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Zellschutz für die Lunge während einer Chemotherapie

Eine neue Art von Immunzellen, die eine Chemotherapie überstehen und die Lunge gegen bakterielle Erreger schützen, haben US-amerikanische Forscher entdeckt: sog. vaccine-induced macrophages (ViMs).

Infektionen während einer Chemotherapie sind eine große Gefahrenquelle, da die Abwehrkräfte der Betroffenen in dieser Phase der Immunsuppression zur Krebsbehandlung stark geschwächt sind. Jetzt haben US-amerikanische Forscher bei Mäusen eine neue Art von Immunzellen entdeckt – so genannte ViMs (abgekürzt aus dem Englischen vaccine-induced macrophages), die eine Chemotherapie überstehen und die Lunge gegen bakterielle Erreger schützen können (siehe PNAS, Online-Veröffentlichung am11.10.16).

In der Studie beobachteten die Forscher chemotherapeutisch immunsupprimierte Mäuse, die durch eine Infektion mit dem häufigen Atemwegskeim Pseudomonas aeruginosa lebensgefährlich bedroht waren. Wurden die Tiere aber gegen den Erreger geimpft (dreimal im Abstand von einer Woche, dann ein Monat Pause), konnte ihr Körper die Infektion bewältigen.

Da eine Impfung bei einem stark abgeschwächten Immunsystem eigentlich keine Wirkung haben dürfte, suchte das Team nach den möglichen Ursachen dieses Effekts. Dabei stießen sie auf eine bisher unbekannte Art von Fresszellen, auch Makrophagen genannt. Diese waren, wie weitere Experimente zeigten, dazu fähig, trotz chemotherapeutischer Behandlung in der Lunge zu überleben. Sie konnten sich sogar vermehren und eindringende Keime bekämpfen. Da sie sich offenbar nur durch eine Impfung (englisch: vaccine) aktivieren ließen, gaben die Wissenschaftler ihnen den Namen vaccine-induced macrophages (ViMs).

Übertrugen die Forscher solche ViMs in die Atemwege von vorher nicht geimpften immunsupprimierten Mäusen, konnten sie auch dort eine lebensbedrohliche Pseudomonas-Infektion erfolgreich abwenden. Daraus schlussfolgern die Autoren, dass die ViMs den entscheidenden Effekt vermitteln. Woher sie genau stammen, ist bisher noch nicht abschließend geklärt. Die Wissenschaftler vermuten aber Vorläufer in der Lunge (sog. Alveolarmakrophagen), da eine andere mögliche Quelle für Makrophagen – das Knochenmark – nach einer Chemotherapie eher ausscheide. Auch der Mechanismus, wie sich ViMs vor der Chemotherapie schützen, sei noch näher zu erforschen.

Ob dieser Schutzmechanismus von Mäusen auf Menschen übertragbar ist, können die Forscher aktuell noch nicht sagen. Ihr Ziel könne es aber auch sein, diesen Effekt therapeutisch herbeizuführen, so die Autoren. Deshalb wollen die Forscher künftig untersuchen, ob und wie man ViMs auch in immunsupprimierten Krebspatienten zum Einsatz bringen könnte.

Quelle: Pressemitteilung des St. Jude Children’s Research Hospital vom 26.9.16 & Lungeninformationsdienst vom 10.10.16