Raucher haben ein rund doppelt so hohes Risiko für Zahnausfall wie Nichtraucher. Außerdem bekommen sie wesentlich öfter Kieferentzündungen und riskieren tödlich verlaufende Krebserkrankungen in der Mundhöhle. Darauf weisen das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg und die Bundeszahnärztekammer in einem gemeinsamen Report zum Thema Rauchen und Mundgesundheit hin. Konsequent auf das Rauchen zu verzichten, sei die beste Vorbeugung.
Tabakkonsum ist dem DKFZ zufolge die wichtigste einzelne vermeidbare Ursache für Krankheit und Tod. Tabakrauch enthalte mehr als 4.800 Substanzen, von denen rund 250 giftig und weitere 90 krebserregend sind oder im diesem Verdacht stehen. Raucher leiden wesentlich häufiger unter Zahnfleischerkrankungen wie Parodontose, die zur Lockerung der Zähne führen. Gleichzeitig tragen die Schadstoffe aus dem Tabakrauch dazu bei, dass über das Immunsystem der Kieferknochen zerstört wird. In der Folge werden die Zähne locker und fallen aus. Da bei Rauchern Wunden schlechter verheilen, verläuft bei ihnen ein Ersatz der verlorenen Zähne durch Implantate oft nicht erfolgreich.
„Besonders tückisch ist dabei, dass Rauchen das Zahnfleischbluten unterdrückt, welches ein typisches Zeichen einer Parodontitis und ein Warnhinweis für die Erkrankung ist“, schreiben die Autoren des Reports. Die Betroffenen würden dadurch lange Zeit nichts von ihrer Krankheit bemerken. Mehr als 70 Prozent der Patienten mit einer chronischen Parodontalerkrankung seien Raucher. Bei ihnen sei das Risiko für diese Krankheit fünf- bis sechsmal höher als bei Nichtrauchern. Die Erkrankung verlaufe umso schwerer, je mehr und je länger der Patient rauche.
Wenn werdende Mütter rauchen, gefährden sie durch die Schadstoffe zum Beispiel auch die Entwicklung des Kieferknochens ihres ungeborenen Kindes. Kinder rauchender Mütter haben dadurch nach Angaben des DKFZ ein doppelt so hohes Risiko für Lippen-Kiefer-Gaumenspalten wie Kinder von Nichtraucherinnen.
Rauchen schädigt aber nicht nur Zähne und Zahnfleisch, sondern kann auch Mundhöhlenkrebs verursachen: Je nach Tabakmenge haben Raucher ein bis zu sechsmal höheres Erkrankungsrisiko. „In Deutschland erkranken jedes Jahr etwa 10.000 Menschen an Krebs der Mundhöhle und des Rachens und rund 4.500 sterben daran - vor allem Männer“, betont die Vorsorgeexpertin des DKFZ, Martina Pötschke-Langer. 2007 standen diese Erkrankungen bei Männern an Platz 7 und bei Frauen an 16. Stelle der Krebstodesursachen.
Künftig sollen auch die Zahnärzte verstärkt beim Rauchstopp mithelfen. „In Deutschland gehen rund 76 Prozent der Erwachsenen und etwa 66 Prozent der Jugendlichen mindestens einmal im Jahr zum Zahnarzt“, berichtet Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer. Diese Besuche seien eine gute Möglichkeit, über die Risiken aufzuklären. Einfach umsetzbare Hilfsstrategien für die Raucherberatung seien auch dem neuen Report zu entnehmen.