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Würmer können auch von Vorteil sein

Die Vorstellung, einen Wurm im Darm sitzen zu haben, mag eklig sein. Andererseits scheinen Infektionen mit Parasiten einen effektiven Schutz vor der Entwicklung von allergischen Erkrankungen wie Asthma und Heuschnupfen zu bieten.

Hakenwürmer sind Darmparasiten, die sich über Millionen von Jahren an ihren Wirt, den Menschen, optimal angepasst haben. Dabei entwickelten sie einen Weg, die Abwehrreaktionen des menschlichen Immunsystems herunterzuregeln, um länger im Darm überleben zu können. Genau aus diesem Grund scheinen Würmer den Menschen auch vor allergischen Reaktionen wie Asthma bronchiale und Heuschnupfen zu schützen. Das berichten britische Forscher von der Universität von Nottingham, die gemeinsam mit Ärzten des Khanh Hoa Provincial Health Service in Zentral-Vietnam eine Feldstudie durchgeführt haben. Die Arbeitsgruppe um Dr. Carsten Flohr hat 1600 vietnamesische Kinder aus vier benachbarten ländlichen Gemeinden im Alter von sechs bis achtzehn Jahren unter anderem darauf hin untersucht, wie oft bei ihnen Hakenwurminfektionen auftreten und ob sie eine Sensibilität gegenüber herkömmlichen Allergenen wie zum Beispiel Hausstaubmilben entwickelt haben. Dabei stellte sich heraus, dass Kinder mit dem stärksten Wurmbefall am seltensten allergische Reaktionen auf Hausstaubmilben zeigten.

Die Ergebnisse stützen die so genannte „Hygiene-Hypothese“. Diese führt die zunehmende Verbreitung von Allergien und Asthma in den Industrieländern auf die verbesserten sanitären Verhältnisse und die teils übertrieben gründliche, möglichst porentief-keimfreie Hygiene zurück. Bei einer mangelnden Auseinanderersetzung mit Bakterien und Parasiten gehen Mediziner davon aus, dass das menschliche Immunsystem unausgelastet ist und deshalb auf Allergene überschießend reagiert. Derzeit untersucht Flohr in einer weiteren, noch laufenden Studie in Vietnam, ob eine regelmäßige Entwurmung von Schulkindern sich auf die Häufigkeit von Allergien auswirkt. Damit möchte er endgültig klären, ob parasitäre Infektionen tatsächlich – und nicht nur zufällig - vor Allergien schützen können. Wenn die Ergebnisse seine Vermutung bestätigen sollten, braucht aber niemand zu befürchten, künftig Würmer schlucken zu müssen, um einer allergisch bedingten Erkrankung vorzubeugen. Vielmehr sei vorstellbar, dass Medikamente entwickelt werden, die das übereifrige Immunsystem eines Allergikers ähnlich wie eine Hakenwurminfektion in Schach zu halten vermögen. Unterdessen wird in zwei weiteren Untersuchungen an der University of Nottingham überprüft, ob auch die Krankheitsbeschwerden von Patienten mit Heuschnupfen oder der chronischen Darmerkrankung Morbus Crohn durch eine Hakenwurminfektion abgemildert werden können.

Quelle: Universität von Nottingham