Die Dauer und die Schwere einer Erkrankung an COPD (Raucherbronchitis bzw. chronisch-obstruktive Lungenerkrankung) beeinflussen das Risiko des Patienten, an plötzlichem Herztod zu sterben. Das gilt nicht nur für Risikopatienten, die z.B. bereits einen Herzinfarkt erlitten haben oder einen Bypass tragen, sondern für alle älteren COPD-Patienten, die schon seit mehreren Jahren an COPD leiden und seither regelmäßig Verschlechterungen (Exazerbationen) durchgemacht haben. Darauf macht der Verband Pneumologischer Kliniken (VPK) aufmerksam unter Berufung auf aktuelle Ergebnisse der so genannten Rotterdam-Studie, die mit mehr als 13.000 Teilnehmern in der Niederlande und Belgien durchgeführt worden ist (siehe European Heart Journal 2015, Online-Veröffentlichung am 28. Juli). „Das Risiko, einen plötzlichen Herztod zu erleiden, ist der Rotterdam-Studie zufolge mit COPD um 30 Prozent höher als ohne COPD“, berichtet Dr. med. Thomas Voshaar, Vorstandsvorsitzender des VPK und Chefarzt des Lungenzentrums am Krankenhaus Bethanien Moers. „Die Rotterdam-Studie hat außerdem ergeben, dass dieses Risiko erst nach einer gewissen Erkrankungsdauer spürbar ansteigt und dann z.B. fünf Jahre nach der COPD-Diagnose das Doppelte im Vergleich zu Menschen ohne COPD beträgt. Wenn COPD-Patienten zusätzlich regelmäßige Exazerbationen erleiden und stark erhöhte Entzündungswerte aufweisen, steigt ihr Herztod-Risiko sogar auf das Dreifache. Denn akute Exazerbationen wirken sich wie regelrechte Entzündungs-Booster aus, die fatale Folgen für das Herz haben können.“ So ist das akute Herzinfarktrisiko der Patienten in den ersten fünf Tagen nach Einsetzen einer COPD-Exazerbation doppelt so hoch wie in einer stabilen Phase der Erkrankung.
Folgeerkrankungen wie Lungenhochdruck überlasten das Herz
Entzündungsprozesse bei COPD führen zu einer Überblähung der Lunge (Emphysem) und zu weiteren Veränderungen der Atemwege (remodelling). Gelegentlich entwickelt sich auch ein Lungenhochdruck. Bei schwerer COPD und vor allem während akuter Exazerbationen kann es zu Herzrhythmusstörungen, akuten Durchblutungsstörungen in den Herzkranzgefäßen oder auch zu einem plötzlichen Herztod kommen. „Um dieses Risiko zu verringern, sollten bei älteren COPD-Patienten mehr präventive Maßnahmen ergriffen werden bzw. die bestehenden Therapiemaßnahmen überprüft und womöglich optimiert werden“, rät Dr. Voshaar. „So muss bei akuten COPD-Exazerbationen im Krankenhaus nicht nur die Lunge, sondern insbesondere auch das Herz der Patienten überwacht werden, um so rasch wie möglich eingreifen zu können, wenn sich ein akutes Koronarsyndrom entwickelt. Daher sollte bei allen Patienten mit einer exazerbierten COPD gleich nach der Aufnahme in die Klinik zumindest ein EKG durchgeführt werden und eine Überprüfung der Entzündungswerte im Labor erfolgen. Vor allem bei älteren Patienten mit COPD und bei fortgeschrittener Erkrankung sollte eine gezielte kardiologische Untersuchung und gegebenenfalls eine Anpassung der Medikamente erfolgen. Besonders wichtig ist natürlich der Verzicht auf das Rauchen, da es sowohl für die COPD als auch für das Herz ein Risikofaktor ist.“
Bestimmte Medikamente zur Behandlung der COPD beugen auch Herzerkrankungen vor
Medikamente, die das Risiko von Exazerbationen senken, bewirken nicht nur eine Verbesserung der Atemfunktion. „Wahrscheinlich wirken sie indirekt auch kardioprotektiv und senken damit das Risiko, als COPD-Patient zusätzlich eine Herzerkrankung zu entwickeln. Da eine Herzschädigung auch schon bei milden Fällen der COPD - und bevor erste COPD-Symptome zu beobachten sind - auftreten kann, ist grundsätzlich eine möglichst frühzeitige medikamentöse Therapie der COPD wichtig und nützlich“, betont Dr. Voshaar.
Quelle: äin-red
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