Wenn ein Asthmatiker einen Anfall erleidet, wissen die meisten Menschen (rund neunzig Prozent) nicht, was sie tun sollen. Dabei könnten schon ein paar wenige, einfache Handlungsschritte dem betreffenden Asthmatiker das Leben retten. Darauf weisen die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in Werne hin. „Die chronisch entzündeten Bronchien von Asthmatikern sind überempfindlich und reagieren auf bestimmte, eigentlich harmlose Reize (Trigger) mit einer heftigen Abwehrreaktion: Sie verengen sich krampfartig, wobei die Schleimhäute in den Bronchialwänden anschwellen und übermäßig viel zähen Schleim bilden“, erläutert Prof. Dieter Köhler vom wissenschaftlichen Beirat der DGP und ehemaliger Ärztlicher Direktor der Lungenfachklinik Kloster Grafschaft in Schmallenberg. „Die Folge ist eine mehr oder weniger ausgeprägte Atemwegsverengung. So kommt es bei einem schweren Asthmaanfall zu akuter Luftnot." Betroffene sind unfähig, längere Sätze zu sprechen und versuchen wegen der vermehrten Atemanstrengung zusätzlich zu den normalen Atemmuskeln auch die Atemhilfsmuskulatur (d.h. Teile der Brust-, Rücken-, Schultergürtelmuskulatur) mit einzubeziehen. Ihre Atmung wird schneller (mehr als 25x Atemzüge pro Minute), gleichzeitig aber auch oberflächlicher. Der Puls wird schwächer und es kann zu Bewussteinsstörungen, Unruhe und Sauerstoffmangel (mit bläulich verfärbten Nagelbetten und Lippen) kommen. „Diese Beschwerden können entweder rasch oder auch allmählich innerhalb weniger Stunden zu einer schweren Beeinträchtigung des Patienten und ohne Behandlung zum Tod führen. Zum Glück sind Asthmaanfälle, die innerhalb von Minuten zu Bewusstlosigkeit führen sehr selten", betont Köhler.
Atem erleichternde Körperstellung und Asthmamedikament einnehmenBei einsetzender Atemnot sollte der Patient als Erstes eine Atem erleichternde Körperstellung einnehmen. „Das Prinzip besteht darin, den Brustkorb durch das Abstützen der Arme vom Gewicht der Schultern zu befreien, um dadurch besser durchatmen zu können“, erklärt Köhler. „Dazu kann sich der Betreffende hinsetzen, den Oberkörper vorbeugen und die Unterarme auf den Oberschenkeln (oder z.B. auf einer Tischplatte) abstützen – das nennt man den Kutschersitz. Oder der Patient geht in Torwarthaltung, indem er sich hüftbreit stehend und leicht vorgebeugt mit den Händen auf die Knie oder die Oberschenkel abstützt. Einengende Kleidung sollte gelockert werden. Dann ist es wichtig, den Patienten dabei zu unterstützen, dass er sein Asthma-Notfallmedikament anwendet, welches er als Asthmatiker in der Regel immer bei sich tragen sollte. Das sollte möglichst ruhig und keinesfalls gehetzt oder panisch vonstatten gehen, um keine Ängste zu schüren, wobei der Patient je nach Bedarf gleich mehrere Züge bzw. Stöße hintereinander aus dem Inhalator zu sich nehmen darf. Dank der Bronchien erweiternden Wirkung des Medikaments sollte es dem Betroffenen dann meist auch schnell schon wieder besser gehen.“
Demonstrativ Ruhe bewahrenNur wenn das nichts helfen sollte und sich der Zustand des Patienten zusehends verschlechtert, ist ein Notarzt zu rufen, wobei am Telefon der akute Asthmaanfall als Grund für den Anruf, Alter und Geschlecht des Betroffenen sowie der genaue Ort zur Abholung angegeben werden sollten. „Bis der Notarzt kommt, sollte man dem Patienten mindestens einmal pro Minute sein typisches Asthmamedikament, das inhalative Steroid, inhalieren lassen. Das Beta-2-Mimetikum zur sofortigen Erweiterung der Bronchien mit Besserung der Luftnot, kann auch mehrfach inhaliert werden - allerdings nicht mehr als 4 bis 6 Hübe pro Minute, um keine Überdosis zu verursachen“, betont Köhler. „Am allerwichtigsten ist es dabei, demonstrativ Ruhe zu bewahren und jede Panik zu vermeiden, damit sich der Patient nicht noch mehr aufregt und wieder weitgehend beruhigen kann. Aus diesem Grund sollten z.B. auch Schaulustige auf Entfernung gehalten werden.“
Quelle: äin-red
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