Die Therapie von COPD-Patienten mit cortisonhaltigen Medikamenten – so genannten inhalierbaren Corticosteroiden (ICS) - wurde in den letzten 10 Jahren immer wieder kontrovers diskutiert: Einerseits besteht kein Zweifel darüber, dass diese Medikamente bei einer anderen, verwandten Lungenerkrankung wie Asthma bronchiale sehr wirksam sind. Andererseits gibt es Wissenschaftler, die davon überzeugt sind, dass sich die zugrundeliegenden Entzündungsprozesse bei Asthma und COPD so deutlich voneinander unterscheiden, dass ein und dasselbe Medikament zur Behandlung der beiden Atemwegserkrankungen keine vergleichbare Wirksamkeit haben könnten. Bisherige klinische Studien weisen zwar darauf hin, dass ICS das Auftreten von Verschlechterungsschüben verringern und die gesundheitliche Verfassung von COPD-Patienten verbessern. Ob sie sich auch auf die Sterblichkeitsrate auswirken, ist allerdings unklar. Um diese Frage endlich definitiv zu klären, hat ein kanadisches Forscherteam unter Leitung von Dr. Donald D. Sin am St. Paul’s Hospital in Vancouver die Daten von 7 Untersuchungen an über 5000 Patienten zusammengefasst, um die Wirkung von ICS mit der einer Plazebo-Zuckerpille bei Patienten mit stabiler COPD während einer Dauer von mindestens 12 Monaten zu vergleichen.
Wie das Ergebnis der Untersuchung, das in der Fachzeitschrift Thorax veröffentlicht wurde, zeigt, verringern die ICS die Sterblichkeitsrate von COPD-Patienten im Vergleich zum Plazebo um 25%, wobei dieser günstige Effekt vor allem bei Frauen und Ex-Rauchern zum Tragen kam. Das sei ein großer und bedeutender Unterschied, kommentiert Sin. Er hoffe, dass diese Studie endlich alle verbleibenden Zweifel über die Wirksamkeit einer ICS-Therapie für COPD-Patienten aus dem Weg räumen könne. Allerdings seien noch weitere Untersuchungen erforderlich, um zu überprüfen, ob der ermittelte Überlebensvorteil auch über zwei bis drei Jahre hinweg anhält.
Quelle: Thorax 2005, Vol. 60, Seite 992-997 Zusammenfassung (abstract)