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Zeitbombe Asbest tickt weiter

Obwohl Asbest in Deutschland längst verboten ist, muss ab 2010 mit bis zu 110.000 Patienten gerechnet werden, die an einer Asbestsstaublunge erkrankt sind, warnt Prof. Dieter Köhler, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP)....

Obwohl Asbest in Deutschland seit 1993 verboten ist, wird der Höhepunkt an Asbest bedingten Erkrankungen erst zwischen 2010 und 2020 erwartet. „Dann muss hier zu Lande mit bis zu 110.000 Fällen gerechnet werden,“ warnt Prof. Dieter Köhler, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) und Leiter der Fachklinik Kloster Grafschaft in Schmallenberg. „Das liegt an der langen Inkubationszeit von 10 bis 40 Jahren, die vom Beginn einer Belastung mit Asbest bis zum Auftreten der ersten Krankheitsbeschwerden vergehen kann. Schon jetzt gibt es unter den Berufserkrankungen mehr Tote durch Asbest als tödliche Arbeitsunfälle.“ Bis in die 70er Jahre galt Asbest wegen seiner großen Widerstandsfähigkeit gegenüber Hitze, Säuren und physischer Einwirkung als das bevorzugte Material in der Bauindustrie und fand zum Beispiel als Dämmstoff, Feuerschutz oder in Autobremsen breite Anwendung. Entsprechend viele Menschen gibt es, die bei der Arbeit mit Asbest- oder quarzhaltigem Staub in Kontakt gekommen sind. Spitzenwerte in der Asbest-Produktion wurden vor etwa 30 Jahren erreicht, Ende der 70er Jahre setzte dann die Sanierung von Asbest belasteten Gebäuden ein.

Asbest bedingte Berufskrankheiten enden meist tödlich
„Unter den Berufserkrankungen treten Staublunge durch Asbest (Asbestose), Asbest verursachte Bronchialkarzinome (Lungenkrebs) und Tumoren (Mesotheliome) besonders häufig auf und verlaufen meistens tödlich“, erläutert Köhler. „Einer der bösartigsten Tumore ist das Brustfell-Mesotheliom (Pleuramesotheliom). Hier registrieren wir bezüglich der gemeldeten Fallzahlen gegenwärtig bereits eine Zunahme um etwa 200 pro Jahr. Grundsätzlich ist das Krebsrisiko umso höher, je länger und je intensiver man Asbest ausgesetzt ist und die mikroskopisch kleinen, spitzen Fasern dieses Minerals einatmet. Tückischerweise wird eine von Asbest ausgelöste Krebserkrankung der Lunge oft erst entdeckt, wenn sich die Krebszellen bereits im Rippenfell weit ausgebreitet haben oder über die Blutbahn gestreut wurden und in weiteren Organen Tochtertumore (Metastasen) gebildet haben. Dann ist es für Abhilfe oft zu spät. Deshalb ist Früherkennung so besonders wichtig.“

Regelmäßige Lungenfunktionskontrolle zur Früherkennung erforderlich
„Daher empfehlen wir bei beruflicher Staubbelastung - selbst wenn sie schon Jahre- oder Jahrzehntelang zurückliegen sollte - regelmäßig zum Lungenfacharzt zu gehen, um eine Lungenfunktionskontrolle und eine Röntgenuntersuchung (meist auch eine Computertomografie) durchführen zu lassen“, betont Köhler. „Vor allem bei gleichzeitigem Rauchen und anderen Risikotätigkeiten, und insbesondere wenn bereits Atembeschwerden (Kurzatmigkeit bei körperlicher Belastung, länger anhaltender Husten ungeklärter Ursache) auftreten, sollte man zum Arzt gehen. Nur eine möglichst frühzeitige Erkennung und Behandlung der Asbeststaublunge kann die Entwicklung schwerwiegender Krankheitsfolgen verhindern bzw. auf Jahre hinaus verzögern.“ Lesen Sie hier auf unserem Patienteninformationsportal weitere, ausführliche Informationen über Risikofaktoren und Untersuchungsmethoden zur Diagnose von Staublungenerkrankungen.