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Zu trockene Atemwege machen krank

Eine mangelnde Befeuchtung der Atemwege spielt nicht nur bei der Krankheit Mukoviszidose eine zentrale Rolle, sondern kann auch zu Asthma-ähnlichen, allergischen Atemwegsentzündungen, chronischer Bronchitis und Lungenemphysem führen.

Trockene Atemwege spielen nicht nur eine zentrale Rolle bei der Entstehung der angeborenen Lungenerkrankung Mukosviszidose sondern wahrscheinlich auch bei den erworbenen und viel häufiger vorkommenden, so genannten chronisch-obstruktiven Lungenerkrankungen wie Asthma bronchiale und COPD. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler am Universitätsklinikum Heidelberg unter Leitung von Privatdozent Dr. Marcus Mall vom Heidelberger Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin und Dr. Richard Boucher von der University of North Carolina, Chapel Hill. An Mäusen haben sie nachgewiesen, dass eine mangelhafte Befeuchtung der Atemwegsoberflächen zu Lungenveränderungen führt, die für die chronisch-obstruktiven Lungenerkrankungen typisch sind. Daraus ergibt sich möglicherweise ein neuer Ansatzpunkt für die Behandlung dieser Erkrankungen, die von der Weltgesundheitsorganisation WHO als weltweit vierthäufigste Todesursache geführt werden. Die Ergebnisse der Studie wurden im American Journal of Respiratory and Critical Care Medicine in der Ausgabe vom 1. April 2008 (Band 177, Seite 730-742) veröffentlicht.

Die Forscher aus Heidelberg und den USA haben an einem eigens entwickelten Mausmodell den spontanen Verlauf von Lungenerkrankungen untersucht, die durch eine Austrocknung der Atemwegsoberflächen verursacht werden. „Wir haben dabei von Geburt bis ins Erwachsenenalter der Tiere Veränderungen gefunden, die nicht nur für die Mukoviszidose typisch sind, sondern auch für andere chronisch-obstruktive Lungenerkrankungen wie Asthma, chronische Bronchitis und Lungenemphysem", berichtet Dr. Mall, der als Oberarzt das Heidelberger Mukoviszidose-Zentrum und gleichzeitig ein Forschungsprogramm der Europäischen Union leitet. So führen zu trockene Atemwege bei jungen Mäusen zu einer allergischen Atemwegsentzündung - gekennzeichnet durch das vermehrte Auftreten spezifischer weißer Blutzellen (eosinophile Granulozyten) - die typischerweise bei Asthma beobachtet wird, einer Erkrankung, von der in Deutschland etwa jedes zehnte Kind betroffen ist. Bei erwachsenen Mäusen wird hingegen ein anderer Zelltyp (neutrophile Granulozyten) im Übermaß gebildet und es entsteht allmählich eine chronische Bronchitis, die mit einem Emphysem einhergeht. Diese Veränderungen sind typisch für die Raucherlunge (COPD). Die vorliegenden Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine verbesserte Befeuchtung der Atemwege und damit der Reinigungsfunktion der Lunge - beispielsweise durch Hemmung der Natrium-Kanäle in den Atemwegszellen - eine erfolgreiche Strategie zur Behandlung chronisch-obstruktiver Lungenerkrankungen unterschiedlicher Ursachen darstellen könnte. Ob diese neue therapeutische Strategie erfolgreich ist, will die Heidelberger Arbeitsgruppe nun zunächst im Tiermodell überprüfen.