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Zum vierten Mal die Lunge verpflanzt

Chirurgen von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) haben weltweit erstmalig an demselben Patienten eine vierte Lungentransplantation vollzogen. Der 41-Jährige, der an einer Lungenhochdruckerkrankung litt, ist wohlauf.

Weltweit zum ersten Mal haben Chirurgen der Abteilung Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) erfolgreich eine vierte Lungentransplantation bei demselben Patienten vorgenommen. „Wir sind mit dem Ergebnis dieser Operation sehr zufrieden“, sagt Privatdozent Dr. Martin Strüber, Leiter des Bereichs Transplantation der Abteilung Thorax-, Herz- und Gefäßchirugie, der mit seinem Team die Operation durchgeführt hat. Der Patient Kai-Uwe Hergenhan ist nach seiner Operation am 6. Februar 2007 wohlauf. Er litt an einer Lungenhochdruckerkrankung (pulmonale Hypertonie), bei der die Lunge langfristig beschädigt wird. Im Jahr 1990 wurde diese Krankheit bei ihm diagnostiziert. Ohne Therapie beträgt die durchschnittliche Lebenserwartung ab dem Zeitpunkt der Diagnose nur drei Jahre. 1992 erhielt der 41-jährige Familienvater aus Schmalkalden erstmals einen transplantierten Lungenflügel. Eineinhalb Jahre später verpflanzten ihm MHH-Chirurgen eine ganze Lunge. Die dritte Transplantation erfolgte dann 1998.

„Im Durchschnitt überleben die Patienten eine Lungentransplantation sechs bis sieben Jahre“, erläutert Professor Dr. Axel Haverich, Direktor der Abteilung Thorax-, Herz- und Gefäßchirugie. Bei Kai-Uwe Hergenhan lag allerdings eine besondere Situation vor: Sein Organismus zeigte nach der ersten Lungenflügel-Verpflanzung heftige Abstoßungsreaktionen gegen das neue Organ. Die damit verbundenen Entzündungsprozesse führten zu Veränderungen des Lungengewebes. Daraus resultierte eine Verengung der kleinsten Luftwege - Betroffene können nicht mehr normal atmen und bekommen zu wenig Sauerstoff. Nur eine erneute Transplantation könne ihnen helfen. „Zum Glück haben sich dabei unsere Befürchtungen, dass eine neue Lunge schneller abgestoßen wird als das erste Transplantat, nicht bewahrheitet", erklärt Dr. Strüber. Neueste Zahlen aus der MHH würden belegen, dass die Überlebensrate bei einer erneuten Transplantation genau so hoch ist wie bei der ersten Verpflanzung. Dennoch sei die zweite Operation weitaus komplizierter als die erste, da die transplantierten Organe im Brustkorb verwachsen, so dass vernarbtes Gewebe entstehe, weshalb das alte Transplantat schwieriger zu entfernen sei. Gleichzeitig müssten die Nerven und Gefäße aber erhalten bleiben. Damit der Körper das Transplantat nicht abstößt, müsse der Patient sein Leben lang so genannte Immunsuppressiva einnehmen – also Medikamente, die das Immunsystem unterdrücken. Letzten Angaben zufolge sollte Patient Hergenhan voraussichtlich am 23. Februar 2007 aus der MHH entlassen werden. „Ich fühle mich in der MHH gut aufgehoben und habe zu den Ärzten vollstes Vertrauen", sagte Kai-Uwe Hergenhan noch wenige Tage vor seiner Entlassung.

Die Vergabe der Organe Verstorbener koordiniert die Stiftung Eurotransplant. Im Jahr 2005 wurden in Deutschland 3.777 Organe nach dem Tode gespendet. 1988 verpflanzte Professor Dr. Axel Haverich in der MHH bei einem Patienten erstmals eine Lunge. Seitdem haben MHH-Chirurgen der Abteilung Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie 920 dieser Organe transplantiert. 70 Re-Transplantationen führten die MHH-Mediziner bislang durch. Eine Patientin erhielt dreimal eine neue Lunge. Im vergangenen Jahr gab es bundesweit 253 Lungentransplantationen, 101 davon wurden in Hannover durchgeführt.

Weitere Informationen erhalten Sie bei:
Dr. Martin Strüber,
strueber.martin@noSpam.mh-hannover.de, Telefon (0511) 532-3435.