterstützung bieten.