Heutzutage verbringen Menschen durchschnittlich 90% ihrer Lebenszeit in Innenräumen – sei es am Arbeitsplatz, in der Schule, beim Einkaufen oder im Fitnessclub. In allen Räumen, die wir im Alltag nutzen, sind zusätzlich zu den Belastungen durch die Außenluft weitere Schadstoffe vorhanden. So können sich innerhalb der eigenen vier Wände vielerlei Chemikalien anreichern, die aus der Ausstattung und aus Artikeln des täglichen Bedarfs stammen – wie zum Beispiel Reinigungsmittel, Farben, Lacke etc. Besonders stark belastet sind allerdings Wohnungen von Rauchern, in denen sich noch zusätzlich die Schadstoffe aus dem Zigarettenqualm ansammeln. Deshalb warnt das Umweltbundesamt (UBA) vor den erheblichen Gesundheitsgefahren speziell für Kinder, deren Eltern in der Wohnung rauchen. „Zum Beispiel überschreitet die Benzolkonzentration in 45 Prozent der Haushalte, in denen täglich geraucht wird, und in denen Kinder leben, den ab 2010 geltenden EU-Grenzwert für Benzol in der Außenluft“, erklärt UBA-Präsident Andreas Troge. Da sich Kinder bis zu 16 Stunden am Tag in Innenräumen aufhielten, stelle das eine erhebliche Belastung dar. In hoher Konzentration führt Benzol zu Schädigungen der Leber, der Nieren und des Knochenmarkes. Aber auch geringe Konzentrationen sind nicht unbedenklich, da dieser Stoff auch Krebs erzeugen kann.
Während ein Viertel des Zigarettenrauches von der rauchenden Person als "Hauptstromrauch" inhaliert wird, gehen drei Viertel beim Ausatmen und beim bloßen Glimmen der Zigarette zwischen den einzelnen Zügen als "Nebenstromrauch" in die Umgebungsluft über. Dieser Nebenstromrauch ist reich an schädlichen (meist Krebs erzeugenden) chemischen Verbindungen wie Phenol, Formaldehyd, Benzol und polykondensierten aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK), Azaarenen und Nitrosaminen. Da der Nebenstromrauch bei wesentlich geringeren Temperaturen als der Hauptstromrauch entsteht, sind diese beiden Raucharten unterschiedlich zusammengesetzt. So können Krebs erregende Substanzen im Nebenstrom in einer bis zu 100mal (!) höheren Konzentration enthalten sein als im Hauptstrom. Wer sich in einem verqualmten Raum aufhält, atmet pro Stunde so viele Giftstoffe ein, wie wenn er selbst eine Zigarette rauchen würde.
In den letzten Jahren mehren sich die Hinweise, dass Kleinkinder unter fünf Jahren, deren Eltern rauchen, häufiger an Leukämie oder an einem Lymphom erkranken. Auch laufen sie Gefahr, doppelt so häufig wegen Lungenentzündung ins Krankenhaus eingeliefert werden zu müssen als Kinder aus Nicht-Raucher-Haushalten. Mittelohr- und Gehirnhautentzündungen sind offenbar ebenfalls häufig auf das Passivrauchen zurückzuführen. Sogar auf die ihrer Kinder im Erwachsenenalter haben die Rauchgewohnheiten der Eltern einen Einfluss: Männer, in deren Kindheit die Eltern geraucht haben, erkranken häufiger an Asthma bronchiale und chronischer Bronchitis als Männer aus rauchfreien Familien. Frauen, deren Mütter während der Schwangerschaft geraucht haben, entwickeln im späteren Leben häufiger Asthmasymptome.
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