Bisher ist man davon ausgegangen, dass Asthma bronchiale und andere allergische Erkrankungen mit einem geringeren Risiko für Krebs einhergehen. Jetzt kommen südaustralische Wissenschaftler von der „University of Adelaide“ zu einem gegenteiligen Ergebnis: Ältere Asthmatiker haben offenbar ein gegenüber Nicht-Asthmatikern erhöhtes Risiko, Krebs sowie bestimmte andere chronische Krankheiten zu bekommen. An der Untersuchung, die in der Fachzeitschrift Chest veröffentlicht wurde, nahmen insgesamt 7619 Erwachsene aus drei australischen Bundesstatten teil, darunter 834 Asthmatiker. „Die Krebshäufigkeit ist vor allem bei Asthmatikern ab 55 Jahren gesteigert“, erklärt Studienleiter Dr. Robert Adams. „Darüber hinaus entwickeln erwachsene Asthmatiker im Vergleich zu Gesunden doppelt so häufig Herzerkrankungen und Schlaganfälle. Zwischen 35 und 54 Jahren tritt bei Patienten mit Asthma außerdem häufiger Arthritis auf, und ab 55 Jahren dann vor allem Osteoporose.“
Der Zusammenhang zwischen Asthma und der Entwicklung einer weiteren chronischen Erkrankung sei also offenbar vom jeweiligen Alter des Asthma-Patienten abhängig, schlussfolgern die Forscher und bieten einen mögliche Erklärung dafür an: Asthmatische Atemwegsbeschwerden könnten die Aktivitäten der Patienten im Lauf ihres Lebens zunehmend einschränken, so dass sie immer mehr an Gewicht zulegen. Übergewicht stehe schließlich in Verbindung mit Diabetes, Herzerkrankungen, Arthritis und Schlafstörungen. Auch Depressionen treten bei chronischen Erkrankungen öfter auf, was die Gesundheit und Lebensqualität der Betroffenen noch weiter einschränken kann. Wenn aber Asthma in Kombination mit einer weiteren chronischen Erkrankung auftritt, seien die Beeinträchtigungen für den Patienten natürlich noch größer, als wenn er nur unter einer Krankheit leide. Eine solche Doppelbelastung trat bei erwachsenen Asthmatikern ausschließlich ab 35 Jahren auf und war dann besonders oft ab einem Alter von 55 Jahren zu beobachten. Insofern sollten Ärzte bei der Entwicklung eines Asthma-Therapieplans stets auch beachten, dass bei älteren Asthmatikern noch weitere chronische Krankheiten hinzukommen können. Jüngere Asthmatiker sollten hingegen bei Vorsorgeuntersuchungen gezielt auf die genannten chronischen Erkrankungen hin gescreent werden.“ Das Risiko für die Entwicklung einer chronischen Erkrankung könne aber auch ein gesunder Lebensstil senken, betonen die Wissenschaftler. Dazu gehören eine gesunde Ernährung, eine zuverlässige Asthma-Kontrolle mit so wenig Medikamenten wie möglich und eine regelmäßige, alljährlich stattfindende Untersuchung beim Lungenfacharzt.
Quelle:
Chest (2006), Vol. 129, Seite 285-291
Zusammenfassung (abstract)