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Wohnortnähe zur Stahlindustrie kann der Lunge schaden

Im Umfeld von Edelstahlproduzenten finden sich erhöhte Nickel- und Chromwerte in der Außenluft, die bei Kindern, die dort aufwachsen, zu Atemwegsbeschwerden oder auch Lungenerkrankungen führen können. Das Umweltministerium NRW will sich daher für eine bessere Luftqualität an den betroffenen Standorten einsetzen.

Kinder, die in der Nähe von Edelstahlproduzenten leben, haben offenbar vermehrt unter Atemwegserkrankungen wie allergischem Asthma, Bronchitis und Nasennebenhöhlenentzündung zu leiden. Das geht aus den ersten Ergebnissen einer wissenschaftlichen Studie hervor, die das Umweltministerium Nordrheinwestfalen in Auftrag gegeben hat. Die Untersuchungen wurden durch das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) koordiniert und mit Unterstützung der kommunalen Gesundheitsämter von der Abteilung für Hygiene, Sozial- und Umweltmedizin der Ruhr-Universität Bochum (RUB) und dem Institut für umweltmedizinische Forschung Düsseldorf (IUF) durchgeführt. Daran teil nahmen 700 Kinder mit ihren Müttern, die im Umfeld von Edelstahlproduzenten in Krefeld-Stahldorf, Bochum, Witten und Siegen leben. Die erhöhten Nickel- und Chromwerte in der Außenluft and diesen Standorten konnten auch im Urin der Studienteilnehmer nachgewiesen werden.

Nickel ist der häufigste Auslöser für Kontaktallergien. Manche gegen Nickel sensibilisierten Menschen (etwa 1 %) reagieren auch beim Verzehr von Speisen, die Nickel enthalten, mit einer allergischen Reaktion. Bestimmte Chrom-Verbindungen können über die Atemwege in den Körper gelangen und das Lungengewebe schädigen. Menschen, die chronisch solchen Verbindungen ausgesetzt sind, haben auch ein erhöhtes Risiko für Lungenkrebs.

Im Hinblick auf die Studienergebnisse erklärte der nordrheinwestfälische Umweltminister Eckhard Uhlenberg (CDU): „Die Anzahl an industriellen Belastungsschwerpunkten in Nordrhein-Westfalen ist zwar in den vergangenen Jahren auch aufgrund von umfangreichen technischen Umweltschutzmaßnahmen kontinuierlich zurückgegangen. Gleichwohl gibt es aber noch einzelne Standorte aus dem Bereich der Stahlindustrie – insbesondere dort, wo eine historisch gewachsene räumliche Nähe zwischen industrieller Nutzung und Wohnnutzung fortbesteht –, in deren Umfeld relativ hohe Immissionsbelastungen festgestellt werden. Die Untersuchungsergebnisse unterstreichen, dass weitere Anstrengungen erforderlich sind, um die Luftqualität an solchen Standorten zu verbessern. Hierfür wird sich das Umweltministerium auch weiterhin mit großem Nachdruck einsetzen.“ Ein Abschlussbericht mit detaillierter Auswertung der Ergebnisse soll im März 2009 veröffentlicht werden.