Ein Forscherteam um den Wissenschaftler Dr. Walter St. John von der Universität in Bristol hat eine Gruppe von Nervenzellen entdeckt, die darauf spezialisiert sind in Notfallsituationen, wenn die Atmung aussetzt, ein Schnappen nach Luft auszulösen. Sie vermuten, dass ein Mangel an diesen speziellen Zellen - zum Beispiel infolge einer Genveränderung (Mutation) - die Ursache für so manchen Fall von plötzlichem Kindstod sein könnte.
Spezielle Schrittmacherneurone steuern im Notfall das Schnappen nach Luft
Der plötzliche Kindstod gehört zu den häufigsten Todesursachen bei Kindern unter einem Jahr. Sein Auftreten wird schön länger auf ein Versagen des Einatmens zurückgeführt - bloß der Grund dafür war bisher nicht bekannt. Während an der Steuerung der normalen Atmung eine ganze Reihe verschiedener Nervenzellen beteiligt sind, spielen beim Atmungsreflex hoch spezialisierte Zellen, die so genannten Schrittmacherneurone, eine entscheidende Rolle. Wenn die normale Atmung aussetzt, werden diese als eine Art Hilfssystem aktiviert. Sie lösen das entscheidende Luftschnappen aus, welches ein Überleben noch ermöglichen kann: Das Gehirn wird wieder mit Sauerstoff versorgt und veranlasst das Herz, den ausgesetzten Herzschlag wieder aufzunehmen und weiter zu schlagen, bis schließlich auch die normale Atmung wieder einsetzt.
Bei Sauerstoffmangel öffnen sich kleine Poren
Wie Team um Studienleiter Walter St. John herausgefunden hat, wird dieser spezielle Notfallmechanismus über kleine Poren (so genannte Natrium-Kanäle) gesteuert, die sich bei Sauerstoffmangel öffnen, so dass Natrium-Ionen einströmen können, die dann die gesamte Kaskade der genannten Folgereaktionen von Lunge, Gehirn und Herz „anstoßen“. Die Forscher konnten zeigen, dass ein experimentelles Blockieren dieser Poren die Notfallatmung ausschaltet, was nach Aussetzen der normalen Atmung zu Herzversagen und damit Tod führt. Ähnliche Konsequenzen können auch genetische Defekte, die die Ausbildung und Steuerung dieser Poren betreffen, haben. Solche Genveränderungen (Mutationen) bei kleinen Kindern könnten dann zum plötzlichem Kindstod führen, schlussfolgern die Wissenschaftler.
Quellen:
www.medscape.com (news from February, 13, 2006)