Asthma und COPD sind zwei völlig verschiedene Erkrankungen. Sie unterscheiden sich in Ursachen, Verlauf und Prognose. Diese obstruktiven Erkrankungen von Lunge und Atemwegen erfordern trotz ähnlicher Beschwerden (Luftnot!) unterschiedliche Therapien. Die Differentialdiagnose ist daher außerordentlich wichtig. Da es sich um häufig vorkommende Erkrankungen mit immer größerer sozioökonomischer Bedeutung – also echte Volkskrankheiten – handelt, stehen im Internet nationale Versorgungsleitlinien für Asthma und COPD zur Verfügung.
COPD wird in erster Linie durch Rauchen verursacht. Erstes Anzeichen ist Husten, der mit der Zeit immer hartnäckiger wird und die Betroffenen vor allem morgens quält. Hinzu kommt Auswurf, der langsam zäher wird und immer schwerer abzuhusten ist. Die Patienten leiden unter Atemnot, zunächst nur bei Belastung, später auch in Ruhe. Die Krankheit hat im Regelfall einen fortschreitenden (progredienten) Verlauf.
Nach WHO-Definition liegt eine chronische Bronchitis dann vor, wenn Husten und Auswurf über wenigstens drei Monate in mindestens zwei aufeinanderfolgenden Jahren bestehen. Kennzeichen einer chronisch-obstruktiven Bronchitis ist außerdem eine dauerhafte Atemwegsverengung (Obstruktion), die keine größeren Veränderungen (Variabilität) aufweist.
Beim Lungenemphysem kommt es zu einer nicht wieder umkehrbaren (irreversiblen) Überblähung und Zerstörung der Lungenbläschen in den kleinsten Verästelungen der Bronchien, was bei den meisten Erkrankten mit einer erheblichen Einschränkung der Lungenfunktion einhergeht, wobei es verschiedene Zerstörungsgrade gibt. Dementsprechend wurden bisher verschiedene Phänotypen und Schweregrade der Erkrankung unterschieden, auf die Herr Prof. Teschler im Vortrag noch näher eingehen wird. Auch eine Einteilung Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease (GOLD) in vier Schweregrade, die sowohl die Lungenfunktion als auch die Lebensqualität der Patienten (gemäß CAT-Score = COPD Assessment Test) berücksichtigt, wird Prof. Teschler auf dem Symposium 2012 in Hattingen vorstellen.
Asthma ist eine der häufigsten chronischen Erkrankungen, die bei ca.10 % der kindlichen und 5 % der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland vorkommt. Es handelt sich um eine chronisch entzündliche Erkrankung der Atemwege, die durch eine bronchiale Überempfindlichkeit (Hyperreagibilität) und – im Gegensatz zur COPD – durch eine veränderliche (variable) Atemwegsobstruktion charakterisiert ist. Drei Formen von Asthma werden unterschieden: allergisches Asthma, nicht-allergisches (intrinsisches) Asthma aufgrund von Infektionen sowie Mischformen. Zum Beispiel kann bei einem anfänglich allergischen Asthma im Krankheitsverlauf die intrinsische Komponente in den Vordergrund treten.
Zusammenfassend gesagt sind in der Differenzialdiagnostik von Asthma und COPD die folgenden drei Charakteristika besonders wichtig: das Krankheitsbild des Patienten aus klinischer Sicht, das Ausmaß der Rückbildungsfähigkeit der Bronchienverengung und das Ausmaß der Überempfindlichkeit der Bronchien (variable Hyperreagibilität). Erste Anhaltspunkte liefert die Krankheitsgeschichte bei der Befragung des Patienten (Anamnese): Asthma macht sich meist im Kindes- und Jugendalter bemerkbar, die COPD beginnt typischerweise erst in der zweiten Lebenshälfte und entwickelt sich schleichend.
Kennzeichnend für Asthma sind anfallsartig auftretende Atemnot und/oder Hustenattacken, aber auch chronischer Husten kann das alleinige Merkmal darstellen (dann spricht man vom Husten als Asthmaäquivalent). Die Lungenfunktionsanalyse ergibt bei Asthma eine teilweise oder vollständig rückbildbare Bronchienverengung nach Gabe von bestimmten Bronchien erweiternden Medikamenten (Bronchodilatatoren) sowie eine ausgeprägte Überempfindlichkeit (variable Hyperreagibilität) der Bronchien. Die vollständige Rückbildbarkeit der bronchialen Verengung schließt eine leichte COPD zwar nicht aus, spricht aber im Regelfall für Asthma. Asthmatiker erleben einen häufigen und oft saisonalen Wechsel zwischen gesünderen und kränkeren Phasen, demgegenüber zeigt die COPD einen fortschreitenden Verlauf mit kontinuierlicher oder in Schüben verlaufender Verschlechterung. Die Schübe werden auch Exazerbationen genannt.
Patienten mit Merkmalen beider Erkrankungen können der Kombination aus Asthma und COPD zugeordnet werden. Die Behandlung sollte dem jeweiligen Schweregrad beider Erkrankungen und bei COPD zusätzlich dem Exazerbationsmuster und den Begleiterkrankungen angepasst werden.
Quelle: Vortrag von Prof. Helmut Teschler, Facharzt für Innere Medizin, Lungen- und Bronchialheilkunde, Allergologie, Schlafmedizin sowie Chefarzt der Pneumologie Ruhrlandklinik - Westdeutsches Lungenzentrum am Universitätsklinikum Essen, auf dem 6. Symposium Lunge am Samstag, den 12. Oktober 2013 in Hattingen
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Organisationsbüro Symposium-Lunge 2013
Jens Lingemann
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